Kurzarbeit hat nicht mehr ganz so dramatisch zugenommen/ Inzwischen 41,14 Prozent der Arbeitnehmer im Landkreis betroffen
Arbeitslosigkeit steigt im Vergleich zum Vorjahr um 52,7 Prozent
Kreis Konstanz. Die Zahl der Arbeitslosen in der Region ist im Mai dramatisch gestiegen. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg waren zum Stichtag 16.849 Frauen und Männer ohne Beschäftigung gemeldet, 1.778 mehr als im Vormonat (plus 11,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr hat die Arbeitslosigkeit um 5.812 Menschen zugenommen. Dies entspricht einer Steigerung von 52,7 Prozent.
Im Mai sind bei der Agentur für Arbeit 738 neue Anzeigen auf Kurzarbeit eingegangen, wurde nun bekannt gegeben. Davon sind maximal 13.524 Frauen und Männer als Beschäftigte der Unternehmen betroffen. Damit sei zumindest erkennbar, dass die ganz große Welle der angezeigten Kurzarbeit allmählich auslaufe.
In der Summe sind somit von März bis Mai insgesamt 8.897 Anzeigen auf Kurzarbeit von Betrieben eingegangen. Darin wurden für 138.163 Menschen im Bezirk der Arbeitsagentur Kurzarbeit angezeigt. Im Bezirk der Arbeitsagentur gibt es 324.250 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer würde damit bei 42,6 Prozent für den Bezirk liegen.
Für den Landkreis Konstanz haben im Mai 235 weitere Unternehmen im Mai Kurzarbeit beantragt mit maximal 3504 betroffenen Personen. Die Zahl der Unternehmen, die seit März Kurzarbeit beantragten, steigt damit auf 3.249 Unternehmen mit maximal 44.638 Betroffenen. Bei zuletzt 103.484 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und 5,015 Auszubildenden im Landkreis (Stand 31. 12. 2019) wären das 41,14 Prozent der Beschäftigten, die in diesem Zeitraum von Kurzarbeit betroffen waren oder noch sind.
Besonders betroffen waren Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie, des Einzelhandels sowie des Hotellerie- und Gaststättengewerbes. „Wie viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tatsächlich in Kurzarbeit waren, wird sich erst mit einer zeitlichen Verzögerung von mehreren Monaten zeigen“, erklärt Jutta Driesch. Für Unternehmen gilt hier eine Frist von drei Monaten, um die tatsächliche Umsetzung der Kurzarbeit anzumelden. Auf der anderen Seite hat die Industrie ja begonnen, ihre Produktion wieder hochzufahren, was eine Verringerung der Betroffenen Personen schon jetzt bedeutet.
„Die Coronakrise hat den regionalen Arbeitsmarkt auf den Stand von 2009 zurückgeworfen. Damals waren im Mai annähernd gleich viel Menschen ohne Arbeit“, resümiert Jutta Driesch, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg.
Mit Blick auf die aktuelle Lage hält sie drei Punkte für besonders wichtig: „Erstens haben wir sichergestellt, dass die Abrechnung der Kurzarbeit schnellstmöglich erfolgt. Sobald die vollständigen Unterlagen bei uns eingegangen sind, erhalten die Betriebe innerhalb weniger Tage ihr Geld. Als nächstes werden wir unsere Anstrengungen in der Arbeitsvermittlung forcieren. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor aufnahmefähig, wenn auch nicht im gleichen Maß wie vor der Krise. Dennoch sind gut qualifizierte Mitarbeiter weiterhin gesucht.“ Zu guter Letzt, so die Chefin der Arbeitsagentur, steckt in jeder Krise auch eine Chance. „Nun bietet sich die Möglichkeit, in Weiterbildung und Qualifizierung zu investieren. Wir unterstützen dies mit einer Vielzahl an Fördermöglichkeiten. Weiterbildung ist eine Investition in die eigene Zukunft und in die der Unternehmen.“ Gute Beschäftigungsmöglichkeiten bieten sich derzeit vor allem in Gesundheitsberufen, im Handwerk sowie im Baugewerbe. Die Zahl der offenen Stellen ist freilich schon um 3.740 weniger als im Mai 2019 gesunken.
Im Landkreis Konstanz ist die Zahl auf 7.100 Arbeitslose (3.077 Frauen, 4.023 Männer) mit einem weiteren Plus von 659 zum Vormonat, nochmals hochgeschnellt. Die Arbeitslosenquote im Mai liegt bei 4,4 Prozent.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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