Die Radolfzeller Unternehmen in Zeiten von Corona
Zwischen Optimismus und Verzweiflung
Radolfzell. Das Coronavirus stellt auch die Radolfzeller Unternehmen und den Handel vor große Herausforderungen. Das öffentliche Leben steht weitestgehend still, Geschäfte und Kultureinrichtungen haben geschlossen um eine Ausbreitung des Virus einzudämmen. Derweil liegt Ware in den Lagern die nicht verkauft werden kann, während die Miete für die Geschäftsräume weiterfließen muss. »Die Stimmung unter den Radolfzeller Einzelhändlern ist betrübt, manche sind im Moment sogar panisch«, fasst Andreas Joos, der stellvertretende Vorsitzende der Radolfzeller Aktionsgemeinschaft die Situation zusammen. »Wir versuchen das beste daraus zu machen und haben seitens der Aktionsgemeinschaft auch einen Aufruf an die Bevölkerung gestartet, größere Einkäufe aufzuschieben, bis die Radolfzeller Einzelhändler wieder öffnen dürfen«, so Joos.
Aufruf zu kreativen Ideen
Zweirad Joos verfügt bereits seit geraumer Zeit über einen eigenen Onlineshop. Über diesen darf das Unternehmen weiter verkaufen. Die Mitarbeiter liefern derzeit hier in der Umgebung auch selbst aus. Auch die Werkstatt darf noch arbeiten, so Joos. Seiner Meinung nach ist es in dieser Zeit wichtig, innovativ zu sein. »Meiner Meinung nach ist es das wichtigste, dass die Einzelhändler jetzt trotz allem telefonisch erreichbar sind. Liefern dürfen die Einzelhändler ja, also wäre es beispielsweise eine Idee, Bestellungen anzunehmen und diese den Kunden nach hause zu liefern«, so Joos. Eine Möglichkeit für Lokale Unternehmen, ihre Leistungen in Zeiten der Corona-Krise öffentlich zu präsentieren bietet das Unternehmerschaufenster des WOCHENBLATTs (https://www.unternehmerschaufenster.de/).
Totales Neuland für Traditionsunternehmen
Hermann Kratt, hat durchaus Verständnis für die harten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, auch wenn »unsere Lager voll mit aktueller Ware sind, die bezahlt ist bzw. bezahlt werden muss. Dem entgegen haben wir keine Einnahmen. Bei vielen Artikeln handelt es sich um aktuelle Saisonware, die, wenn wir lange nicht mehr geöffnet haben dürfen, nicht mehr verkauft werden kann. Nun heißt es alle Maßnahmen, die zum Fortbestehen des Unternehmens beitragen, zu ergreifen«, so Kratt. Das Traditionskaufhaus der Familie Kratt am Radolfzeller Marktplatz will per Mail und Telefon weiter für seine Kunden da sein. Somit gebe es dennoch sehr viel zu tun, so Kratt. Im Hinblick auf die über hundertjährige Geschichte des Hauses ist Hermann Kratt sicher: »Unser Kaufhaus hat einen sehr guten Kundenstamm und ein ganz tolles Team an Mitarbeitern. Dies gibt uns hauptsächlich den Mut und den Optimismus für die Zukunft. Wir können auf einer guten Basis aufbauen. Sicherlich hilft uns auch unsere Erfahrung, wobei die momentane Situation für uns totales Neuland ist und sehr viel abfordert«.
Optimismus bewahren
Einen optimistischen Blick in die Zukunft hat sich Stefan Schlenker bewahrt. Als Handwerksbetrieb und Fliesen-Großhandel dürfen bei ihm im Haus die Geschäfte auch in Zeiten von Corona weiterlaufen. Hierbei gibt es aber im Moment viel zu koordinieren. »Klar wird das ganze ein Umbruch. Ich denke auch, dass wir bei einigen Baustellen Verzögerungen bekommen werden, weil manche Unternehmen mit ausländischen Arbeitskräften arbeiten, die in Zeiten von geschlossenen Grenzen wahrscheinlich nicht mehr ohne weiteres herkommen können«, schätzt Schlenker. Auch die Materialbeschaffung könnte seiner Meinung nach noch ein Problem werden, wenn die Lieferkette abreißt. »Man sieht das ja gerade am Beispiel der Automobilindustrie«. Trotz allem bleibt Schlenker optimistisch. »Wichtig ist, dass wir weiter machen. Ich erhoffe mir zudem, dass vielleicht ein besseres Bewusstsein für die Region entsteht, dass beispielsweise die regionalen Bauern als Lebensmittelproduzenten hier vor Ort profitieren können«, betont er.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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