Stella Maria Adorf las im Milchwerk ein Märchen der Edition See-Igel
Wortreiche Reise in die Welt der Fantasie
Radolfzell (rab). Was passiert, wenn der Funke der Liebe einen jungen Mann ganz unvermittelt trifft und lichterloh in Brand setzt? Schmetterlinge flattern, Glocken klingen, die süße Melodie des Herzens ertönt. Und was könnte diese Seelen-Symphonie besser zum Ausdruck bringen als Musik? Auch Klänge können manchmal mehr sagen als tausend Worte – das erlebten besonders die kleinen Zuhörer bei der Aufführung des Kinder-Wortkonzertes »Prinzessin Graues Mäuschen« vergangenen Sonntag im kleinen Saal des Radolfzeller Milchwerks.
In einem wunderschönen Zusammenspiel von Wort und Ton trug dort die Berliner Schauspielerin Stella Maria Adorf zusammen mit vier Musikern das in der Edition See-Igel aus Iznang erschienene Märchen den rund 150 anwesenden Zuhörern vor. Mit dabei waren zudem Franz Bach am Marimbaphon, Nina Karmon an der Violine, Lydia Bach an der Viola und Bernhard Lörcher am Violoncello. »Heute ist ein Festtag, weil ein lange gehegter Wunsch endlich in Erfüllung geht«, freute sich die Leiterin der Stadtbibliothek, Petra Wucherer, über die Aufführung. Schon lange hätten die Mitarbeiter der Bibliothek darauf gehofft, die Verleger der Edition See-Igel, Ute Kleeberg und Uwe Stoffel, für eine Aufführung einer ihrer berühmten Produktionen in Radolfzell zu gewinnen. Einen Termin zu finden sei nicht einfach gewesen: »Die beiden kennt man schließlich in der ganzen Welt!« Die Geschichte vom »Prinzessin Graues Mäuschen«, die Ute Kleeberg frei nach einer Idee der Gebrüder Grimm aufschrieb, wurde sogar mit dem Klassik-Echo ausgezeichnet. In der Edition erscheinen bekannte Märchen, die mit klassischer Musik vertont und von prominenten Schauspielern gelesen werden.
Wie wunderbar das klingt, demonstrierten die Darsteller den andächtig lauschenden Zuhörern im Milchwerk. Sie entführten die großen und kleinen Gäste nicht nur auf eine klangvolle und wortreiche Reise ins Reich der Fantasie, sondern zeigten auch, wie Musik einen gedanklich dann weitertragen kann, wenn der Sprache Grenzen gesetzt sind. Der junge Mann ist in der Geschichte übrigens natürlich ein schöner Prinz, der eines Tages in die Augen jener Frau schaut, die seine Seele zum Schwingen und Klingen bringt. Von ihrem Vater, dem König, verstoßen, muss sie als verzauberte graue Maus bei einer Frau im Walde leben. Doch die Geschichte wäre kein Märchen, wenn die Prinzessin nicht sowohl von ihrem tierischen Dasein erlöst würde als auch den Mann in ihre Arme schließen dürfte, mit dessen Herz ihr Herz im Gleichklang schlägt.
Die eindringliche, einfühlsame Stimme von Stella Maria Adorf erschuf dabei im Zusammenspiel mit den Tönen des Marimbaphons und der Streichinstrumente eine buchstäblich zauberhafte Atmosphäre, die sicher noch lange in den Köpfen der Zuhörer nachhallen wird.
Ein Interview mit Stella Maria Adorf zur Edition See-Igel gibt es nächste Woche im WOCHENBLATT.
- Nicole Rabanser
Autor:Redaktion aus Singen |
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