Dr. med. Achim Gowin gibt hilfreiche Tipps
Wie sich Senioren schützen können
Radolfzell. Gerade für ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen kann die Lungenkrankheit Covid-19 sehr gefährlich sein. Im Interview mit dem WOCHENBLATT gibt Dr. med. Achim Gowin, der Leiter des Radolfzeller Zentrums für Altersmedizin nützliche Tipps, wie sich Senioren schützen können.
Was können Seniorinnen und Senioren tun, abseits von regelmäßigem Händewaschen und Abstand halten, um auf Nummer sicher zu gehen?
Dr. Gowin: Im Moment ist eine gehaltvolle ausgeglichene Ernährung besonders wichtig. Also eben nicht Ravioli aus der Dose und Spagetti mit Tomatensoße, sondern frische vitaminreiche Kost, von der es im Gegensatz zu Klopapier und Pasta reichlich im Supermarkt gibt. Insbesondere einheimisches Obst, ergänzt durch zwei Apfelsinen und eine Banane am Tag sollten ebenso auf dem Speiseplan stehen, wie vitaminreiches Gemüse, z.B. Spinat, Broccoli usw. Als nächstes empfehle ich Bewegung und frische Luft, um den Immunstatus zu erhalten, bzw. zu verbessern. Selbst eine eventuelle Ausgangssperre heißt nicht, dass die mehrmals täglichen Gänge durch den Garten, auf den Balkon oder vor dem Haus entfallen müssen. Am besten ritualisieren Sie diese Tätigkeiten mehrmals am Tag, so dass auch Gleichförmigkeit und Langeweile keine Chance bekommen. Last not least ist auf die ausreichende Trinkmenge zu achten, die im Minimum 1,5 Liter betragen und am besten in festen Intervallen und kleinen Portionen aufgenommen werden sollte.
Was müssen pflegende Angehörige im Moment beachten, um ihre Lieben nicht in Gefahr zu bringen?
Dr. Gowin: Die pflegenden Angehörigen sind im Moment stark gefordert, insbesondere dann, wenn auch körperliche Pflege mit viel Nähe stattfindet. Diese sollten die Angehörigen nur dann durchführen, wenn sie auch wirklich Infektfrei sind und ihres Wissens auch kein Kontakt mit Corona Infizierten stattfand.
Bereits bei leicht erhöhten Temperaturen, Husten und katarrhalischen Symptomen bitte körperlich pflegerische Maßnahmen einstellen und an Infektfreies Familienmitglied oder vorübergehend professionelle Pflege oder Nachbarschaftshilfe übergeben.
Zu den basalen Pflegetätigkeiten sollten zur Zeit auch die tägliche Temperaturkontrolle und die Frage nach neu aufgetretenem Husten oder Luftnot gehören.
An einigen Orten gibt es schon Menschen oder Organisationen, die Einkaufsdienste anbieten, damit die Senioren das nicht mehr selbst tun müssen. Würden Sie den Senioren raten, eine solche Hilfe anzunehmen?
Dr. Gowin: Dort, wo es bereits nachbarschaftliche Einkaufsdienste gibt, sollten diese von alleinstehenden SeniorInnen unbedingt in Anspruch genommen werden. Die Supermärkte werden auch in absehbarer Zeit kaum verhinderbar von potentiell Corona infizierten Menschen aufgesucht werden und daher ist eine Separation älterer Menschen insbesondere mit Vorerkrankungen aus diesem Bereich empfehlenswert.
Also: lassen Sie Ihre Familie oder eben den Einkaufsdienst – wenn eben möglich – Ihre Einkäufe erledigen.
Viele ältere Menschen müssen regelmäßig zum Arzt. Gibt es dabei besondere Vorsichtsmaßnahmen zu beachten?
Dr. Gowin: Außer bei schwerwiegenden medizinischen Befindlichkeitsstörungen (z.B. Schmerzen, Luftnot, Blutdruck- oder Blutzuckerproblemen) sollten Sie Ihren Haus- oder Facharzt im Moment besser nicht aufsuchen. Besprechen Sie, wenn Sie ärztliche Hilfe benötigen, das weitere Vorgehen zunächst telefonisch mit Ihrem betreuenden Arzt; im Notfall, wenn Sie zeitnah niemanden erreichen können wählen Sie die 116 117.
Gibt es sonst noch etwas, was Sie Senioren in dieser Zeit mit auf den Weg geben möchten?
Dr. Gowin: Meine Empfehlung: kühlen Kopf behalten und an die Vorgaben unserer kompetenten Virologen, Epidemiologen und verantwortungsvoll agierenden Regierung halten!
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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