Dr. Gunter Langbein und Karl Steidle sprechen zur Steuerhinterziehung des Ehrenbürgers

»Werner Messmer hätte die Reißleine gezogen in Kenntnis der Konsequenz«

Radolfzell (gü). Werner Messmer: Ehrenbürger von Radolfzell. Wohltäter der gesamten Region. Großer Mäzen und Geschäftsmann. Und auch Steuerhinterzieher? Wie Dr. Gunter Langbein, Vorsitzender des Stiftungsrates, und Stiftungsvorstand Karl Steidle im Gespräch mit dem WOCHENBLATT mitteilten, sei die Steuerhinterziehung leider eine Tatsache, die sich 2008 bestätigt hat. Denn zwischen 2000 und 2007 hatte Werner Messmer die Erträge einer sogenannten Liechtensteiner Stiftung nicht versteuert. Die Steuernachzahlung belief sich nach Angaben Steidles auf 513.000 Euro. Noch einmal 500.000 Euro zahlte Messmer, damit von einem strafrechtlichen Verfahren abgesehen wurde. Das Verfahren gegen Messmer wurde daraufhin 2010 eingestellt. Das Land Nordrhein-Westfalen wurde auf die Steuerhinterziehung Messmers aufmerksam, nachdem sein Name auf einer Steuer-CD mit Kontoangaben und Daten aus Liechtenstein auftauchte. Im Gespräch mit dem WOCHENBLATT sprechen Langbein und Steidle über die Hintergründe der Steuerhinterziehung und über die möglichen Auswirkungen auf die »Werner und Erika Messmer«-Stiftung. Die Beiden zählen seit 2010 in ihrer Funktion als Vorsitzender des Stiftungsrates beziehungsweise Stiftungsvorstand der »Werner und Erika Messmer«-Stiftung zu den engsten Beratern Werner Messmers und dessen Familie.

WOCHENBLATT: Sind die gegen Werner Messmer erhobenen Vorwürfe haltbar?
Steidle: »Die Vorwürfe sind berechtigt gewesen. Über die CD wurden die Vorwürfe öffentlich. Somit musste sich Werner Messmer dieser Situation stellen. Die Steuerhinterziehung der Liechtensteiner Stiftung ist eine Tatsache. Nur dieses Fehlverhalten kann man nicht alleine der Privatperson Werner Messmer anlasten, vielmehr hatte er ja auch entsprechende Berater. Diese haben ihn in diesem Fall nicht objektiv und ordnungsgemäß beraten. Deshalb muss man hier die Frage stellen: Wem nützte diese Liechtensteiner Stiftung eigentlich? Er wurde einfach schlecht beraten, denn diese Art der Stiftung war nach deutschem Recht nicht steuerfrei. Ich bin absolut davon überzeugt, dass Werner Messmer die Reißleine gezogen hätte, wenn er sich der Konsequenzen bewusst gewesen wäre.«

WOCHENBLATT: Hat die Steuerhinterziehung Auswirkungen auf die »Werner und Erika Messmer«-Stiftung?
Steidle: »Die Liechtensteiner Stiftung von Werner Messmer hat absolut nichts mit der gemeinnützige »Werner und Erika Messmer«-Stiftung zu tun. Die Liechtensteiner Stiftung ist eine vermögensverwaltende Stiftung, die nicht auf seinen Namen läuft, sondern einen frei erfundenen Namen trägt.«
Langbein: »Am Wirken der Stiftung hat die Steuerhinterziehung nichts verändert und wird dies auch für die Zukunft nicht tun. Die »Werner und Erika Messmer-Stiftung« ist ein absoluter Glücksfall für die Stadt und die gesamte Region.«

WOCHENBLATT: Beschädigt die Steuerhinterziehung das Ansehen von Ehrenbürger Werner Messmer?
Langbein: Werner Messmer wird uns auch weiterhin als großer Gönner und Stifter in Erinnerung bleiben, das bleibt unbenommen. Es zeigt allerdings, dass wie wohl bei jedem Menschen gewisse Schwächen vorhanden waren. Aber ich nehme ihn hier ausdrücklich in Schutz: Ein Mensch, der so viel Geld hat, der wird umworben von Beratern, die Eigeninteressen haben in ihrer Beratung. Das und die daraus folgenden Konsequenz hatte Werner Messmer in diesem Fall nicht erkannt.«

Das Interview führte Matthias Güntert.

- Matthias Güntert