Radolfzell
Weiter ein emotionales Nein zum Grundstücksverkauf am Krankenhaus
Es war der erste Bürgerdialog, den der neue OB Simon Gröger am letzten Montag angeboten hatte auf dem Grundstück beim Radolfzeller Krankenhaus, das die Spitalstiftung verkaufen will, um damit den schon laufenden Neubau ihres Pflegeheims mitzufinanzieren und das in 2023 auch fertiggestellt werden soll. Es wurde ein höchst emotionales Treffen, bei dem deutlich wurde, wie viele Radolfzeller an diesem Stück verwildertem Obstgarten hängen und in dem die Ablehnung dieses Verkaufs überdeutlich gemacht wurde, was freilich die Spitalstiftung in die Bredouille bringen dürfte.
von Oliver Fiedler
Nach einer Begrüßung durch OB Simon Gröger, der zu diesem Thema auch schon reichlich Besuch im Rathaus bekam in den ersten drei Monaten seiner Amtszeit und der auch deutlich machte, dass dieses Thema hier nun diskutiert werden solle, weil es so viele Menschen bewegt, stellte Bürgermeisterin Monika Laule, in diesem Fall für die Spitalstiftung, die Sachlage nochmals vor. Seit Jahren sei der notwendige Neubau des Pflegeheims des Spitalfonds in der Planung gewesen, da aufgrund der neuen Heimverordnung, die eigentlich auch längst schon umgesetzt sein sollte, das historische Spital den Anforderungen nicht mehr entspreche. Für die Spitalstiftung sei es zwingend notwendig, den Neubau, der zum Baubeginn im letzten Jahr mit fast 20 Millionen Euro Baukosten veranschlagt wurde, aber wahrscheinlich durch die aktuellen Baukostensteigerungen um einiges teurer werden dürfte, durch den Verkauf dieses Grundstückes mitzufinanzieren. 2,5 Millionen Euro sind da eingeplant, der Verkehrswert dieses Grundstücks, zu dem die Spitalstiftung für den Bau des Krankenhauses in den Besitz kam; das Areal wurde im 19. Jahrhundert auch mal als Friedhof genutzt. Seit 2003 hat wiederum das Hegau-Bodensee-Klinikum das eigentliche Grundstück des Krankenhauses in Erbpacht übernommen, zunächst bis 2053. Auch OB Simon Gröger bekräftigte, dass man diesen Grundstücksverkauf benötige. Das Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde habe auch zu seinem Antrittsbesuch noch einmal unterstrichen, dass es von der Regel der Eigenkapitaldeckung nicht abkehre. Man könne nun freilich aber darüber diskutieren, wie man diese Parzelle künftig nutzen wolle, um hier verträgliche Lösungen zu finden.
Darauf wollten die zum Ortstermin gekommenen BürgerInnen freilich keineswegs eingehen. Spitz wurde nachgefragt, wie weit Bürgerbeteiligung hier nun gehe, und ob die Anwohner nicht auch in diese Entscheidung eingebunden werden sollten. Immer wieder wurde deutlich gemacht, dass sich auf dem Grundstück nichts ändern sollte. Lieber solle man eine Spendenaktion in Gang setzen, sogar bundesweit, um dieses besondere Kleinod zu erhalten und die Spitalstiftung dadurch zu entlasten. Oder man sollte andere Stiftungen in der Stadt fragen, ob diese nicht hier aktiv werden könnten, auch über eine Zustiftung für die Spitalstiftung. Mehrere Sprecherinnen an diesem Nachmittag sahen hier gar die Stadt in der Pflicht, dieses Grundstück zu übernehmen, damit es geschützt werden könne. Da setzte OB Simon Gröger aber Fragezeichen dahinter, denn solches Geld müsste die Stadt Radolfzell sich dann selbst leihen angesichts der aktuell doch angespannten Finanzlage. Bürgermeisterin Laule sagte, dass man im Vorfeld schon mit der Messmer-Stiftung verhandelt habe wegen des neuen Pflegeheims. Andere Teilnehmer der Veranstaltung schlugen auch vor, dass man doch auch das alte Spital wohnungsweise verkaufen könne, wo Monika Laule aber auch einschränkte, dass die aktuellen Zimmer keiner „Wohnung" entsprechen würden, weil sie nicht mal über eine Küche verfügten. Auch der Verkauf von Räumen für das neue Pflegeheim wurde aus den Reihen der Mettnau-Bürger vorgeschlagen, wozu Laule aber auch den Kopf schüttelte, da auch dies dem Stiftungszweck zuwiderlaufen würde. Vorgeschlagen wurde auch, ein solches Grundstück vielleicht speziell für Gesundheitszwecke zu verwenden, was dem Gesundheitsstandort Radolfzell mit seinem Kurbetrieb entspräche.
Die vielen Einwände wurden nun erst mal mitgenommen ins Rathaus, im Bewusstsein, dass die Zeit freilich ordentlich drückt, da schließlich nicht nur der Neubau im kommenden Jahr abgeschlossen sein soll, sondern bis dahin natürlich auch finanziert sein muss. Immerhin: Mehrmals wurde auch mit Applaus dafür gedankt, dass es dieses Gesprächsangebot nun gegeben habe. Das sei jetzt wirklich ein neuer Wind.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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