Weltkloster nach zehn Jahren mit erweiterter Ausrichtung
Von Radolfzell in die große weite Welt
Radolfzell. Eine wechselvolle Geschichte hat das ehemalige Kapuzinerkloster in der Obertorstraße hinter sich. im 17. Jahrhundert erbaut, im 19. Jahrhundert größtenteils wieder abgerissen, beherbergte es zuletzt neben einer städtischen Dienststelle auch das Weltkloster. Damit war hier eine Keimzelle des interreligiösen Dialogs verortet, die in dieser Form einzigartig ist, wie die Vorsitzende des Vereins Weltkloster e.V., Alexandra Mann bei einem Pressegespräch am Dienstag erklärte. Dem Verein ging und geht es immer darum, den interreligiösen Dialog zu fördern, allerdings nicht vorrangig durch akademische Bildungsarbeit, sondern durch konkrete Begegnungen und Gespräche zwischen Ordensleuten, beziehungsweise ordinierten Vertretern verschiedener Religionen. Im Fokus stand also die Diskussion auf geistlicher Ebene in einem klösterlichen Rahmen. Dazu boten die Räume im ehemaligen Kapuzinerkloster eine gute Anlaufstelle.
»Ursprünglich war die Idee, hier ein Wohn- und Gemeinschaftshaus für Geistliche verschiedener Religionen einzurichten«, so Claudia Bochinger, die zweite Vorsitzende des Vereins. Solch eine Gemeinschaft auf Dauer zu etablieren, habe sich aber als schwierig herausgestellt, da die Geistlichen meistens auch andernorts dringend gefragt waren. Deshalb sei man dazu übergegangen, Geistliche zumindest für kürzere Zeiträume einzuladen.
Dabei sollte diese Initiative von Anfang an keine spezifische Radolfzeller Angelegenheit sein, sondern, wie der Name schon andeutet, in die Welt hinaus wirken.
Diesem Aspekt des Weltklosters will sich der Verein nun noch stärker widmen, denn mit dem Auslaufen des Nutzungsvertrags für die Räume im alten Kapuzinerkloster wird der Verein seinen Schwerpunkt noch weiter auf die Arbeit richten, die über Radolfzell hinaus geht. Dazu unterhält der Verein eine Kooperation mit den drei Benediktinerklöstern Münsterschwarzach, St. Ottilien und dem Europakloster in Österreich.
»Trotz der Tatsache, dass diese Kooperation zunächst mit drei christlichen Klöstern zustande gekommen ist, sehen wir uns natürlich nicht als christliche Einrichtung, sondern wir sind weiterhin pluralistisch ausgerichtet«, betont Alexandra Mann. In der Zukunft könnte diese Kooperation auch auf Ordensgemeinschaften anderer Religionen ausgeweitet werden.
In Münsterschwarzach wird nun bereits ein eigenes Weltklosterkonzept erarbeitet. in einem separaten Gebäude sollen künftig einige Mönche mit Vertretern anderer Religionen in Gemeinschaft zusammenleben, wie es einmal für das Weltkloster in Radolfzell gedacht war, berichtet Mann. Einen weiteren Aspekt bringt Frido Mann, der Schirmherr des Vereins ins Spiel. »Wir versuchen derzeit eine Klammer zwischen politischem und religiösem Dialog herzustellen, denn auch im politischen Bereich nimmt derzeit die Tendenz zur Radikalisierung zu. Genau wie im interreligiösen Dialog gilt es hier Empathie zu erzeugen, damit die Vertreter unterschiedlicher Ansichten aufeinander zugehen können«, erklärt Frido Mann. Seiner Radolfzeller Heimat bleibt der Verein trotz allem treu. Auch in Zukunft wird er seine Geschäftsstelle im alten Kapuzinerkloster haben.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare