Deutsch-türkisches Begegnungskonzert im Friedrich Hecker Gymnasium
Völkerverständigung mit Musik
Radolfzell. »Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann, worüber zu schweigen jedoch unmöglich ist« - diese Erkenntnistheorie des französischen Schriftstellers und politischen Publizisten Victor-Marie Hugo repräsentierten kürzlich zwanzig junge Musiker mit einem Begegnungskonzert. Das Orchester unter der Leitung des Syrers Samir Mansour formierte sich aus jungen Künstlern vom staatlichen Konservatorium für Türkische Musik Istanbul, der Mimar-Sinan Universität Istanbul, vom Friedrich-Hecker Gymnasium und von der städtischen Musikschule Radolfzell. Das Konzert unter dem Motto »Okzident trifft Orient« organisierten die Rotary Clubs Radolfzell-Hegau und Sisli Istanbul. Beide Clubs führen seit 2010 erfolgreiche Lehrer- und Schüleraustauschwochen durch. Bei den neun Austauschwochen haben bis heute insgesamt 50 Lehrkräfte und 32 Jugendliche teilgenommen.
Am vergangenen Donnerstag erlebten rund 100 Konzertbesucher in der Aula des Friedrich-Hecker Gymnasiums ein ganz besonderes Klangerlebnis. Die Konzertstücke enthielten sowohl klassisch westliche als auch türkisch osmanische Elemente. Auf der Bühne lebten die Jugendlichen die Völkerverständigung mit Musik und ihre Musik kannte keine Grenzen. Das Konzert beinhaltete zwei Uraufführungen vom Komponisten Samir Mansour, sowie das Arrangement vom bekannten türkischen Liebesliedes: »Bekledim de Gelmedin« (»Ich warte auf Dich, doch du bist nicht gekommen«). Der Konzertreigen begann mit einem orientalischen Walzer. Danach erzählte der Komponist und musikalische Leiter mit Klankreationen von der Flucht seiner Schwester aus Syrien.
Zunächst war die Melodienreihenfolge melancholisch, im nächsten Moment hörten die Besucher aktive und explosive Musik. Dazwischen gab es Sequenzen mit türkischem Charakter, denn der Weg der Flüchtlinge nach Europa führte über die Türkei. Die Kinder der Familie betrachteten das Fluchtabenteuer als Ausflug. Deshalb betitelte Mansour sein Werk »Ausflug in die Ferne«. Im zweiten Teil erstaunten die türkischen Gastmusiker mit Solovorträgen. Zu hören gab es Musik von J.S. Bach, Jean-Marie Leclair und vom Türkischen Komponisten und Musikpädagogen Muammer Sun. Den Abschluss gestalteten Eyupcan Acikpazu (Nay – arabische Längsflöte), Emre Usta (Kemence- türkische Kastenhalslaute) und Enes Karaduman (Kanun – orientalische Zither) Begleitet wurden sie von Metehan Gülsefa (Oud – eine Kurzhalslaute aus dem vorderen Orient).
Der Präsident vom Rotary Club Radolfzell Michael Dohm sprach von einem einmaligen Konzerterlebnis. Auf der Frage einer Neuauflage äußerte er sich skeptisch. Dohm sagte: »Aufgrund der prekären politischen Lage war es bereits dieses Jahr äußerst schwierig den Schüleraustausch zu organisieren.«
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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