Luisenplatz soll umgestaltet werden - nur wie, darauf kann sich der Rat nicht einigen
Verhüllen oder mit wildem Wein begrünen?
Radolfzell. Auf ein baldiges Ende der Diskussion um das Kriegerdenkmal auf dem Luisenplatz - in der jüngsten Vergangenheit nutzen den geschichtsträchtigen Platz immer wieder rechtsradikale Gruppierungen für ihre Aufmärsche - setzt Oberbürgermeister Martin Staab nicht: »Das Thema wird uns noch lange beschäftigen«, erklärte er in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses. Der Radolfzeller Rathauschef hoffe dennoch, dass sich schon bald die richtige Spur finden lasse, um die Stätte, den Platz und das Kriegerdenkmal unauffällig angehen zu können.
Viele Lösungen wurden dabei bereits diskutiert: Abreißen, verhüllen, Friedenstauben installieren - die Liste der Vorschläge ist lang. Geschehen ist indes noch nichts. Oberstes Ziel der geplanten Maßnahmen: die Entmartialisierung des Platzes. »Wir tragen eine große Verantwortung der Geschichte gegenüber und gegen das kollektive Vergessen. Wir wollen auch auf dem Luisenplatz nichts verschweigen und verschwinden lassen«, betonte Angélique Tracik, Leiterin Fachbereich Kultur. Für Tracik ist allein der Begriff »Kriegerdenkmal« überholt. »Der Luisenplatz sollte und muss in Zukunft als Gefallendenkmal gesehen werden«, so Tracik weiter. Wie ernst es ihr damit war, wurde in ihrer Vorlage deutlich: Kein einziges Mal tauchte der Begriff »Kriegerdenkmal« darin auf. Denn das Denkmal ist offiziell den Gefallenen des Ersten Weltkriegs gewidmet.
Ein erster Ansatz für einen Platz des Friedens wurde damit zwar geschaffen, wie es jedoch baulich auf dem Luisenplatz weitergeht, ist weiterhin völlig offen. Vom Tisch sind eine erklärende Tafel zur Großherzogin Luise und das Aufstellen von mehr Bänken für mehr Aufenthaltsqualität. Weiterhin im Rennen sind indes eine Begrünung des Gefallenendenkmals sowie eine Versetzung der beiden Soldaten.
Wilder Wein ans Denkmal, weiße Strauchrosen ums Denkmal, immergrünes Schnittgehölz ums Denkmal könnten mögliche Alternativen für eine Begrünung sein.
So unterschiedlich die Meinungen in der Bürgerschaft zum Luisenplatz ausfallen, so unterschiedlich gestalteten sich auch die Redebeiträge im Ausschuss.
Norbert Lumbe, Fraktionssprecher der SPD, bezeichnete die vorgeschlagenen Konzepte für eine Umgestaltung als »komplett gescheitert«. Er beantragte die Prüfung eines Abrisses sowie einen künstlerischen Wettbewerb, um etwas als Mahnung zum Frieden auf dem Platz einzurichten. »Ich werde keiner Idee zustimmen, die das Mahnmal in einen Dornröschenschlaf versetzt«, erklärte er.
Dass eine Um- oder Verhüllung hingegen eine echte Alternative sein könnte, bewies das kürzlich veranstaltete Friedensfest. »Bereits die temporäre Verhüllung des Denkmals hat dem Platz eine völlig andere Wirkung gegeben«, sagte Nine Breimaier, FGL-Stadträtin und Vorsitzende des Präventionsrates. Ihrer Ansicht nach geschehe viel mit dem Luisenplatz, wenn die Soldaten nicht mehr als Soldaten zu erkennen sind.
Wie geht es nun mit dem Luisenplatz weiter? In einer weiteren Runde soll nun im Gemeinderat geklärt werden, ob die Soldaten einen neuen Standort bekommen sollen oder ob sie begrünt werden sollen. Der Vorschlag des kompletten Abrisses wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt.
Die Krux an der ganzen Debatte um den Luisenplatz ging dabei aber fast unter: »Je mehr wir über das Mahnmal diskutieren, desto mehr Aufmerksamkeit lenken wir auf den Luisenplatz«, hob Baumgartner hervor.
Matthias Güntert
redaktion@wochenblatt.net
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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