Diskussion um Hotelprojekt im Bereich Streuhau geht weiter
Umweltverbände erläutern ihren Standpunkt
Radolfzell. Seit mehr als zehn Jahren gibt es bereits Planungen für eine touristische Nutzung der Flächen im Gebiet Bodenseereiter, bzw. Streuhau. Aktuell ist geplant im Bereich Streuhau einen Komplex mit Hotel, Parkhaus und einem Hüttendorf zu errichten. Während der Gemeinderat hinter dem Projekt steht und sich bereits in mehreren Beschlüssen positiv dazu positioniert hat, gibt es eine Gruppe von Radolfzeller Bürgern, die sich vehement dagegen stellt. Sie fordern das ganze Gebiet unangetastet zu lassen.
Die Umweltverbände scheinen indes ein gespaltenes Verhältnis zu dem Projekt zu haben.
In einem Pressegespräch im Rathaus erläuterten Thomas Körner vom NABU und Eberhard Klein vom BUND ihre Sichtweise. Dabei wurde deutlich, dass sich die Naturschützer im Grunde wünschen würden, dass es weder im Streuhau noch im Bodenseereiter eine touristische Nutzung gibt. Im Juni hatten die Verbände diesen Standpunkt mit einer gemeinsamen Stellungnahme bekräftigt, (Das WOCHENBLATT berichtete). Eberhard Klein fasst das Problem nochmals zusammen: »Wenn es nach uns ginge, würden wir über das ganze Gebiet eine Käseglocke stülpen und sagen, da passiert garnichts. Aber auch wir müssen uns an die rechtlichen Rahmenbedingungen halten«, so Klein.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind, dass nur ein kleiner Teil des Areals im Bereich Streuhau unter Naturschutz steht. Der Bodenseereiter hingegen ist im Flächennutzungsplan als »Sonderentwicklungsgebiet Tourismus deklariert«. Würde dort eine touristische Nutzung umgesetzt, wie es ursprünglich, im Jahr 2007 bereits einmal vorgesehen war, dann entstünde ein zwischen BORA und dem neuen Hotelkomplex eingekesseltes Naturschutzgebiet. Dieses würde dadurch an Qualität verlieren, sind sich Klein und Körner einig. Deshalb habe man sich darauf verständigt, den Bodenseereiter in ein sogenanntes »Dienendes Landschaftsschutzgebiet« umzuwandeln. Das bedeutet, dass dieses zukünftig als Puffer zwischen dem Hotelbetrieb und dem Schutzgebiet Radolfzeller Aach dient.
Dadurch gewinne dieses Gebiet zusätzlich an wert und die touristische Nutzung wird weiter östlich konzentriert. »Wir finden diesen Standort für ein Hotel zwar erschließungstechnisch nicht ideal, aber wenn die Stadt hier ein Hotel haben möchte, werden wir daran mitarbeiten eine Lösung zu finden, die das kleinstmögliche Übel ist«, machte Eberhard Klein deutlich.
OB Staab beschwichtigte. »Wir gehen diesen Weg gemeinsam und haben mit dem vorliegenden Konzept einen Kompromiss gefunden, der für alle Seiten gut ist«, so die Sichtweise des Rathauschefs.
Staab erklärte zudem, das für jeden Baum, der dem Projekt zum Opfer fällt, mindestens zwei neue als Ersatzpflanzung auf Radolfzeller Gemarkung geben wird. Angesprochen auf die Vereinbarkeit des Projekts mit der ebenfalls vom Gemeinderat beschlossenen »Klimakrise Radolfzell aktiv« erklärte Staab: »Wir können wegen dem Klimaschutz nicht jegliche Entwicklung stoppen«. Zudem müsse man die Gesamtbilanz sehen, denn die Stadt tue auch viel um solche Projekte an anderer Stelle auszugleichen, so Staab.
In den nächsten zwei Jahren soll nun die Umwidmung der Gebiete unter Dach und Fach gebracht werden. Parallel dazu laufen die Planungen und Grundstücksverhandlungen für das Hotelprojekt weiter. Der Großteil der benötigten Grundstücksflächen ist im Besitz der Stadt. Diese sollen dem Investor, wenn es nach dem OB geht, in Erbpacht für das Projekt zur Verfügung gestellt werden.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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