Hagen Rether teilt beim Kabarett-Winter aus
Tiefsinnige politische Ohrfeigen

Hagen Rether Kabarett | Foto: Hagen Rether teilte beim Kabarett-Winter im Radolfzeller Milchwerk mächtig aus. swb-Bild: stm
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Radolfzell. Hagen Rether ist nicht der typische Kabarettist. Statt auf schnelle Lacher setzt er auf anspruchsvolle Thematik, bei dem einem manchmal das Lachen im Halse stecken bleibt. Ganz im Sinne seiner Kritik an der Atemlosigkeit von »Ein-Satz-Thesen« in Talk-Shows nimmt sich Rether Zeit. Gute drei Stunden sinnierte er am Sonntag im ausverkauften Milchwerk beim Radolfzeller Kabarett-Winter und erklärt seine Sicht auf die aktuelle weltpolitische Lage: Erdogan, Trump, Putin und klar die AfD bekommen immer wieder ihr Fett weg. Das Publikum klatscht Beifall für die ausgeteilten Ohrfeigen. Erst nach anderthalb Stunden wendet sich Rether seinem Markenzeichen zu – dem schwarzen Flügel – und spielt nicht nur ein paar Takte, sondern singt sogar »Desperado«.

»Was darf man, bevor es sich rächt«, fragt Rether süffisant in Richtung Donald Trump, den er als Arier in dritter Generation bezeichnet und den, den Ku-Klux-Clan verärgert, weil seine Tochter zum Judentum konvertiert. Doch jeder bekomme die Regierung, die er verdiene. Das moralische Köfferchen, das Bundeskanzlerin Angela Merkel hochhalte, sei jedoch mit den Werten von »Multilinksliberalen« gefüllt. Ansonsten reagiere die Politik immer zu spät, wie etwa beim Atomausstieg nach Fukushima. Rether schlägt deshalb vor, einmal etwas nicht nur aus Not, sondern aus Verstand zu machen. Bissig seine Vision, einer verkehrten Welt: Statt Playstation gäbe es Holzspielzeug aus dem Erzgebirge und asiatische Rentner würden in Europa Urlaub machen und deutsche Kinder müssten Fußbälle nähen.

Die Welt sei wie anno dazumal noch immer Testosteron gesteuert, glaubt Rether und spricht immer wieder von dem Dreisprung – zuerst im Kopf, dann kommt die Sprache und schlussendlich folgt die Tat.

Hagen Rether ist im Gegensatz zu früher, weniger spielerisch, benennt Ärgernisse schärfer – sein Publikum braucht hierfür zwar keinen »Arteausweis«, muss aber mitdenken, um sich über eine tiefsinnige Weltbetrachtung erfreuen.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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