Gemeinderäte melden sich im WOCHENBLATT zu Wort
Tiefe Enttäuschung nach Schließung der Geburtshilfe

Aus Geburtshilfe Fraktionen | Foto: Das Ende der Geburtsklinik in Radolfzell sorgt bei den Gemeinderatsfraktionen für eine herbe Enttäuschung.swb-Bild: Fotolia
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Radolfzell. Paukenschlag in Sachen Geburtshilfe am Radolfzeller Krankenhaus: Die Geburtshilfe wird zum 24. März ihre Türen am Radolfzeller Krankenhaus schließen. Das bestätigte Matthias Groß, einer der Belegärzte der Einrichtung, exklusiv gegenüber dem WOCHENBLATT.
Auch noch eine Woche nach dieser Meldung, schlägt die Schließung der Radolfzeller Geburtshilfe - auch aufgrund des enormen Einsatzes, die die Verwaltung und der Gemeinderat in den vergangenen drei Monaten an den Tag gelegt hatten - hohe Wellen. Die Bestürzung ist enorm. Nun meldeten sich die Sprecher der Ratsfraktionen zu Wort:

Bernhard Diehl, Fraktionssprecher der CDU: »Mit Enttäuschung und Respekt haben wir die Entscheidung der Ärzte zur Kenntnis genommen. Ihnen nun die Schuld in die Schuhe zu schieben, halten wir für falsch. Die Kreistagssitzung vom 19. Dezember war der Anfang vom Ende. Wieder haben wir ein Stück Identität und einen Teil der versprochenen Grundversorgung verloren. Tausende von Menschen wollten mithelfen, die Geburtshilfe zu erhalten. Nun müssen wir diese Energie einbringen für die Zukunft des Krankenhauses in Radolfzell. Der Konsortialvertrag muss überprüft werden, hier sind für uns Überlegungen in verschiedene Richtungen möglich.«

Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der Freien Grünen Liste: »Obwohl der Gemeinderat seit Monaten geschlossen für den Erhalt der Geburtshilfe gekämpft und alle finanziellen Forderungen erfüllt hat, wurden vom Gesundheitsverbund immer wieder neue Steine in den Weg gelegt. Mit der Einleitung des langwierigen EU-Notifizierungsverfahrens hat der Gesundheitsverbund schließlich den Fortbestand der angesehenen und gut laufenden Geburtenstation am Krankenhaus verhindert und damit auch viel Vertrauen verspielt.«

Dietmar Baumgartner, Fraktionssprecher der Freien Wähler: »Aus Ärztesicht ist die Schließung der Geburtsstation verständlich, obwohl wir gehofft hatten, dass es nach drei Monaten vielleicht doch noch möglich gewesen wäre. Im Bewusstsein, dass der Gemeinderat und auch die Radolfzeller Kreisräte alles Mögliche dafür getan haben, auch in finanzieller Hinsicht bereit waren, tief in die Tasche zu greifen, bleibt der fahle Beigeschmack, dass die ursprüngliche Ausrichtung des GLKN »Radolfzell ohne Geburten in Radolfzell« jetzt doch zum Tragen kommt. Die Wirtschaftlichkeit hat vor den Bürgerinteressen obsiegt.«

Norbert Lumbe, Fraktionssprecher der SPD: »Wir sahen das Ziel - Erhalt der Geburtshilfe - in greifbare Nähe gerückt. Der Gemeinderat hat zusammen mit OB Staab in vielen Sitzungen nie einen Zweifel daran gelassen, dass wir alles, was in unserer Macht steht, unternehmen werden, um die Geburtshilfe am Krankenhaus Radolfzell zu halten. Und wir waren politisch, finanziell, rechtlich so weit, dass einem Neustart nichts mehr im Wege stand. Die Mitteilung der Ärzte war desillusionierend und ist für alle eine bittere Pille.«

Jürgen Keck, Fraktionssprecher der FDP: »Viele werdende Mütter, nicht nur aus Radolfzell, sondern auch aus dem gesamten Landkreis haben sich bewusst für unser Haus entschieden. Leider wurde von den beteiligten Verantwortlichen zu wenig unternommen, um Unterstützung zu leisten. Vermeintliche rechtliche Prüfungen, mit offenem Ausgang, haben nun dazu geführt, dass kein Nachfolgearzt gefunden wurde und die Ärzte zur Aufgabe gezwungen wurden. Ihnen jetzt den Schwarzen Peter zuzuschieben, ist unfair. Wir befürchten die Absicht, trotz aller Bekundungen, unser Krankenhaus weiter zu schwächen.«

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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