Gemeinderat entscheidet mit Gegenstimmen
Streuhau soll Landschaftsschutzgebiet werden

Im Bereich Streuhau soll es künftig keine zusätzlichen touristischen Nutzungen geben, beschloss der Radolfzeller Gemeinderat im Grundsatz.  | Foto: swb-Bild: Archiv/Nabu
  • Im Bereich Streuhau soll es künftig keine zusätzlichen touristischen Nutzungen geben, beschloss der Radolfzeller Gemeinderat im Grundsatz.
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Radolfzell. Ein weiteres Wahlversprechen konnte OB Simon Gröger am Dienstag im Gemeinderat mit der Entscheidung für die Verlagerung der Boro-Hotelplanung nach Osten und dem Grundsatzbeschluss zur Ausweisung des Streuhau/Bodenseereiter als künftiges Landschaftsschutzgebiet. Die Entscheidung fiel nach einer langen Debatte, die wieder ins Grundsätzliche ging, nicht einstimmig. FDP-Sprecher Jürgen Keck unterstrich die Bedeutung des Tourismus und eines Seezugangs, deshalb gab es Gegenstimmen aus der Fraktion. Die Freien Wähler wollen sich, so ihr Sprecher Baumgartner, die Zukunft nicht verbauen. Man wisse nicht, was in 50 Jahren sei und ob man diese Areale dann braucht. Einstimmig votierten die Gemeinderäte dagegen dafür, dem Hotelbetreiber nun ein Grundstück östlich seines jetzigen Standorts zu ermöglichen, der schon im Rahmen eines Runden Tischs vor einigen Wochen vorgestellt wurde. Hier hatte sich freilich aber gezeigt, dass es doch ein starkes Konfliktpotenzial zum Hotel an sich, wie auch zu weiteren touristischen Nutzungen in diesem Gebiet gibt.
Durchgesetzt hatte sich in der Abstimmung auch ein zusätzlicher Antrag von Sigfried Lehmann, der forderte, dass das Streuhau auch im Regionalplan als Naturschutzgebiet eingestuft werden solle, also die bisherigen Planungen damit gestrichen werden sollten. Das Verfahren der Umwidmung wird freilich noch ein bisschen gehen, wie die Verwaltungsbank deutlich machte. Denn die Fläche muss zum Beispiel noch genau definiert werden mit ihren Abgrenzungen.
In der Diskussion sah Stadtrat Norber Lumbe ein aufgeregtes Kapitel Radolfzeller Stadtgeschichte zu Ende gehen., die schon unter dem einstigen OB Neurohr begonnen hätte. Er erinnerte an die alten Planungen dort, etwa für einen »Robinson Club« oder ein »Tauch-Hotel« zum Beispiel. Nun habe der neue OB Simon Gröger hier den Schlusstrich gesetzt. Auch Siegfried Lehman zeigte sich zufrieden, denn nun schließe man eine jahrzehntelange Diskussion ab. Christof Stadler erinnerte sich an die 1950er Jahre, als die Bauern in Protestzügen gegen den damaligen Landrat Seiterich zu Felde zogen, weil aus der Höri ein Landschaftsschutzgebiet werden sollte. Und 70 Jahre später sei es ein Juwel für die Region. Susann Göhler-Kreckosch verwies in ihrem Statement auf die Belastung des Freizeitgeländes dort. Ihrer Meinung nach müsse man mit den Hotelplänen auch eine Anbindung an die Parkplätze nördlich der Bahnlinie angehen, zum Beispiel mit einem Holzsteg über das Bahngelände, und auch eine bessere Anbindung an den Seehas sei aus ihrer Sicht nötig. Jürgen Keck verwies auf Altlasten im Streuhau, die die Natur noch immer einschränkten.  Helmut Villinger forderte, wie andere GemeinerätInnen auch, nun mit Nachdruck den Rahmen für einen Hotelbau zu schaffen. Denn der Bora-Investor stehe nach seiner Meinung nach fünf Jahren wieder am Anfang und habe schon sehr viel in die bisherige Planung investiert gehabt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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