Ein Maa mit Eselsohren hat die Macht schon übernommen in Radolfzell
Still und leise unter Corona-Bedingungen – „Innerlich belauscht“
Radolfzell. Am Wochenende platzte so manchen Narren endgültig der Kragen, nach den humorlosen Ankündigungen der Polizei, die Fastnacht zu untersagen und jeder Zusammenkunft von mehr als zwei Personen aus nicht der selben Familie rigoros nachzugehen. Und auch wenn die Ausgangssperre nun doch durch ein Gericht pünktlich auf den Schmotzigen Donnerstag fällt, was doch wieder den Ausgang zumindest im Häs oder das paarweise Aufstellen kleiner Narrenbäume erlaubt, sitzt der Riss. Der Radolfzeller Obernarr Lothar Rapp hat sich hingesetzt und eine Entmachtung eben virtuell inszeniert. Die „händelnden“ Personen sind möglicherweise – aber nicht unbedingt – frei erfunden", betont er. Und "Ausser mit war keiner dabei!"
Hier die Verse:
OB: Narri, ihr wilde Narreschar, weg mit de Fasnetsklamotte, d Fasnet, manchmol wunderbar, isch des Johr ganz vobotte.
Präsi: Wem fallt au des Verbot etz ei, was war des fir ä Schlaule?
OB: Glaub mir, es war die Bolizei un ußerdem d Frau Laule.
Präsi: Do hör i doch it länger zu, do isch doch ebbs vokehrt. De Chef im Städtle bisch doch du, do han i garnint ghört.
OB: Bolizei wird sich i de Öffentlichkeit, ganz stark präsentiere, un dät au, so de Stand vu heit, baar Bußgelder kassiere.
Präsi: Waret it mir Narre glei bereit, scho seit em letzte Johr, un bemüht um Sicherheit, für alle – isch des it wohr? Hond mir it, ohne Fuchsschwanz, alle Verordnunge beachtet? Hond mir it, total un ganz, de Ernscht der Lage betrachtet?
OB: Ha doch, Ihr waret wirklich toll, i bin stolz uf euch Narre. Etz spannet euch halt alle voll, weils grad basst vor de Karre. Wosch, i bin do ziemlich ehrlich, un leide au baar Quale, die Viren sind zwar super gfährlich, aber des Johr sind au no Wahle.
Präsi: Hör mol, was i dezue erwähne, die Landtagswahl isch unbedingt, en Ausgangspunkt für Quarantäne, weil im Wahllokal de Virus winkt. Du hosch Glück, bisch später z‘weg, zum dich wieder wähle loo. Vielleicht isch denn de Virus weg, aber d Zeller sind no do …
Zwischenruf vu dem Maa mit Eselsohre: Tätä, Tätä, Tätä! Narri!
OB: So, etz langts, etz wosch Bescheid, es wird ko Fasnet gebe. I hoff uf gscheide Zeller Leit, dass kon sich benimmt denebe.
Präsi: Uf Gscheide bruuchsch in Zell it hoffe, Gscheidheit isch hier gebore. De Zeller isch fir alles offe, un spitzt gern beide Ohre.
OB: Oh, i woss, de Radolfzeller, hot vu jedre Sach en Dunscht. Die sin im Kopf wahrscheinlich heller, wie d Stockemer, des isch ko Kunscht.
Präsi: Lass bloß die Stockemer in Rueh, die hommer amel scho genosse. Bei dene isch au alles zue, au s Narregricht hot gschlosse. Aber etz emol zu uns in Ort, i het etz gern vum Rothausschloss, de Schlüssel, denn ab etz sofort, bin i im Nescht de Boss.
OB: Oh, i glaub do irrsch du dich, den Schlüssel kriegsch du nie. Wie du wosch, an un fir sich, isch d Fasnet des Johr hii.
Präsi: Lass dir mol erkläre gschwind, wie des de Zeller Narr so sieht: Wenn Narre do it zfriede sind, es auch kone Wähler giit.
Zwischenruf v dem Maa mit Eselsohre: Tätä, Tätä, Tätä! Narri!
Präsi: Vum Schmutzige bis Aschermittwoch, au wenn‘s dir debei it wohl isch, regieret d Narre immer noch, un sei es nu symbolisch. Des war no nie it wirklich andersch, drum wirds fir dich etz höchste Zeit, dass du usem Rothuus wandersch, was der Narren Herz befreit. Mir schicket denn grad alle weg, un desinfizieret, ohne Zweifel, de ganze Lade Fleck fir Fleck, un jaget s Virus zum Deifel.
OB: Ihr glaubet wohl des dät gelinge, die Rettung us der Narren Hand? Denn gang i halt solang ge Singe, dert bin i scho bekannt. Also guet, ich liebe euch doch alle, in diesem herrlich schönen Fleck. Bis Aschermittwoch in dem Falle, bin ich dann mal weg. Bleibet sauber, gsund un froh! Narri! Narro!
Präsi: Gleichfalls!
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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