Gemeinderat beschließt Realschulanbau mit zusätzlichen Räumen
Stellenwert der Bildung siegt über die Kosten
Radolfzell. Die Raumnot der vergangenen Jahren an der Gerhard-Thielcke-Realschule wird schon bald der Vergangenheit angehören. Mit großer Mehrheit hat der Gemeinderat einen Anbau in unmittelbarer Nachbarschaft auf den Weg gebracht. Eine erste Kostenschätzung kalkuliert mit Kosten von rund 7,8 Millionen Euro. Die Verwaltung rechnet mit einer Fertigstellung des Neubaus bis 2020. Rektorin Gabriele Wiedemann war die Erleichterung ob des Beschlusses deutlich anzusehen: »Mit diesem Votum des Gemeinderates hat der Bildungsstandort und die Pädagogik in Radolfzell gewonnen«, sagte sie auf Nachfrage. Dabei verwies sie unter anderem auch auf die jüngst aufkeimende Diskussion vor Jahresende: Damals stand der geplante Anbau völlig unerwartet auf der Kippe. Grund hierfür war ein möglicher Rückgang des benachbarten Gymnasiums von einer Vier- zur Dreizügigkeit. Damit hätten Räumlichkeiten frei werden können, die die Realschule in Zukunft nutzen hätte können. Diese Variante ist nun aber vom Tisch, wie Bürgermeisterin Monika Laule ausdrücklich betonte: »Nach Aussage des Regierungspräsidiums bleibt das Hecker-Gymnasium in den Eingangsklassen dauerhaft vierzügig. In den oberen Klassen kann im Einzelfall temporär eine Dreizügigkeit entstehen.« Sollte aufgrund einer temporären Dreizügigkeit am Hecker doch Räumlichkeiten frei werden, könnten diese während er Bauarbeiten von der Realschule genutzt werden - allerdings auch nur zeitlich befristet, so Laule weiter.
Ein weiteres, deutliches Signal zur Stärkung der Realschule sandten die Räte auch in puncto Größe. Denn das Gremium sprach sich deutlich gegen eine abgespeckte Variante des Anbaus aus, die auf einen Mehrzweckraum und ein zusätzliches Klassenzimmer verzichtet hätte. »Die Gemeinschaftsschule bekommt eine hervorragende Ausstattung, das hat die Realschule auch verdient«, sprach sich Martina Gleich von der CDU für die Umsetzung der großen Variante aus. Aus ihrer Sicht sei die »räumliche Notlage«, in der sich die Realschule befindet, deutlich sichtbar. Unterstützung erhielt sie von Walter Hiller (FW), der anmerkte, dass man angesichts des steig steigenden Platzbedarfes an Schulen unbedingt die große Variante umsetzen sollte. Da der zusätzliche Klassenraum sowie der Mehrzweckraum nach Ansicht des RP jedoch nicht förderfähig sind, muss die Stadt die entstehenden Mehrkosten von 800.000 Euro selbst tragen.
Trotz aller Euphorie ob dieses Beschlusses, eine weitere Zahl zeichnete dem ein oder anderen Gemeinderat die Sorgenfalten ins Gesicht: Denn neben dem Anbau soll auch der bestehenden Altbau saniert werden. Rund 13 Millionen Euro sind hierfür veranschlagt. »Wenn ich vor einem Jahr gewusst hätte, dass allein die Sanierung des Bestands 13 Millionen Euro kostet, hätte ich damals für einen Neubau plädiert«, sagte Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der FGL. Auch der Einwand von Architekt Gerhard Schöpperle, dass es sich bei der Sanierung um eine Generalsanierung handle, ließ Lehmann nicht gelten. Im Vergleich hierzu: Die Sanierung des Heckers - so betonte Schöpperle - habe vor Jahren 22 Millionen D-Mark gekostet. »Die 13 Millionen Euro sind demnach ein realistischer Wert«, sagte er.
Bei Wiedemann und ihrem Kollegium, das mit großer Zahl im Ratssaal vertreten war, sorgte der Beschluss für Jubel. »Hier hat heute der Stellenwert der Bildung unserer Kinder über die Kosten gesiegt«, richtete sie ihren Dank an die Verwaltung sowie die Räte.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare