Radolfzells neuer OB Simon Gröger im Milchwerk offiziell in sein Amt eingeführt
"Starten Sie durch"

Gröger Verpflichtung | Foto: Simon Gröger mit der frisch angelegten Amtsklette und seiner Frau Anita auf der Bühne des Milchwerks am Donnerstagabend. swb-Bild: of
  • Gröger Verpflichtung
  • Foto: Simon Gröger mit der frisch angelegten Amtsklette und seiner Frau Anita auf der Bühne des Milchwerks am Donnerstagabend. swb-Bild: of
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Radolfzell. Es war schon sein zweiter Tag im neuen Amt, am Donnerstagabend konnte nun der neue Oberbürgermeister Radolfzell mit dem Amtseid verpflichtet werden. Im kleinen Rahmen musste der Akt im Rahmen einer Gemeinderatssitzung im Radolfzeller mit nur ganz wenigen Festgästen aufgrund der aktuellen Infektionslage auf Abstand unter 2G-plus Bedingungen und mit Masken gefeiert werden. Neben den Gemeinderäten waren unter anderem Landrat Zeno Danner, Singens OB Bernd Häusler, Grögers ehemaliger "Chef", der Tuttlinger OB Michael Beck, sein Vor-Vorgänger Dr. Jörg Schmidt und Klemens Ficht als Vertreter des Regierungspräsidiums neben den Vertretern der Stadtwerke, der Mettnaukur und der Marketing und Touristik der Stadt wie der führenden Mitarbeiter der Stadtverwaltung bei dem feierlichen Akt mit dabei.

Klemens Ficht war dabei auch der Vertreter des Landes. Er hob nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Monika Laule als "Kind" des Hegau auch die Erfahrungen aus Jobs bei Schiesser im Rahmen seines Studiums als seine Nähe zu der Seestadt hervor. "Die Bürger von Radolfzell haben ihnen ohne wenn und aber ihre Stimme gegeben. Sie werden als Oberbürgermeister rund 30.000 Einwohner der Stadt nach außen vertreten." Der Wunsch aus der Einwohnerschaft sei klar ausgesprochen gewesen. Ein OB könnte viel gestalten, aber er habe viele Aufgaben zu bewältigen. "Das kann ein Oberbürgermeister nicht alleine stemmen, er braucht dafür möglichst viele Mitstreiter", so Klemens Ficht. Gröger habe in seinem Wahlkampf gezeigt, dass er auf die Menschen zugehen könne um sie auch mitzunehmen. Er wünsche ihm, dass der mit dem Gemeinderat über die Parteigrenzen hinweg tragfähige Lösungen für die Zukunft der Stadt finde. Mit den Rathausmitarbeitern gelte es nun mit Respekt, Vertrauen, Wertschätzung das Können steigern und das Dürfen voran zu bringen, hob Ficht hervor. Die Herausforderungen denen er sich ab heute stellen müsse, seien vielfältig. "Sie können diese Aufgabe aufgrund ihres Wahlergebnisses mit Zuversicht angehen", gab der Vertreter der Regierungspräsidentin dem neuen OB mit. Auch bei knapper werdenden Finanzen gebe es Spielraum zur Gestaltung.

Die letzten Jahren seien für Radolfzell nicht immer einfach gewesen, das habe das Regierungspräsidium vor allem als Rechtsaufsicht mehrfach beschäftigt. Bei etlichen Schritten werde man aber gerne gemeinsam arbeiten, und nicht nur als Rechtsaufsicht, sondern auch als Partner, bot Ficht an. Die Stadt habe ja einiges in der Pipeline, all das koste viel Geld vom "BluRado"-Gewerbegebiet bis hin zu Erfüllung des Rechtsanspruchs auf Platz in den Kindertageseinrichtungen.

Die Verpflichtung des neuen OB nahm Gisela Kögel-Hensen als erste OB Stellvertreterin aus dem Gemeinderat vor und übergab auch gleich die Amtskette. Die Herzlichkeit ihrer Begrüßung war deutlich, ebenso wie die Blumen für Ehefrau Anita, die sie als die neue "Firs Lady" der Stadt in Empfang nahm. "Jetzt wäre es eigentlich schön gewesen, einen Tusch von der Stadtkapelle zu bekommen", seufzte sie angesichts der Corona-Einschränkungen wegen der die Musiker wieder ausgeladen werden mussten. Sie hätte sich dafür nämlich am liebsten "Wind of Change" gewünscht.

Stadtrat Norbert Lumbe durfte die Ansprache zur Amtseinführung für die Gemeinderäte halten. In der ersten Adventswoche habe das Warten in der Stadt auf eine neue Führung ein Ende gehabt. Zum Abschluss der letzten Gemeinderatssitzung vom 30. November habe jeder Gemeinderat noch einen Stern an den Weihnachtsbaum im Rathaus mit einem Wunsch hängen dürfen. "Gebührenfreie Kindergärten", "2030 Klimaneutral, was Konstanz kann, können wir auch", "Gemeindescheune steht auf der Prioritätsliste ganz oben“, "Keine vegetarischen Sitzungsvesper", "Sozialer Wohnungsbau", "Wieder Weihnachtsfeiern", "Kürzere Sitzungen", "Seetorquerung", "Abendmärkte am Donnerstag ganzjährig", "Hallenbad", "Fraternité" hatte er sich herausgepickt um einmal die Bandbreite an Erwartungen aus dem Gremium, deutlich zu machen. "Seien sie herzlich willkommen im Gemeinderat, wir sind bereit" -und -starten Sie durch" steht auf jeder Rückseite jeder dieser Sterne der Räte. Symbolisch war ein Bild der drei Hausherren auf die Bühne gestellt worden, das der Gemeinderat dem neuen OB widmete.

Wir freuen uns, dass Sie seit gestern auch einer von hier sind", meinte Landrat Zeno Danner in seinem Grußwort in Anspielung auf die schwäbische Herkunft Grögers. „Sie treten ihr Amt in einer schwierigen Situation an, spielte Danner auf die Finanzlage der Stadt und auch die Coronakrise an, was hier zusammen hängt. Man werde offen und konstruktiv zusammen arbeiten, bot der Landrat dem neuen OB an. Denn das sei eine der Stärken dieses Landkreises.

Singens OB Bernd Häusler, der für die Kollegen der Region sprach, lud zum Blick über den Kirchturm hinaus ein. „Wir stehen vor großen Herausforderungen, weshalb man auch immer die Region betrachten sollte, zum Beispiel im Klimaschutz, zum Mobilitätswandel auch mit deinem Ein-Euro-Ticket für den ganzen Landkreis, interkommunalen Gewerbegebieten. Oder auch im Kampf gegen die Folgen der Pandemie, die Fragen zu Flüchtlingen und der Integration. Ihre Arbeit wird viel sein, die Probleme werden auch am Wochenende und Abends da sein und auftauchen“, stimmte Häusler Gröber auf das Pensum ein, das er sich gewählt hatte. Er freue sich als gebürtiger Radolfzeller und ehemaliger Wirtschaftsförderer der Stadt Singen über viele Berührungspunkte.

Stadtrat Jürgen Keck verlas das Grußwort von Francois Bernadini, dem Bürgermeister der Partnerstadt Istres, mit der Radolfzell seit bald 50 Jahren verbunden ist. „Bürgermeister zu sein bedeutet jeden Tag neu zu erleben was in der Stadt passiert“, gab er Gröger mit. Nun sei die Zeit des Handelns nach dem glänzenden Abschluss gekommen.

Der Amriswiler Gemeindepräsident Gabriel Macedo wurde per Video zur Feier zugeschaltet und bot die Partnerschaft an, die ja immer weiter wachse über die Grenze hinweg.

Simon Gröger selbst zollte der Wahl der Radolfzeller viel Respekt. Er selbst habe das Ergebnis mit seiner Frau Anita schon noch einige Tag verdauen müssen, denn an so einen eindrucksvollen Wahlsieg hätte er nicht geglaubt, gestand er ein. Das Besondere an der Stadt seien die Bürgerinnen und Bürger, die sich mit der Stadt identifizieren, hob er heraus. Den Anfang sollte nun eine neue Verwaltungsphilosophie machen um wieder näher zusammen zu rücken. Dazu gehöre für ihn auch eine gute und effiziente Sitzungsökonomie, ein starkes Ringen um gute Entscheidungen, zu dem es manchmal auch nötig sei, die Perspektive zu wechseln. Entscheidungen müssten den größtmöglichen Bürgernutzen bringen, so Gröger weiter. Das Wahlergebnis sei ein Vertrauensvorschuss der auch mit Erwartungen verbunden wäre. „Ich will für sie ein vertrauensvoller Ansprechpartner werden“ richtete er an die Vertreter der Stadtwerke, der Mettnaukur wie von Marketing und Tourismus: „Ich baue auf Sie, auf der anderen Seite können Sie sich auf mich verlassen.“

Angesichts der aktuellen Coronalage habe er freilich große Sorgen: “Lassen Sie sich impfen, übernehmen sie Verantwortung für sich wie für ihre Nachbarn und Angehörigen“, schloss er seine Rede. „Trotz allem werde ich mit nun voller Kraft an die Arbeit gehen.“

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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