»VSAN«-Narrenzünfte tagten in Radolfzell
Stärkung des Kulturerbes
Radolfzell (swb/gü). Wie lässt sich die von der »UNESCO« als bedeutende kulturelle Ausdrucksform anerkannte Fastnacht in die Schulen tragen? Wie kann man hohe bürokratische und finanzielle Hürden abbauen, die Fastnachtsumzüge und Ehrenamt zu einem enormen Kraftakt für die Vereine werden lassen? Was ist kurzfristig bei Hallen zu beachten, wenn diese nun mit Flüchtlingen belegt sind? Und wie kann man mittelfristig neue Mitbürger mit Migrationshintergrund an das närrische Brauchtum heranführen? Dies waren Themen in der Hauptversammlung der Vereinigung Schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (»VSAN«), zu der über 600 Vertreter ihrer 74 Partner- und Narrenzünfte nach Radolfzell kamen. Und natürlich hatten die Verantwortlichen um »VSAN«-Präsident Roland Wehrle hierzu schon einiges an Vorarbeit geleistet, um insbesondere auch die Politik in die Pflicht zu nehmen.
Denn die Vorschriften und Kosten hinsichtlich der Sondernutzung von Straßen für Fastnachtsumzüge seien so nicht mehr tragbar. So verabschiedete die Hauptversammlung einstimmig eine entsprechende Resolution zur Aufhebung beziehungsweise Änderung der Straßenverkehrsordnung. »Es besteht zudem für die Organisatoren der Zünfte eine Alleinhaftungs- und Verantwortungslast, die kaum noch tragbar ist«, betonte Wehrle. Er monierte, dass zum einen Verbands- und Zunftvertreter für ihr Ehrenamt gewürdigt werden, aber rigide Behördenreglungen und Auflagen genau dieses Engagement zermürben. Hier wolle man sich über verschiedene Wege und Gespräche mit Politikern für eine Korrektur einsetzen, »sonst finden wir in den Vereinen bald keine Ehrenamtlichen mehr!«
Derzeit liegen zwar erst wenige Meldungen über mit Flüchtlingen belegte Veranstaltungshallen vor, doch meist gibt es hier längst abgeschlossene Verträge. Hier gelte es mit den Verwaltungen Lösungen zu finden, damit die Vereine nicht auf Kosten hieraus sitzen bleiben.
Auf Grundlage der UNESCO-Konvention ist die schwäbisch-alemannische Fastnacht seit Dezember 2014 im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes eingetragen. Dieses Kulturgut gilt es zu fördern und auch den nachkommenden Generationen zu vermitteln. Dazu stellte man in Radolfzell eine Sonderausgabe des Narrenboten vor. Facettenreich und ausdrucksstark bebildert zeigen 98 Seiten Spannendes und Unterhaltsames, Geschichtliches und Aktuelles zum Brauchtum der großen Fastnachtslandschaft.
Beim abschließenden Zunftmeister-Empfang von Oberbürgermeister Martin Staab, gab es für die Stadt und die ausrichtende Zunft »Narrizella Ratoldi« schließlich viel Lob über Gestaltung der »VSAN«-Tage inklusive eines hervorragenden bunten Abends und großartiger Musikauftritte. Und wie sich das gehört, waren alle Redebeiträge mit launig-humorigen Sprüchen gespickt, die sich natürlich auch um die Radolfzeller Zunft drehten, welche mit ihrem diesjährigen 175-jährigen Jubiläum zu den Urgesteinen der »VSAN« gehört.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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