Zweiter Bauabschnitt beim Seevillenpark soll integrative Idee wieder herstellen
Stadt wird bei bezahlbarem Wohnungsbau nachholen
Radolfzell (gü). Die Demonstration vergangene Woche am Freitag, 4. November, machte es deutlich: Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum brennt den Leuten in Radolfzell auf der Seele. In der Stadt wächst der Frust darüber, dass zwar eifrig gebaut wird – aber gleichzeitig immer mehr Menschen händeringend ein Dach über dem Kopf suchen, das sie sich noch leisten können. Im Brennpunkt der Kritik: der Seevillenpark auf dem ehemaligen Aldi-Areal in der Friedrich-Werber-Straße.
Auch in der Stadtverwaltung hat man den Ruf nach mehr bezahlbarem Wohnraum vernommen, wie Oberbürgermeister Martin Staab im exklusiven Gespräch mit dem WOCHENBLATT betonte. Was eigentlich als integratives Wohnprojekt mit Partnern wie »WiR«, »Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach« oder »Aufwind« geplant war, drohte nach Aussage des Radolfzeller Stadtoberhauptes, nach dem Absprung der möglichen Initiativen, seinen integrativen Charakter zu verlieren. Weshalb die Vereine, in einem Fall sogar sehr kurzfristig, abgesprungen sind, ist nicht bekannt. Der Verwaltung wurden keine konkreten, nachvollziehbaren Gründe genannt, so OB Staab.
Allerdings - so gibt Staab unumwunden zu - sei es auch in der Verwaltung zu Fehlern gekommen: So sei schlichtweg versäumt worden, das Einkommen als weiteres Kriterium für die Bewerber- beziehungsweise Vorschlagsliste der Stadt an den Investor der ursprünglich für »Aufwind« vorgesehen Wohnungen zu erfragen.
Wie Staab im Gespräch mit dem WOCHENBLATT nun eröffnete, soll der integrative Charakter dennoch realisiert werden. In einem zweiten Bauabschnitt auf dem angrenzenden Grundstück der Firma »Pfeiffer Marine«, die bereits seit längerem im Besitz der Immoexperten aus Gerlingen ist, sollen in Kürze weitere 60 Wohneinheiten entstehen. 15 Wohnungen über Belegungsrechte sowie weitere 30 Prozent davon will Staab für Senioren, kinderreiche Familien oder Menschen mit Handicaps und deren Familien zugänglich machen. »Damit könnten wir den im ersten Bauabschnitt verlorengegangenen integrativen Charakter wieder herstellen«, erklärte Staab. Helfen könnte dabei auch die Tatsache, dass die 15 Wohnungen mietpreisgebunden sind, damit sie an die richtigen Leute gehen, so Staab weiter. Zudem soll ein offener Treff den integrativen Charakter bestärken und die Gemeinschaft fördern. Ein entsprechender Entwurf werde dem Gemeinderat noch in diesem Jahr präsentiert. »Bei einer guten Vorplanung könnte bereits 2018 gebaut werden«, sagte Staab. Um für weiteren bezahlbaren Wohnraum in Radolfzell zu sorgen, sollen zusätzlich die wohnbaulandpolitischen Grundsätze verabschiedet werden. Diese schreiben vor, dass 30 Prozent aller neu geschaffenen Wohnungen einen sozialen Charakter haben müssen. Am 30. November wird der Planungsausschuss zum ersten Mal über dieses Thema beraten.
Mehr gibt es im exklusiven Interview mit Oberbürgermeister Staab in der aktuellen Printausgabe des Radolfzeller WOCHENBLATTES sowie unter www.wochenblatt.net/heute.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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