Neues Selbstbewußtstein als die "Kanzlerpartei"
SPD im Landkreis wählt Doppelspitze mit Dr. Lina Seitz und Tim Strobel
Radolfzell. Das war die eine Seite des Kreisparteitags der SPD am Mittwochabend im Tagungsraum des Radolfzeller Milchwerks: Mit einer Schweigeminute wurde die Versammlung angesichts des seit schon fast zwei Wochen wütenden Kriegs in der Ukraine eröffnet. Die andere Seite: mit einem kraftvollen Ergebnis wurden an diesem Abend Dr. Lina Seitzl (MdB) aus Konstanz und Tim Strobl aus Engen zur neuen Doppelspitze des SPD-Kreisverbands in der Nachfolge von Tobias Volz gewählt. Dafür musste auch die Satzung des Kreisverbands geändert werden. Insgesamt war diese Kreisversammlung ein großer Umbruch im Führungsteam gewesen. Freilich wird nun entschlossen nach vorne geblickt, um als die „Kanzlerpartei“ nun auch wieder „Volkspartei“ werden zu können. Rund 900 Mitglieder hat die SPD im Landkreis derzeit. Schon wegen der Altersstruktur wurden in den letzten Jahren vermehrt Ortsverbände zu Regionalverbänden zusammengelegt.
Tobias Volz blickte auf die letzten zehn Jahre zurück. Es sei eine große Ehre für ihn gewesen, dieses Amt auszuführen. Er sei damals in die Nachfolge von Peter Friedrich in das Amt eingetreten und viele Krisen erleben müssen.
2011 haben man mit einer Grün-Roten Landesregierung noch eine sehr erfolgreiche Phase eröffnet. 2016 habe es trotzdem eine Zäsur gegeben, bei der damals Hans-Peter Storz wie Peter Friedrich nicht in den Landtag einziehen konnte. „Wir haben da bis zur Bundestagswahl im letzten Herbst eine große Durststrecke durchmachen müssen“, bekannte Volz in seinem bewegten Rückblick. Auch in Ortsvereinen Radolfzell, Gottmadingen wie Engen habe es große Strukturprobleme gegeben, die einer Lösung bedurften, so Volz. „Es hat geklappt“, so Volz in seiner kurzen Bilanz, in der er sich auch bei allen bedankte, die ihn da unterstützt hätten. Die schwerste Zeit für ihn sei die OB-Wahl in Stuttgart gewesen, in der sich sogar mit dem Gedanken getragen hätte auszutreten, nachdem die Landes-SPD den Tengener Bürgermeister Marian Schreier nicht zum Zuge kommen ließ, und der dann im Alleingang seinen Wahlkampf durchziehen musste.
Mit den Neujahrsempfängen in Engen wie in Konstanz habe man gute Marken gesetzt. Auch den Heckerhut habe man wiederbeleben können, wenn auch die Verleihung in den letzten beiden Jahren ausgesetzt werden musste. Bei den letzten Wahlen habe man ein „besser geht’s nicht“ erreicht, zeigte sich Volz zufrieden. Das Fehlen des persönlichen politischen Austausches habe ihm in den letzten zwei Jahren freilich schon sehr weh getan. Und schöner sei es, diesen Abend in Präsenz zu verbringen. Und das wurde auch ausführlich ausgekostet.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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