Förderverein Museum und Stadtgeschichte setzt sich für Villa Windschief ein
Sorge um »die Seele der Stadt«
Radolfzell. Nicht nur Häuslebauer wissen: Ein Gebäude zu unterhalten kann ganz schön ins Geld gehen. Deshalb hat der Radolfzeller Gemeinderat die Stadtverwaltung vor vier Jahren beauftragt eine Liste der Gebäude zu erstellen, die nicht unbedingt im Besitz der Stadt bleiben müssen, also die Verkauft werden können. Auf dieser Liste stand auch die Villa Windschief, die seit 1985 im Besitz der Stadt ist und momentan der Seniorenwohnanlage am Stadtgarten als Begegnungszentrum dient. Die Bewohnerinnen und Bewohner treffen sich dort zum gemeinsamen Essen. Die Villa Windschief steht aber auch der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Die Mitglieder des Fördervereins Museum und Stadtgeschichte Radolfzell um Präsident Reinhard Rabanser und den 1. Vorsitzenden Rudolf Gretsch kämpfen derzeit dafür, dass dieser Status Quo erhalten bleibt. In den Vergangenen Wochen haben sie deshalb fleißig Unterschriften gesammelt um dem Gemeinderat deutlich zu machen, dass die Villa Windschief im Besitz der Stadt bleiben soll. Über 2.200 Radolfzellerinnen und Radolfzeller haben die Petition inzwischen unterschrieben. Einen Teil der Unterschriften haben die Initiatoren vor wenigen Wochen bereits der Stadtverwaltung übergeben. Nun ist als nächster Schritt in dieser Woche ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister anberaumt, verraten Gretsch und Rabanser im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.
Gebäude steht unter Denkmalschutz
In unmittelbarer Gefahr ist die Villa Windschief als Gebäude nicht, betonen die Initiatoren der Unterschriftensammlung. »Die Villa Windschief wurde im 16. Jahrhundert erbaut und im 18. Jahrhundert erweitert. Sie ist ein historisch wertvolles und stadtbildprägendes Gebäude und steht deshalb unter Denkmalschutz. Deshalb ist das Gebäude auch nicht abrissgefährdet, selbst wenn es verkauft werden würde«, erklärt Rabanser. Auch betont er, dass die Verwaltung erklärt hat, man könne bei einem Verkauf verschiedene vertragliche Festschreibungen treffen, die sicher stellen, dass das Gebäude im Sinne der Radolfzeller Öffentlichkeit weitergeführt wird. Das reicht den Initiatoren allerdings nicht aus. »Wer weiß was in zehn oder 20 Jahren ist? Dann ist die Entscheidungsgrundlage vielleicht eine andere und es gibt doch eine Nutzungsänderung. Wir sind der Meinung, dass es am besten und sichersten ist, wenn die Villa Windschief im Besitz der Stadt bleibt«, erklärt Rudolf Gretsch.
Positiv überrascht waren Rabanser und Gretsch von der Beteiligung an der Unterschriftenaktion. »Teilweise haben sich Schlangen an unserem Stand gebildet«, freut sich Reinhard Rabanser und Rudolf Gretsch fügt hinzu »Eine Frau hat gesagt, wenn die Villa Windschief verkauft wird ist das, als würde die Stadt ihre Seele verkaufen«. Mit solchen Aussagen im Hinterkopf wäre es für Rabanser gerade im Hinblick auf die Heimattage ein »fatales Signal«, dieses Gebäude zu verkaufen.
Positive Beispiele in anderen Städten
Dass es durchaus gut funktionieren kann, wenn eine solche Einrichtung im Besitz einer Stadt ist, das Zeigt für Gretsch das Beispiel des Gasthauses Kreuz in Singen. Für Reinhard Rabanser steht aber noch ein ganz pragmatischer Punkt im Fokus. »Es gibt in der Stadt außer der Villa Windschief praktisch keinen Ort an dem sich Senioren einfach so gemütlich treffen können«. Um den Fortbestand dieses öffentlichen Treffpunktes zu sichern, sollte die Villa Windschief seiner Meinung nach im Besitz der Stadt bleiben.
- Graziella Verchio
Autor:Redaktion aus Singen |
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