Aktionäre beschließen bei Hauptversammlung vier Prozent Dividende
Solarcomplex bilanziert bestes Jahr seiner Geschichte
Singen/Radolfzell. Mehr als 1.200 Aktionäre, die weitaus meisten aus der Region, sind die Eigentümer des Singener Bürgerunternehmens solarcomplex. 117 von ihnen kamen zur diesjährigen Hauptversammlung ins Radolfzeller Milchwerk. Zum 20. Geburtstag des Energiewende-Pioniers solarcomplex konnte Vorstand Bene Müller mit erfreulichen Unternehmenszahlen aufwarten.
Die positive Bilanz aus dem Jahr 2019 wurde im Geschäftsjahr 2020 noch übertroffen. Die Bilanzsumme ist deutlich angewachsen, von 67,8 auf 70,8 Millionen Euro. Darin ist die mit Abstand größte Position das Anlagevermögen, es wuchs von 55,2 auf 59,9 Millionen. Der Umsatz stieg von 14,5 auf 18,5 Millionen und der Gewinn nach Steuern, Zinsen und Abschreibung verdoppelte sich von 310.000 auf 623.000 Euro.
Das Geschäftsjahr 2020 war damit das beste in der der bisherigen Unternehmensgeschichte, so Müller in seiner Präsentation. Die Aktionäre folgten entsprechend gerne dem Vorschlag, wie im Vorjahr eine Dividende von vier Prozent auf das Grundkapital auszuschütten.
Zu dem guten Gesamtergebnis des Unternehmens haben verschiedene Effekte beigetragen, führte Bene Müller aus: „Entscheidend für Umsatz und Ergebnis war die deutlich gestiegene Nachfrage nach Solaranlagen, welche solarcomplex als Generalunternehmer insbesondere für Gewerbebetriebe errichtet hat.“ Die Kostenentwicklung von Solarstrom kremple den Energiemarkt mächtig um, so Müller. Weiterhin sei die Nachfrage groß. Die Tatsache, dass Strom vom eigenen Dach deutlich günstiger ist als Strombezug aus dem Netz, habe sich endlich herumgesprochen. Der Trend werde sich weiter verstärken.
„Unser Unternehmensziel ist weiterhin nicht das Ausweisen möglichst hoher Renditen, sondern der möglichst schnelle Umbau der regionalen Energieversorgung auf erneuerbare Energien“, betonte Bene Müller. Es gehe also nicht nur um gute Geschäftszahlen, sondern um die deutliche Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Der Kreis Konstanz liege hier im Vergleich zum Bundes- oder Landesdurchschnitt zurück und habe Nachholbedarf, führte der solarcomplex-Chef aus.
Müller verwies zugleich auf eine wachsende Stromlücke. Der Ausbau der erneuerbaren Energien fängt die abgebauten Atomstromkapazitäten nicht auf. Baden-Württemberg ist in wachsendem Maß von Stromimporten abhängig.
„Nach zehn Jahren grün-geführter Landesregierung sollte diese Bilanz anders aussehen“, kritisierte Müller und verwies auf nach wie vor extrem bürokratische und schleppende Genehmigungsverfahren mit hohen Hürden. Insbesondere die Windkraft bleibe ein Sorgenkind – auch für solarcomplex selbst. In der Aussprache zur Bilanz zeigte sich, dass die Aktionäre dennoch wollen, dass solarcomplex hier am Ball bleibt.
Sehr gut entwickelt sich den Bilanzzahlen zufolge weiterhin der Ausbau regernativer Wärmenetze. Inzwischen hat solarcomplex 18 Wärmenetze realisiert, die mit erneuerbarer Energie aus Holz, Sonne, industrieller Abwärme und Biogasanlagen betrieben werden. Die Nachfrage von Gemeinden in diesem Bereich sei nach wie vor groß, berichtete Müller. Die Effekte hier seien bemerkenswert: „Allein in unserem neuen Wärmenetz in der Schwarzwald-Gemeinde Schluchsee ersetzen wir eine Million Liter Heizöl pro Jahr durch erneuerbare Energie.“
Solarcomplex beschäftigt in Singen aktuell 43 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Luick sagte. Auch hier zeige sich eine steigende Tendenz, denn es gebe noch viel zu tun, um der Energiewende den nötigen Schwung zu verleihen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare