Stadt hat 13 Fachkräfte im Einsatz
Seit 17 Jahren bereits Schulsozialarbeit in Radolfzell

Das Team der Schulsozialarbeit: (1. Reihe von rechts) Nicole Hubmann, Sabrina Wagner, Eva-Maria Beller, Michaela Mühlmann, Anabel Gleichauf, Marlena Schoss, Ulrike Enste, Brigitte Reichmann (und 2. Reihe von rechts) Deborah Trommer, Kai Metten, Arno Bone. Es fehlen: Haydar Sanli, Jana Wenger, Dagmar Beck, Andrea Weselin-Klatt. | Foto: Stadtverwaltung
  • Das Team der Schulsozialarbeit: (1. Reihe von rechts) Nicole Hubmann, Sabrina Wagner, Eva-Maria Beller, Michaela Mühlmann, Anabel Gleichauf, Marlena Schoss, Ulrike Enste, Brigitte Reichmann (und 2. Reihe von rechts) Deborah Trommer, Kai Metten, Arno Bone. Es fehlen: Haydar Sanli, Jana Wenger, Dagmar Beck, Andrea Weselin-Klatt.
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Radolfzell. Die Krisen der letzten Jahre sind nicht leicht zu verkraften: Corona, Kriege, die Energie- und Umweltkrise, die Inflation. All das löst nicht nur Ängste und Unsicherheiten bei Erwachsenen aus. Auch Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Schulsozialarbeitende berichten von vermehrtem Schulabsentismus und davon, dass Schüler/innen unsicherer werden. Oftmals sind die Sozialarbeitenden an den Schulen erste Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche, die verstärkt mit Problemen zu kämpfen haben. Um sie gut auffangen zu können, hat die Stadt Radolfzell vier neue Halbtagsstellen im Bereich dieser wichtigen Arbeit geschaffen. Inzwischen konnten die vier Stellen besetzt werden.

Die aktuelle Situation

Insgesamt sind 13 SchulsozialarbeiterInnen bei der Stadt Radolfzell beschäftigt. Sie sind an allen Schulen tätig, von der Grundschule bis zu den Abschlussklassen der weiterführenden Schulen. „Schulsozialarbeit an sich ist nichts Neues in der Stadt“, erläutert Brigitte Reichmann, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Jugend und Sport, „sie wurde bereits vor siebzehn Jahren in Radolfzell mit 1,5 Stellen erfolgreich eingeführt.“ Doch im Laufe der Jahre habe sich der Bedarf in diesem besonderen Arbeitszweig an den Schulen verändert, berichten die SozialarbeiterInnen bei einem gemeinsamen Treffen.

Die verschiedenen weltumspannenden Krisen, der verstärkte Einfluss der Medien und veränderte Familienstrukturen beeinflussten viele Heranwachsende, berichtet Arno Bone, Schulsozialarbeiter an der Gerhard-Thielcke-Realschule: „Wir sind nicht dazu gemacht, dauernd in der Krise zu leben.“
Die gesamte Gesellschaft sei belastet, das mache sich auch bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar, so die Einschätzung der SchulsozialarbeiterInnen. Sie beobachten, dass Schüler und Schülerinnen häufiger fehlten als früher, einige kämen gar nicht mehr in die Schule. Allgemein sei zu bemerken, dass Jugendliche nicht mehr so selbstsicher wie noch vor einigen Jahren seien. Wenn Kinder und Jugendliche sich über längere Zeit zurückziehen, sei das oftmals ein Anzeichen dafür, dass sie mit Belastungen und Problemen zu kämpfen hätten.

Schulsozialarbeit ist ein Angebot der Kinder- und Jugendhilfe an Schulen

Die Schulsozialarbeit geht verschiedene Wege, um Kinder und Jugendliche zu stärken. Ein Ansatz ist die Prävention. An jeder Schule werden Präventionsprogramme wie „Be Cool“ oder „Mein Körper gehört mir“ durchgeführt, die Schülerinnen und Schüler darin bestätigen sollen, ihr Leben selbstbewusst anzugehen. Sie werden darin geschult, sich gegen Mobbing oder Gruppenzwang zu wehren. Es wird auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Medien angesprochen. Kinder werden für die Gefahren sensibilisiert, die sich in den sozialen Medien und im Internet ergeben können. Sie werden aufgefordert, Inhalte und Intentionen zu hinterfragen. Ebenso werden verschiedene Süchte thematisiert, wie die Sucht nach Alkohol und Drogen, aber auch Essstörungen. So berichten beispielsweise externe ehemalige Suchtkranke von ihrem Leben mit der Sucht und von den Wendepunkten in ihrem Leben.

„Ein weiterer Baustein ist die Demokratiebildung“, fügt Eva-Maria Beller, Leiterin der Abteilung Kinder und Jugend hinzu. Zu dieser Schulung gehört, die Kinder mutig zu machen, sie über ihre Rechte aufzuklären, ihnen zu vermitteln, dass sie für sich selbst sprechen und sich verteidigen können. Sie werden auch ermutigt, sich am Schulgeschehen zu beteiligen und die Schule als einen sicheren Ort der Gemeinschaft zu erleben. Schulsozialarbeit arbeitet methodisch sehr vielfältig – soziale Kompetenz kann beispielsweise über erlebnispädagogische Erfahrungen gelernt werden. In einigen Schulen wird mit einer tiergestützten Pädagogik gearbeitet.

Im Rahmen dieser etablierten Programme kämen Schülerinnen und Schüler oftmals auf die Sozialarbeitenden zu, wenn sie mehr Unterstützung benötigen. In solchen Fällen können diese Einzelgespräche führen und versuchen, herauszufinden, woher die Probleme kommen und wie man ihnen am besten begegnen könnte. Dies sei ein Prozess, den sie in der Regel mit der ganzen Familie gehen. Manchmal reichten diese niederschwelligen Hilfestellungen aus, teilweise sei auch professionelle Hilfe in Form einer Therapie nötig. Hier könnte die Schulsozialarbeit, die gut vernetzt ist, entsprechende Anlaufstellen nennen.

Auf Bitten von Lehrkräften gehen Schulsozialarbeitende teils auch direkt auf Kinder und Jugendliche zu. Beispielsweise dann, wenn ein Kind nicht mehr zum Unterricht erscheint.

Stellen und Finanzierung

Aktuell sind alle 8,9 Stellen in der Schulsozialarbeit von insgesamt 13 sozialpädagogischen Fachkräften besetzt.
Dazu zählen vier neue Halbtagsstellen. Die Stelle der Teamleitung ist noch vakant.  Finanziert werden diese Stellen zu etwa 55 bis 60 Prozent von der Stadt Radolfzell. Der Landkreis und das Land (über den Kommunalverband für Jugend und Soziales) leisten einen Zuschuss von je 16.700 Euro pro Jahr und Vollzeitstelle (22,3%).

Autor:

Presseinfo aus Singen

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