Radolfsbrunnen auf der Mettnau wiederentdeckt
»Sant Ratolffsbrunnen uf dem Hard«

Foto: Der Radolfsbrunnen nach der Freilegung. swb-Bild: Stadler
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Radolfzell (gü). Getreu dem archäologischen Sprichwort »Man sieht nur, was man weiß!«, gelang es, gestützt auf historische Hinweise, den verschollenen Radolfsbrunnen auf der Mettnau bei den Bauarbeiten zur Uferrenaturierung wieder freizulegen. Dies erklärte die städtische Presseabteilung gegenüber dem WOCHENBLATT. Stadtplanung und Landschaftsarchitekt beabsichtigen in Zusammenarbeit mit der ehrenamtlichen Denkmalpflege den Brunnen wieder in die Anlage einzubeziehen und erlebbar zu machen.
Recherchen von Christof Stadler haben ergeben: Der Legende nach soll hier Stadtgründer Ratold zum ersten Mal gelandet sein und folglich wurde dem Wasser heilkräftige Wirkung nachgesagt, so dass Menschen das Wasser mit nach Hause nahmen. Der Volksmund ging sogar so weit, dass er die Herkunft des Wassers auf dem Bodanrück vermutete. Der Brunnen wird bereits 1447 in einer Urkunde erwähnt, »sieben mansgraben reben by sant Ratolffsbrunnen uf dem Hard«, wobei Hard noch heute die Bezeichnung für diesen Abschnitt der Mettnau ist. Im Almanach des Martin Müller von 1851 findet sich eine kleine Skizze. Sie zeigt das Brünnlein genau an der Stelle unterhalb des Bildstocks beim »Bonz‘schen-Garten«. Östlich davon, in Richtung des heutigen Sernatinger-Hauses, wurden damals noch Reben angebaut. Als die Reben verschwanden, wurde ein Garten daraus, den man einzäunte. Der Brunnen lag auf einem schmalen Weg zum Seeufer und war wahrscheinlich noch kaum gefasst, vermutet Stadler. Zusammen mit dem benachbarten »Bonz‘schen Garten«, der früher von der Mettnau- bis zur Hausherrenstraße reichte, bildete dies eine verwunschene Welt und erst 1936 kaufte die Stadt das kleine Paradies. Auch in diesem Garten gab es einen Brunnen, der mit dem Bau der Konzertmuschel weichen musste. Als man dann 1961 den Garten durch die Weiterführung der Scheffelstraße teilte, verlor der Radolfsbrunnen seine Wasserzufuhr aus dem hangseitigen Moränenkies und wurde zugeschüttet. Der Gemeinderat sprach sich damals dafür aus, dass im Zuge der Neuanlage des Parks der Brunnen wieder installiert wird. Rund 50 Jahre danach könnte es Wirklichkeit zu werden. Vorgefunden wurden verschiedene Baumaterialien der früheren Anlage nebst einer Zisterne und einem größeren Kalkquader. Eine geschliffene Kalkplatte trägt den Namen »Radolfsbrunnen«, möglicherweise stammt diese Fassung aus der Zeit um 1900, als der Verschönerungsverein die Mettnau erschloss, so Christof Stadler weiter.
Um den Brunnen und das Umfeld möglichst originalgetreu wieder herstellen zu können, bittet die Stadtverwaltung, Abteilung Stadtplanung, die Bürger um Hinweise: Infos baulicher Art an Henryk Haberl, Stadtplanung, Telefon 07732/81323, Hinweisen zur Historie an Katharina Mayer, Leiterin der Stadtgeschichte, Telefon 07732/81165.

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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