Ehrennarrenrat Wolfgang Drobig über Lothar Rapp
"Radolfzell verliert mit Lothar Rapp eine große Persönlichkeit"
Radolfzell. Die Nachricht über den plötzlichen Tod des Radolfzeller Fasnetsurgesteins Lothar Rapp am 19. Februar traf viele sehr überraschend. So auch seinen langjährigen Comedy-Partner und Ehrennarrenrat Wolfgang Drobig, wie dieser im Gespräch mit dem WOCHENBLATT erzählte.
Alles nahm dabei seinen Anfang im Jahr 1986, als die beiden gemeinsam zum ersten Mal beim Narrenspiegel der Narrizella auftraten. "Der Narrenspiegel war unser eigentliches Startbrett für gemeinsame Auftritte, auch außerhalb der Fastnacht", erzählt Drobig. Im Jahr 2000 gründeten sie zusammen mit den Musikern Gerd Bürgin, "Uli" Kammüller und Roland Preuksch die "Zeller Komedi", ab 2006 traten sie dann als Duo "Drobig und Rapp" auf.
"Ein Meister der Dichtkunst und Wortakrobatik"
Der erste Auftritt in dieser Formation war damals beim Zunfthaussommer 2006 mit eigenem Programm "MotzArt". Die acht stets ausverkauften Vorstellungen begeisterten das Publikum. "Der Erlös dieses riesigen Erfolges ging komplett zu Gunsten vom Zunfthaus", so Drobig. Ein Geheimnis dafür waren die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere, die trotz starker Gegensätze ausgezeichnet harmonierten und sich ergänzten. Auf der Bühne konnten "Drobig und Rapp" unterschiedlicher nicht sein. Und man veräppelte sich gegenseitig. Es folgten viele weitere Auftritte und Programme wie beispielsweise "Rentnerbeiträge", "Büttenseminar" und "Mundart".
Bekannt wurden "Drobig und Rapp" auch durch zahlreiche Auftritte, bei denen abseits vom eigentlichen Programm, einfach aus dem Stegreif gedichtet, gereimt und fantasiert wurde. "Lothar war ein Meister der Dichtkunst und Wortakrobatik", so Drobig. "Es war einfach einzigartig, wie wir uns die Bälle zuwarfen und so das Publikum mit viel Humor, Selbstironie und spontanen Ideen zum Lachen brachten."
Filigraner Handwerker
Lothar Rapp war ein sehr zuverlässiger und hilfsbereiter Mensch, wie Wolfgang Drobig zu berichten weiß: "Auf ihn konnte man sich immer verlassen, ihm gegenüber war immer großes Vertrauen vorhanden." Dem Publikum unterhaltsame Stunden anzubieten, sowie dabei dem Alltag zu entfliehen, stand für das Duo immer im Vordergrund. "Allen zur Freude, niemand zum Leid" war das Motto. Es ging nie um finanzielle Aspekte. Sein soziales Engagement war beispielhaft.
Die Arbeit mit Holz war eine seiner großen Leidenschaften. "Ich war mehr als beeindruckt", so Drobig, "welche handwerklichen Fähigkeiten Lothar hatte." Vieles hatte er sich über Lehrgänge angeeignet und das Drechseln somit zu einem seiner Hobbys gemacht. Er bastelte unter anderem auch sensationelle Weihnachtskrippen mit filigraner Fertigkeit und Detailversessenheit. Viele seiner Krippen hat Rapp ausgestellt und auch verschenkt. "Bewundernswert", befindet Drobig.
"Lothar Rapp, meinen Freund und Wegbegleiter, werde ich sehr vermissen. Viele schöne, humorvolle Stunden und gemeinsame Erlebnisse werden unvergesslich bleiben. Radolfzell verliert mit dem Tod von Lothar Rapp eine große Persönlichkeit."
Lebensdaten
Lothar Rapp war ein Radolfzeller von der Wiege an. Erst vor einigen Wochen hielt Rapp nach 39 Jahren seine letzte Narrenschelte beim Narrenspiegel und verabschiedete sich nach 50 Jahren als Macher der Narrenzeitung "de Kappedeschle".
Der Schriftsetzer hatte einst in der Heimatzeitung "Schwarzwälder Bote" sein Handwerk gelernt, ging dann für viele Jahre zur Tageszeitung Südkurier. In seinem Leben als Narr wechselte er von den "Froschen" zur Narrizella, begründete dort den Fanfarenzug mit, deren Ehrenlandsknecht er inzwischen war. Für viele Jahre fungierte er als Präsident der Narrizella, deren Ehrenpräsident er wurde.
Politisch war Lothar Rapp bei den freien Wählern verortet, für die er einige Jahre im Gemeinderat saß und deren Vorsitz er von 2017 bis 2022 inne hatte. Rapp war da auch wie überall das bisschen mehr gewesen: Als Druckexperte sorgte er immer auch fürs optische Erscheinungsbild. Außerdem engagierte er sich in der Radolfzeller Bürgerstiftung, für die der Kappedeschle-Macher die Pressearbeit und Internet-Präsenz in die Hand genommen hatte, um hier für öffentliches Interesse für eine gute Sache zu erzeugen. Er hinterlässt seine Frau Karin vier Kinder, fünf Enkelkinder und einen Urenkel.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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