Gedenktafel am ehemaligen SS-Schießstand enthüllt
Radolfzell: Nicht ins Dunkle verschwinden lassen

Am Freitag enthüllten Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt und Miryam Stephan, Enkelin des KZ-Häftlings Leonhard Oesterle, eine Gedenktafel am ehemaligen SS-Schießstand im Altbohl. | Foto: Nicht in Vergessenheit geraten: Am Freitag enthüllten Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt und Miryam Stephan, Enkelin des KZ-Häftlings Leonhard Oesterle, eine Gedenktafel am ehemaligen SS-Schießstand im Altbohl. swb-Bild: gü
  • Am Freitag enthüllten Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt und Miryam Stephan, Enkelin des KZ-Häftlings Leonhard Oesterle, eine Gedenktafel am ehemaligen SS-Schießstand im Altbohl.
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Radolfzell (gü). Leonhard Oesterle und Oldrich Sedlacek - zwei Namen, die auf ewig mit der Geschichte der Stadt Radolfzell verbunden sind. Fast auf den Tag genau vor 69 Jahren gelang den beiden KZ-Häftlingen am 15. November 1943 die Flucht aus dem Radolfzeller KZ-Außenlager. An die beiden Häftlinge erinnert seit Freitag eine Informationstafel am ehemaligen SS-Schießstand im Altbohlwald. Zusammen mit dem Kriegerdenkmal am Luisenplatz und der geplanten Erinnerungs-Stele an der ehemaligen SS-Kaserne soll die Informationstafel an die Schicksale der Menschen, die ihr Leben im Außenlager des Konzentrationslagers Dachau ließen und beim menschenunwürdigen Bau der Anlage zu Tode gekommen sind, gedenken. »Wir wollen heute miteinander eine Gedenktafel enthüllen, die diesen Ort und das Schicksal derer, die hier gelitten haben, dokumentiert und nach vielem Jahren wieder ans Licht holt«, erklärte Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt. Die anhaltenden Diskussionen der jüngsten Vergangenheit kamen schließlich nur deshalb zu Stande, weil es Menschen in der Bürgerschaft und im Gemeinderat gab, die die Jahre zwischen 1933 und 1945 nicht einfach ins »Dunkle« verschwinden lassen wollten. »Vielmehr müssen diese Orte dokumentiert und dadurch ein Zeichen gesetzt werden«, so OB Schmidt weiter.

Ein deutliches Zeichen setzten auch die beiden Schüler Constatin Prox und Cyrano Kono Kono vom Friedrick-Hecker-Gymnasium, die zur Enthüllung der Gedenktafel Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen und dem Bericht über die Oesterle-Flucht lasen. »Diese Tafel sol die Gewissheit verdeutlichen, dass die Verbrechen, die hier begangen werden, nicht unentdeckt bleiben«, sagte Mitinitiator Alfred Heim.

Den bewegendsten Auftritt hatte aber wohl Miryam Stephan, Enkelin des ehemaligen Häftlings. Sie sprach über den Mut und Lebensfreude ihres Großvaters und verdeutlichte, dass er tiefe Dankbarkeit für das »schöne Leben, das er trotz aller Geschehnisse haben konnte« empfand. »Die Geschichte meines Großvaters hat auch mein Leben verändert. Er hat meiner Mutter und mir beigebracht die Menschen zu respektieren, wie sie sind«, so Miryam Stephan. Schlussendlich gedankte sich die 24-Jährige dafür, dass sich Radolfzell mit der Geschichte ihres Großvaters auseinandersetzt.

- Matthias Güntert

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Redaktion aus Singen

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