Hannes Wader überzeugte im Milchwerk
Poetisch, kritisch und aktueller denn je

Foto: Deutschlands bekanntester Folksänger Hannes Wader begeisterte im Milchwerk mit altbekannten Liedern und Songs aus seiner neuen CD »Sing«. swb-Bild: pud
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Radolfzell (pud). Mit altbekannten Liedern aus seiner mittlerweile 50 Jahre dauernden Karriere und Songs aus seiner neusten, Anfang Februar erschienenen CD »Sing« begeisterte Hannes Wader sein Publikum im Milchwerk. Der bedeutende deutschsprachige Folksänger bot eine große stilistische und inhaltliche Bandbreite seines vielfältigen Schaffens. Wie immer seit 1972, eröffnete er das grandiose Konzert mit der zum Volkslied gewordenen Lagerfeuer-Hymne »Heute hier, morgen dort«. Als »Stimmungsmacher« zeigte er sich beispielsweise mit dem Trinklied »Folksinger’s Rest«, einem neuen Song über seine Erlebnisse in einem irischen Pub, und jenem über Liebe, Schnaps und Tod des schwedischen Nationaldichters Carl Michael Bellmann. Rhythmisch flott trug er einen Talking Blues im Stile Bob Dylans vor: »Wo ich herkomme«. Diesen autobiografisch geprägten, nachdenklich machenden Sprechgesang bezeichnete Wader als »antike Form des Rap«. Ganz still wurde es im Saal, als er Liebes- und Freundschaftslieder vortrug. »Für Dich« zum Beispiel widmete er seiner Frau, »Les copains d’abord« von Georges Brassens all’ seinen Freunden. Der 73-jährige Liedermacher präsentierte sich nicht nur als Romantiker, sondern auch als ewig junger, aber merklich ruhig gewordener Rebell. Wader wäre nicht Wader, wenn er nicht Freiheits- und Antikriegslieder im Repertoire gehabt hätte. Dabei griff er die momentane Flücht-ingsdramatik in seinem vor kurzem komponierten Lied »Morgens am Strand« auf und setzte einer toten, schwar-zen Frau an einem idyllischen Mittelmeerstrand ein Mahnmal. Mit Boris Vians »Le déserteur«, in dem ein Soldat seinem Präsidenten mitteilt, Fahnenzuflucht zu begehen, kam der alte »Kampfgenosse« durch. Zum Volkslied »Die Gedanken sind frei« meinte Wader aber resignierend, dies sei nur noch eine »Behauptung«. Als letzte von drei Zugaben sang er gemeinsam mit dem Publikum das von Pete Seeger 1955 geschriebene, von Marlene Dietrich zum Welterfolg gemachte und immer noch aktuelle Lied »Sag mir, wo die Blumen sind«.

- Matthias Güntert

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Redaktion aus Singen

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