Besondere Kundgebung zum Abschied der Radolfzeller Geburtshilfe
Papierschiffchen für jedes zukünftiges Kind
Radolfzell. Nach dem Ende der Geburtshilfe wollen die Initiatoren der Online-Petition, die sich für den Erhalt der Einrichtung eingesetzt hatten, Abschied nehmen. Aus diesem Grund wird auf Samstag, 1. April, um 15 Uhr zu einer Versammlung auf den Marktplatz eingeladen. Wie Nina Breimaier, Vorsitzende des Präventionsrates, und Karin Neubert, Initiatorin der OnlinePetition, gegenüber dem WOCHENBLATT erklärten, sollen 2.500 Papierschiffchen auf einer angedeuteten Wasserstraße fahren – ein Schiffchen für jedes Kind, das in den nächsten fünf Jahren in Radolfzell hätte geboren werden können. Zum anderen soll dieser Anlass genutzt werden, um auf die bundesweite, besorgniserregende Entwicklung rund um die Geburtshilfe aufmerksam zu machen. Zentralisierung medizinischer Einrichtungen, horrende Versicherungsbeiträge für Ärzte und Hebammen, sowie eine zunehmende Pathologisierung von Schwangerschaft und Geburt führen dazu, dass Familien immer weniger Wahlmöglichkeiten haben, wenn es um den Geburtsort und die Form der Begleitung während der Schwangerschaft und der Geburt geht, heißt es in einem öffentlichen Schreiben weiter. »Die Wege, die eine Frau unter Wehen zurücklegen muss, um zur nächsten Geburtsstation zu kommen, werden immer weiter, was ein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind bedeutet. Hochtechnisierte Kliniken können nicht die Geborgenheit einer ruhigen und persönlichen Umgebung ersetzen. Eine Geburt ist nicht vergleichbar mit einem planbaren, operativen Eingriff. Das Vertrauen in die Natürlichkeit einer Geburt scheint einer wachsenden Unsicherheit und einem gesteigerten Bedürfnis nach Sicherheit in Form von Technik und Geräten zu weichen«, sagen Breimeier und Neubert.
Es sei Zeit für ein Umdenken auf Bundesebene, damit nicht noch mehr kleine, qualitativ hochwertige Geburtseinrichtungen geschlossen werden müssen wie hier am Radolfzeller Krankenhaus.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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