Photovoltaik auf allen Dächern installiert
Ordentliche Portion Lichtnahrung für die Radolfzeller Kläranlage
Radolfzell. Die Radolfzeller Kläranlage hat einen mächtigen Energiehunger, der vor allem auf die vielen Pumpen zurückzuführen ist, die hier Abwasser transportieren oder auch belüften. Rund 1600 Megawattstunden werden an Strom im Jahr benötigt. Rund 10 Prozent, davon, laut Berechnung 158 MWh kommen nun von der Sonne, indem alle möglichen Dachflächen bei der Kläranlage mit Photomodulen belegt wurden, was im Rahmen einer symbolischen Inbetriebnahme ermittelt werden konnte.
Dazu waren am Freitag der Radolfzeller OB Simon Gröger, Klärwerk-Chef Dominik Löhle, der Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, Tobias Hagenmeyer, und sein Mitarbeiter Benjamin Eher aus der Sparte Energiedienstleistung sowie die beiden Solartechniker Jacob Klinkenberg und Paul Geckle auf den Faulturm hochgestiegen, denn vor dort sieht man auch die ganzen Dächer am besten.
Insgesamt 371 Panels habe man hier mit dem Unternehmen Klinkenberg verbaut, der Baumbestand auf dem Gelände habe eine aufwändige Schalttechnik erfordert, um hier eine optimale Ernte einfahren zu können trotz Teilverschattungen, wurde zum Medientermin erklärt. Für OB Simon Gröger ist es ein weiterer Schritt auf dem Weg zum klimaneutralen Radolfzell in 2025, dem noch viele folgen sollen, zumal die Zeit immer mehr drückt. Immerhin rechnerisch würde die hier auf den ganzen Dächern installierte Leistung reichen, um rechnerisch 50 Haushalte mit Strom zu versorgen. Damit würden nun auch 70 Tonnen CO₂ im Jahr gespart, so die Prognose.
Schon seit einigen Jahren ist ein Blockhetzkraftwerk am Klärwerk in Betrieb, das mit Gas aus dem Faulturm betrieben wird und gleichzeitig die Gärung des Abwassers mit Wärme antreibt und so die Hälfte des Energiehungers stillt. Nun kommt man mit dem Sonnenstrom rechnerisch auf 60 Prozent Eigenversorgung. Allerdings läuft die Anlage ja rund um die Uhr, die Sonne scheint nur einem begrenzten Zeitraum. Gelungen sei es, den Stromfluss in einer gemeinsamen Energiezentrale zu bündeln.
Dass das Radolfzeller Klärwerk noch weiteres Potenzial zur Stromerzeugung hat, macht Dominik Löhle mit dem Blick auf die Klärbecken deutlich. Über diesen solle möglichst bald eine Überdachung gesetzt werden, um noch mehr Sonnenstrom zu gewinnen. Bis zu 800 MWh Ernte könnte das bringen, so eine noch nicht ganz abgeschlossene Machbarkeitsstudie, die auch die Rentabilität bei einer niedrigen siebenstelligen Investitionssumme darstellen soll, also auch, ab wann die Kosten wieder drin sind.
Und die Pläne gehen für die Kläranlage noch weiter, weil sie ja eine der Zentralen für künftige Nahwärmenetze werden soll, was aber noch richtig Zukunftsmusik ist, wie Tobias Hagenmeyer sagte. Denn das ist ein hochkomplexes Projekt, bei auch Seewärme genutzt werden soll und das noch in der Projektierung steckt.
Solarpark "Tenn" ist fertig
Der nächste Schritt für die Stadtwerke Radolfzell steht erst mal im Solarpark Tenn, der nach dem Baustart an Ostern nun am 27. September offiziell in Betrieb genommen werden soll. Hier hatte es das Angebot einer Bürgerbeteiligung gegeben, um die Energiewende der Stadt schneller voranzubringen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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