Seetorquerung im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs in Radolfzell
OB Staab will »Brücke der Vernunft« bauen
Radolfzell. Still war es um die Seetorquerung geworden. In den vergangenen Monaten beherrschten andere Themen die Radolfzeller Kommunalpolitik: das drohende Aus der Geburtshilfe oder der Zwist anlässlich der Haushaltsrede von Oberbürgermeister Martin Staab und der daraus resultierende Zwist im Ratssaal. Umso erstaunter waren die über 1.000 Besucher des Neujahrsempfangs am vergangenen Sonntag, als OB Staab eine Brückenlösung aus dem Hut zauberte, mit der er der ins Stocken geratenen Diskussion neue Nahrung gab. Nach der unerwarteten Absage der Bahn, sich finanziell nicht am Radolfzeller Großprojekt zu beteiligen, habe er sich an ein Ingenieurbüro gewandt, das Erfahrungen mit Brückenbauwerken im städtebaulich komplexen Umfeld habe, erklärte Staab. Der Hintergrund hinter dieser Anfrage ist einfach: Staab wollte prüfen lassen, ob sich die Bahngleise mit einer entsprechenden Brückenlösung überbauen lassen. »Wir dürfen uns nicht einfach diesem Schicksal unterwerfen und die Hände in den Schoß legen. Bauen wir stattdessen eine Brücke der Vernunft«, betonte Staab in seiner Neujahrsrede.
Der Unterschied der neuen Staab‘schen Lösung: Anders als bei früheren Brückenlösungen habe die Verwaltung - vor dem Hintergrund der schlechten Erfahrungen in Verhandlungen mit der DB - auf eine Anbindung der Bahnsteige an die Brücke verzichtet. »Die Bahn muss ihre Pflichten, nämlich die Barrierefreiheit des Bahnhofs und der Bahnsteige, dann entsprechend der gesetzlichen Vorgaben selbst lösen«, so Staab weiter.
Eine erste Grobschätzung ergab, dass Radolfzell das Projekt, das nach Angaben Staabs bereits 2020 fertiggestellt werden könnte, rund zwölf Millionen Euro kosten wird. »Diese Lösung wäre also finanzierbar ohne Rückgriffe auf den laufenden Haushalt«, sagte der Radolfzeller Verwaltungschef. Eine Brückenlösung - so betonte Staab zwar - würde nicht auf einen Schlag alle Probleme lösen, denn das Manko, dass ein bequemer und barrierefreier Zugang zu den Bahngleisen fehlt, bleibe vorerst bestehen. Diese Aufgabe müsse aber derjenige übernehmen, der sie auch gesetzlich hat: die Deutsche Bahn. »Die Seebrücke wäre bezahlbar, attraktiv und eine Lösung, die eine große Mehrheit in der Bevölkerung finden kann, wenn sie nicht zerredet wird«, so Staab weiter.
Obgleich der Verwaltungschef für seine Worte und die Idee einer Seebrücke Applaus beim Neujahrsempfang erntete, betonte Staab, dass die Bürgerbefragung zur Seetorquerung ergeben hatte, dass lediglich 20 Prozent der Radolfzeller eine Brücke ohne Anschluss an die Bahnsteige befürworten. Nach umfangreichen Prüfaufträgen müsse der Gemeinderat 2017 nun sagen, wie es mit dem Großprojekt weitergehen soll.
Doch nicht nur kommunalpolitisch ging es im Milchwerk heiß her, auch das WOCHENBLATT hatte für seine Leser eine Überraschung parat: Als Medienpartner des Stadtjubiläums präsentierte das Radolfzeller WOCHENBLATT-Team im Foyer die ersten 500 Ausgaben der neuen Jubiläumsbeilage, die mit der heutigen Ausgabe an alle WOCHENBLATT-Haushalte verteilt wird. Und der Schmöker, der 24 Seiten dick ist und jede Menge Lesefutter rund um das Jubeljahr der Stadt bietet, schien bestens anzukommen: Binnen weniger Minuten war die Jubiläumsbeilage vergriffen.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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