Am Samstag offizielle Einweihung im Museum
NS-Zeit in Etappen dokumentiert
Radolfzell (li). Am 26. Oktober wird der Radolfzeller Gemeinderat über die weiteren Schritte zur Dokumentation der NS-Geschichte in der Stadt beraten. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wo die Gedenkfeier zum Volkstrauertag in diesen Jahr stattfindet. Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt geht davon aus, dass sie am gleichen Ort, also am Kriegerdenkmal, stattfinden wird. Er hatte schon vor dem Gemeinderat erklärt, dass er sich der schweren Aufgabe unterziehen werde, den Ort und das Denkmal mit den damaligen Vorkommnissen rund um die SS-Kaserne sowie die aktuellen Diskussionen bis zum Theaterstück »Die Flüsterstadt« in Bezug zu setzen und abzuarbeiten.
Bei der offiziellen Einweihung des neuen zeitgeschichtlichen Raums im Stadtmuseum hatte am Samstag Stadtrat Norbert Lumbe einen Zwischenruf gemacht. Dies sei nur der erste Schritt zur Aufarbeitung des Dritten Reichs in Radolfzell, die Dokumentation am Kriegerdenkmal und im RIZ müssten folgen. An der geplanten Stele in der früheren SS-Kaserne werde die Stadt für eine aussagekräftige Dokumentation sorgen, sagte Dr. Schmidt gegenüber dem WOCHENBLATT. Dann werde man aber auch die Bevölkerung um Spenden dafür bitten. Die Eröffnung des Raums im Museum fand am Samstag vor einem kleinen Kreis statt. Kulturchef Karl Batz entschuldigte sich zwar für das späte Fertigwerden des Raums, sah die jetzige Lösung aber in keinem Zusammenhang mit den Diskussionen während der letzten Monate in der Stadt. Das sei eine Komplettierung, die bereits 1989 und 1992 in den früheren Räumen in der Teggingerstraße begonnen worden sei. Radolfzell habe sich gegenüber Singen und Konstanz schon früh zur offenen Dokumentation bekannt, Singen nur kurz, Konstanz erst jetzt.
Achim Fenner unterstrich die drei Beine der geschichtlichen Darstellung: Zum See und zur Industrie komme jetzt die zeitgenössische Abteilung, bei der Adolf Hitler auf dem Plakat durch die Türfenster schaut. Radolfzell habe wichtige Funde, wie einen alten Segelflieger oder den Koffer eines Heimkehrers aus russischer Kriegsgefangenschaft. Das müsse aber alles erst gut aufgearbeitet werden. Hitler war bekanntlich 1932 zu einer mitternächtlichen Kundgebung auf den Sportplatz gekommen. Die ganze NS-Geschichte lasse sich auf Radolfzell letztendlich herunterbrechen. Auch der Luftkrieg tangierte Radolfzell: In Liggeringen gab es beim Fliegerangriff auf Friedrichshafen durch Schussfehler Tote durch Granatsplitter.
- Hans Paul Lichtwald
Autor:Redaktion aus Singen |
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