Sehr gute Resonanz beim Dialogforum
Neues Handlungsprogramm Wohnen in ersten Ideen formuliert

OB Simon Gröger und Angelique Augenstein bei der Eröffnung des Dialogforums Wohnen. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
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Radolfzell. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Wohnungsmarktexperten aus der Raumschaft Radolfzell nahmen am Mittwoch beim Dialogforum Wohnen im Radolfzeller Milchwerk teil, mit dem ein Richtungswechsel in der städtischen Wohnungsbaupolitik eingeläutet wurde.

„Wohnen ist ein Grundbedürfnis und gehört auf die politische Agenda der relevanten Themen“, betonte Oberbürgermeister Simon Gröger in seiner Begrüßungsrede. Das Dialogforum Wohnen war letztlich auch ein Wahlversprechen gewesen, denn Wohnungsmangel, verbunden mit der Forderung nach einer städtischen Wohnbaugesellschaft als nicht gewinnorientiertes Unternehmen, waren ja Wahlkampfthemen gewesen. Und auf der Agenda steht die Prüfung der Machbarkeit einer kommunalen Baugesellschaft noch.

Dass Wohnbau in der Zukunft besonderer Formen bedarf und es nicht einfach nur um „Bauen“ sondern Entwickeln neuer Wohnformen geht, die Zeit der klassischen Baugebiete eigentlich auch vorbei ist, unterstrich die Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung Angelique Augenstein bei ihrer Begrüßung. Dass möglichst bald gehandelt werden muss, steht für sie außer Frage, schon deswegen, weil sozial geförderte Wohnungen, 60 gibt es aktuell davon in Radolfzell, immer zeitlich begrenzt ausgewiesen sind und deshalb neue entstehen sollen, möglichst in größerer Zahl als jetzt. Augenstein zeigte auch klar auf, dass Radolfzell nur durch den Zuzug neuer BürgerInnen wächst: Der eigene Saldo aus Geburten und Sterbefällen der Einheimischen ist nämlich negativ. Und es sei natürlich nicht so, dass aktuell nichts passiere im Wohnungsbau. 628 Wohnungen seien derzeit in der Umsetzung, 724 in Genehmigungsverfahren, 74 derzeit in Planung. Einen Bedarf von 1.800 Wohnungen bis 2030 ist geschätzt, von denen würde man aber 1.200 bis 2025 schon brauchen, was den aktuellen Druck erklärt.

Keine "Porsche"-Baugebiete mehr

Sebastian Ritter, Dezernent des Städtetags Baden-Württemberg, machte mit Zahlen deutlich, weshalb Wohnungen so rar geworden sind. Die Bewohnerzahl einer durchschnittlichen Wohnung sei von 4,5 auf 2,1 Personen seit 1950 gesunken (Radolfzell liegt mit 1,9 Personen sogar noch darunter), die Wohnfläche als weiterer Faktor seit den 1980er Jahren von 36  auf inzwischen 47 Quadratmeter angewachsen. Der Standard an Wohnen haben deutlich zugenommen und das brauche Platz.

Der Engpass auf dem lokalen Wohnungsmarkt sei bei der Landespolitik angekommen. Für Radolfzell gelte ein gestärktes kommunales Vorkaufsrecht, weil es zu den 10 Prozent der am stärksten betroffenen Gemeinden gehöre. Ziel sei es freilich, bezahlbaren Wohnraum dadurch zu schaffen. Das erweiterte Recht hilft aber immer noch nicht, wenn jemand nicht verkaufen wolle, aber der Verkaufspreis solle durch den Verkehrswert gedeckelt werden können.
Das bisherige Baugebiet mit Einfamilienhäusern bezeichnete Ritter als Porsche unter den Wohnformen - nicht mehr zeitgemäß angesichts immer knapper werdenden Flächen zum Bauen.

"Grünes Dach" am Messeplatz?

In der vom Unternehmen Reschl Stadtentwicklung moderierten Veranstaltung ging es in fünf Themenworkshops um die Entwicklung neuer Ideen. Themen wie generationenübergreifendes Wohnen oder auch Quartiersentwicklung tauchten dabei eigentlich in allen Arbeitsgruppen auf. Interessant auch manche Einzelvorschläge, in denen es auch ums Klima und das Grün in der Stadt ging, das auch im Vortrag der Naturschützer als klare Pflicht gesehen wurde. Auf einem der Zettel wurde gewünscht, dass man einen grünen Deckel auf den Messplatz machen sollte, als Naturinsel im Stadtgebiet. Philipp König von Reschl Stadtentwicklung zeigte sich höchst zufrieden in der Schlussrunde, wegen der Vielfalt der Vorschläge und der Bereitschaft zum Mitdenken. Jetzt gelte es professionell und vor allem entspannt weiter zu machen, gab er den Teilnehmern mit.

Vorgesehen ist, dass die Mitglieder des Gemeinderates am Ende des Entwicklungsprozesses eine neue Leitlinie in einem Handlungsprogramm Wohnen per Beschluss festlegen. „Die erfolgreiche Umsetzung dieser Leitlinien wird jedoch nur gelingen, wenn wir diese als Gemeinschaft und als Gesellschaft mittragen“, verdeutlichte Simon Gröger. Der erste Schritt sei hier schon getan.

Nächste Workshops
Die Termine für die nächsten Workshops sind: Zielgruppen und Wohnformen (19.04. um 19.00 Uhr), Ökologie und Baulandpolitik: 24.05. um 19.00 Uhr), Städtebau und Freiraum (20.06. um 19.00 Uhr). Interessierte können sich gerne im Baudezernat unter der E-Mail-Adresse baudezernat@radolfzell.de anmelden.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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