Radolfzeller Wehr wählte neu – und steht vor Zäsur
Neues Gerätehaus ist weiter nur Punkt auf der Landkarte

Stefan Moser wurde als neuer stellvertretender Kommandant gewählt, der Michael Blender bereits zum 5. April ablösen muss aus Altersgründen. Im Hintergrund Kommandant Helmut Richter und Bürgermeisterin Monika Laule nach der Wahl. | Foto: swb-Bild: of
  • Stefan Moser wurde als neuer stellvertretender Kommandant gewählt, der Michael Blender bereits zum 5. April ablösen muss aus Altersgründen. Im Hintergrund Kommandant Helmut Richter und Bürgermeisterin Monika Laule nach der Wahl.
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In der Mehrzweckhalle in Böhringen hielt die Radolfzeller Feuerwehr ihre dringend notwendige Gesamtversammlung ab, galt es doch einige Posten per Wahl neu zu bestimmen. Für die Wahl des neuen stellvertretenden Kommandanten Stefan Moser, der Michael Blender ablöst, welcher altershalber zum 5. April schon aus dem Amt scheiden muss, waren freilich zwei Wahlgänge nötig, bis das Ergebnis stand. Und für Kommandant Helmut Richter war dies auch die letzte Hauptversammlung, wie er in seiner Rede bemerkte. Denn im März nächsten Jahres hat auch er die Altersgrenze erreicht, die im Feuerwehrbereich strikt gilt. Also wird es dieses Jahr auch noch die Suche nach einem/r NachfolgerIn für die Gesamtleitung der Radolfzeller Feuerwehr gehen müssen.

Und weiter beschäftigt auch die Feuerwehr in Radolfzell die Frage nach dem künftigen Standort in der Kernstadt. Einen roten Punkt gibt es dafür auf dem Stadtgebiet immerhin schon, etwa im Bereich des Gleisdreiecks oder Milchwerkparkplatzes. Der wurde durch die Anfahrzeiten berechnet, die in Radolfzell derzeit noch immer ein Problem in der Kernstadt sind, da die Anforderung von zehn Minuten, in denen die Feuerwehr nach der Alarmierung mit einem ersten Zug vor Ort sein sollte, im Schnitt der letzten fünf Jahre nur in rund 40 Prozent der Fälle erreicht worden sei, wie Richter ausführte, der damit einen dringenden Handlungsbedarf umriss. Besser sei es in den letzten zwei Jahren wohl nur deshalb gewesen, weil viele der Kameraden im Homeoffice waren und damit schneller das Gerätehaus erreichen konnten. Das Soll liegt hier eigentlich bei 90 Prozent. In der mittelfristigen Planung sei das Radolfzeller Feuerwehrhaus für die Kernstadt bisher aber nur unter 2025ff aufgeführt, also »für irgendwann später«, wie Richter kritisierte, der nun hofft, dass unter dem neuen OB Simon Gröger hier neue Bewegung in die Angelegenheit kommt. Denn auch die Berufsgenossenschaft sehe schon deutliche Mängel im alten Gebäude. Der Feuerwehrbedarfsplan, bei dem der dringende Handlungsbedarf signalisiert wurde, sei ja von 2016, klagte Richter. »Da muss man ran«, machte auch Kreisbrandmeister Andreas Egger in seinem Grußwort deutlich. In Böhringen stehe das Thema bekannterweise noch viel länger an, wenngleich erst mal Markelfingen wegen des Brandes der Markolfhalle, wo das Depot unterbracht war, in der Reihe nun vorgezogen werden musste.

250 Alarmierungen mit 219 Einsätzen prägten das vergangene Jahr für die Feuerwehr Radolfzell. Das liegt etwa im Mittel der letzten Jahre. Der größte Anteil lag mit 44 Prozent bei den technischen Hilfeleistungen, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen oder Personenrettungen aus hilfloser Lage. 41 Brände gab es zu löschen, zwei wurden als Großbrände eingestuft. Die 67 Fehleinsätze sind Teil des Alltags der Feuerwehren, doch sie gehören dazu. Der kurioseste davon war eine Meldung zu »Rauch aus dem Münsterdach«, der sich dann aber als Dampf aus einer neuen Heizungsanlage herausstellte, die dort im Zuge der laufenden Sanierung in Betrieb genommen wurde, was die Feuerwehr aber auch erst nach genauem Hinschauen mit der Drehleiter so identifizieren konnte.
30 Personen habe man aus lebensbedrohlichen Situationen retten können, aber manche Personen auch nur noch tot, unterstrich Richter in seiner Bilanz.
Auch das Thema Jugend- und die geplante Kinderfeuerwehr haben unter den letzten zwei Jahren unter Corona-Bedingungen gelitten. Es gab kein Zeltlager und keinen Sternmarsch. Immerhin sei es »zwischen den Wellen« im letzten Sommer noch möglich gewesen, an einem Aktionstag in Moos den Event der »Jugendflammen« als erste Prüfung durchzuführen, die »Leistungsspangen« dann an einem weiteren Wettkampftag in Singen abzunehmen. Sieben Jugendliche habe man durch die Altersgrenze in die Einsatzabteilung übernehmen können, berichtete Jugendwart Andeas Seitz in der Versammlung. Den neun Neuaufnahmen stehen auch fünf Austritte gegenüber. Die Zahl der aktiven Feuerwehrleute geht seit einigen Jahren kontinuierlich zurück: Betrug sie 2018 noch 235, so war sie in 2021 auf 208 abgesunken.

Die Wahlen nahmen einen großen Teil der Versammlung ein. Zum Abteilungskommandant in Böhringen wurde Marc Jannowenz gewählt, sein Stellvertreter wird der bisherige Kommandant Christian Vogler. Für Markelfingen wurde Tilo Ruther zum Kommandant wiedergewählt, Manfred Haaga als Stellvertreter. Alexander Riechert und Christian Schlenker wurden zudem als Ausschussmitglieder für Löschzug A gewählt und noch eine ganze Reihe an Beförderungen vollzogen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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