Erste Stolpersteine in Radolfzell am Samstag verlegt
Mit dem Kopf »stolpern«
Radolfzell (gü). Für Alfred Heim war die Botschaft bei der ersten Verlegung von Stolpersteinen am vergangenen Samstag eindeutig: »Unsere Stolpersteine sollen Menschen in Erinnerung rufen, die durch die Gräueltaten des NS-Regimes zu Nummern degradiert wurden. Mit dieser Aktion wollen wir Menschen nicht mit den Füßen zum Stolpern bringen, sondern ein Stolpern mit dem Kopf bewirken«, erklärte der Verantwortliche der Radolfzeller Stolperstein-Bürgerinitiative. Stolpersteine sind in den Gehsteig eingelassene Pflastersteine aus Messing. Ihre Inschriften erinnern an Personen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert oder getötet wurden. Sie werden für Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten sowie für Homosexuelle und behinderte Menschen an ihrem letzten, selbstgewählten Wohnort verlegt, wie Heim weiter verrät.
Als 957. Gemeinde reiht sich Radolfzell in die lange Liste der Städte, Ortschaften und Gemeinden ein, in denen bereits Stolpersteine des Künstlers und Initiators, Gunter Demnig, an die Opfer erinnern. Seit 1992 wurden rund 47.000 Stolpersteine in ganz Deutschland und 18 weiteren Ländern verlegt. »Diese Stolpersteine sollen erinnern an die Vertreibung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, wegen ihrer Sexualität Verfolgter, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus - und zwar am damaligen Ort ihres Lebens«, verrät Heim.
Insgesamt acht Stolpersteine wurde am vergangenen Samstag verlegt. Heim kündigte zudem an, dass bereits im kommenden Frühjahr weitere Stolpersteine verlegt werden sollen.
Welche Bedeutung der Mahnaktion zugesprochen wird, verdeutlichten die Worte von Oberbürgermeister-Vertreter Norbert Lumbe: »Wir alle tragen die Verantwortung für die Geschichte. Wir dürfen nicht vergessen Erinnerungsräume zu schaffen, um zu verdeutlichen, dass wir uns dieser Verantwortung stellen.« Er ist sich sicher, dass durch die Verlegung der Gedenksteine die Schicksale und persönlichen Geschichten der NS-Opfer wieder in die Stadt zurückkehren werden.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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