Ein starkes Netzwerk geht an den gemeinsamen Start
Mehr Aufmerksamkeit für die Jugend in der Zeit nach Corona
Radolfzell. Viele Kinder hätten gestaunt und sich gefreut, mit welcher Energie, Ernsthaftigkeit und Empathie sich engagierte Erwachsene am Freitagnachmittag im Milchwerk Radolfzell zum Thema Kinder- und Jugendhilfe in einem erstmaligen Netzwerk zusammenfanden. Initiiert vom Präventionsrat, der unter Vorsitz von Stadträtin Susann Göhler-Krekosch bereits im Frühjahr 2021 gut 500 Kinder nach ihrer Situation im Corona-Alltag befragt hatte, präsentierten sich nun, unterstützt von der Stadt Radolfzell und der Messmer-Stiftung, über 60 Vereine, Institutionen, ehrenamtliche Initiativen, Einrichtungen, Verbände und Fachkräfte in der „Tischmesse 2022“ rund um das Wohl der Kinder und Jugendlichen.
„Ein perfekter Rahmen, um sich kennenzulernen und auszutauschen“ befand OB Simon Gröger als Schirmherr in seinem Grußwort. Er wies darauf hin, dass gerade Kinder und Jugendliche in den letzten beiden Jahren der Corona-Pandemie „doch sehr unter der Situation gelitten haben“ und wir ihnen grundsätzlich „mehr Gehör schenken und auf ihre Bedürfnisse stärker eingehen müssen“, wozu auch eine passende Unterstützung ihrer Familien gehört.
Dabei sagte er allen Engagierten seine volle Rückendeckung bei der künftigen Pflege und Stärkung des Netzwerkes zu. Auch Eva Maria Beller, Leiterin der Abteilung Kinder und Jugendliche, plädierte für deren „viel stärkere Beteiligung“, denn „Demokratie von Anfang an“ sei „nötiger denn je“. Dies soll unter direkter Einbeziehung möglichst vieler Kinder aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zu einer strukturierten und verankerten Beteiligungsform führen, so auch zu einem jährlichen Kinderforum.
Ein Arbeitskreis „Kinderbeteiligung“ mit namhaften Radolfzeller Akteuren gehört zu diesen Neuerungen. Waltraud Weber, engagierte Leiterin des Kreisjugendreferats, erinnerte die zahlreichen Anwesenden mit einer Cloud-Abfrage im Saal an ganz eigene Erfahrungen, wo sie das erste Mal überhaupt als Kind nach ihrer Meinung gefragt wurden - nur ein einziges Mal wurde „Kommune/Rathaus“ genannt.
Um dies vor Ort zu ändern und dabei den lokal engagierten haupt- und ehrenamtlich Tätigen eine gute Unterstützung beim altersgerechten Zugang hin zur Kinder- und Jugendbeteiligung anzubieten, dafür stellten Weber und Diana Alt vom Kreisjugendring Konstanz e.V. „Frieda - das DIALOGmobil“ vor, welches mobil im Landkreis unterwegs ist und ausgeliehen werden kann.
Stefan Basel, Sozialdezernent im Landkreis, freute sich sowohl über die starke Beteiligung an der Radolfzeller Tischmesse als auch darüber „dass wir uns wieder treffen können“. Er konstatiert eine gemeinsame „Aufholjagd nach Corona“ mit dem Ziel „nun Defizite abzubauen“ und sieht auch den Kreisjugendrat „auf einem guten Weg“.
Auch Antje Groll, Vorsitzende des Gesamt-Schulelternbeirats, stellte „einen großen Bedarf an Austausch und auch an Hilfe“ fest und bewertete die Tischmesse mit ihren vielen Angeboten als „sehr positiv“. Dutzende von Fach-Ständen boten detaillierten Informationen, vor allem aber die Möglichkeit zum direkten Gespräch zu wichtigen Fragen, auch der noch stärkeren Zusammenarbeit. Diese sicher über Radolfzell hinaus ausstrahlende Veranstaltung wurde geprägt von einem allseitigen Nachholbedarf und der überall erkennbar großen Freude an zahlreichen Begegnungen - den Nutzen haben hoffentlich möglichst viele Kinder und Jugendliche in der Stadt und Region.
Autor:Bernhard Grunewald aus Singen |
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