Nachfolgerin von Hansjörg Blender
Marilena Mangili wird erste Kreishandwerksmeisterin

Kreishandwerksmeisterin Marilena Mangili in ihrem Friseursalon in Böhringen. | Foto: HWK KN
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Kreis Konstanz. Marilena Mangili wurde kürzlich zur ersten Kreishandwerksmeisterin im Kammerbezirk Konstanz gewählt. Die folgt in ihrem Amt auf Hansjörg Blender, der dieses Amt über 12 Jahre engagiert ausfüllte. Mangili möchte das Image des Handwerks stärken und eine Zusammenarbeit über alle Gewerke hinweg fördern.

Der kleine Friseursalon in Böhringen steckt voller Energie. Hier schneidet Marilena Mangili nicht einfach nur Haare. „Mit meiner Arbeit, meinen Händen, mache ich Menschen glücklich“, bringt die Friseurmeisterin auf den Punkt, warum sie auch nach 40 Jahren in ihrem Beruf noch gerne Kamm und Schere zückt. „Gib mir Haare, gib mir Farbe und lass mich arbeiten.“ In dem kleinen Dorf Böhringen bei Radolfzell fügt sich Mangilis Salon ins Wohngebiet ein. Einige Stammkunden vertrauen der 55-Jährigen schon seit drei Jahrzehnten ihre Haare an.

Nun stürzt sich Mangili mit ihrer ganzen Tatkraft in ein neues Abenteuer. Im Juli wurde sie zur ersten Kreishandwerksmeisterin im Bezirk der Handwerkskammer Konstanz gewählt. Die erste Frau im höchsten Amt der Kreishandwerkerschaft (KH) Westlicher Bodensee. In ihrem Salon „Hairdesign by Marilena“ sitzt Mangili auf einem der schwarzen bequemen Sessel, in denen sonst die Kunden Platz nehmen, mit einem Becher Kaffee in der Hand. Ihr sei die Bedeutung gar nicht so richtig klar gewesen, bis eine Kundin sie darauf hingewiesen hat: „Schau, was du erreicht hast. Du bist die erste Frau.“

Gemeinsam fürs Handwerk

Doch das scheint der Friseurmeisterin mit den kupferfarbenen Haaren und der markanten Brille nicht das Wichtigste zu sein. „Wichtig ist, dass wir gemeinsam für das Handwerk einstehen und zusammen etwas bewegen.“ Mangili betont das Gemeinsame immer wieder, will auch die anderen Gewerke in der KH überzeugen, mit ihnen eine Einheit schaffen. Und dann geht es ihr noch ums Image: „Das Handwerk muss in der Gesellschaft wieder einen anderen Stellenwert bekommen.“

Als Obermeisterin der Friseur- und Kosmetikinnung Westlicher Bodensee kennt sie die Vorbehalte gegenüber einer Ausbildung im Handwerk sehr gut. Doch wer schneidet die Haare, verschafft den Menschen ein gutes Gefühl mit der richtigen Frisur, wenn immer weniger eine Ausbildung zum Friseur beginnen? Viele der Aufgaben, die Betriebe übernehmen, sind unverzichtbar für eine funktionierende Gesellschaft, sei es im Straßenbau, im Heizungsbau oder eben im Bereich Friseur und Kosmetik. Das Handwerk werde immer gebraucht, ist sich Mangili sicher. „Der alte Spruch ‚Das Handwerk hat goldenen Boden‘ ist aktueller denn je“, blickt sie auf die vielen Herausforderungen.

Schreijäck neuer Geschäftsführer

So ausformuliert wird die Aufgabe groß. Mangili hat Respekt davor, nimmt die Herausforderung aber an. In den ersten Tagen als Kreishandwerksmeisterin sei sie überrollt worden von den vielen E-Mails, Erwartungen und völlig neuen Aufgabengebieten. Entlastung und Unterstützung findet sie in dem neuen Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Sven Schreijäck. „Ich habe ein tolles Team im Hintergrund“, sagt sie über den Vorstand. „Das ist eine gute, harmonische Zusammenarbeit.“

Innerhalb der Kreishandwerkerschaft müsse sie gegen gängige Vorbehalte und Vorurteile gegenüber einer Frau im Amt ankämpfen. Doch die Friseurmeisterin möchte all die Skeptiker, Kritiker und Nörgler überzeugen – mit klaren Zielen. „Wir arbeiten gerade an einem Konzept, wo die KH 2027 stehen soll“, erzählt Mangili. Das solle zum Jahresbeginn 2025 fertig sein. Auch längerfristige Ziele für 2035 will der neue Vorstand erarbeiten.

Vorgänger Blender ermutigte Mangili

Trotz der Zielstrebigkeit stößt die Friseurmeisterin manchmal an ihre bisherigen Grenzen. „Ich lerne sehr viel dazu. Das ist alles komplett neu für mich“, ist sie ehrlich. Den Herausforderungen begegnet sie mit Kampfgeist. „Wenn ich etwas nicht weiß oder verstehe, sage ich mir: ‚Du kannst das alles lernen. Du schaffst das.‘“ Davon sind auch die Menschen, die sie umgeben, überzeugt. Ihr Vorgänger Hansjörg Blender ermutigte sie als seine Stellvertreterin, das Amt zu übernehmen. Ihr Mann stehe uneingeschränkt hinter ihr und stärke ihr den Rücken.

Für das Ehrenamt hat sie zwei Tage in der Woche reserviert. Montag und Donnerstag gehören der KH. Anders sei es gar nicht zu schaffen. Oft werde nicht gesehen, was für Engagement in einem Ehrenamt stecke. „Wir Handwerker haben ja neben den Ämtern auch unsere Betriebe, die weiterlaufen müssen“, macht sie den täglichen Spagat deutlich. „Das dürfte gerne mehr honoriert werden.“

Doch viele wüssten gar nicht, was eine Innung, eine Kreishandwerkerschaft oder die Kammer eigentlich mache. „Seit ich mich engagiere, weiß ich, wofür die Institutionen stehen. Meine Steuern und meine Kammerbeiträge leisten einen Beitrag für die Gemeinschaft. Wir brauchen das Geld, damit wir zum Beispiel die Ausbildung weiter auf hohem Niveau fortführen können, aber auch, um für Nachwuchs zu werben.“

Frauen fürs Ehrenamt begeistern

Fortschritt, kein Stillstand. Transparenz. Das ist es, was Marilena Mangili den Mitgliedern der Kreishandwerkerschaft Westlicher Bodensee geben möchte. „Außerdem möchte ich zeigen, dass Frauen diese Ämter auch können.“ Es sei wichtig, die weibliche Sicht auf die Dinge mit einzubringen, Empathie zu zeigen. „Ich möchte Frauen ermutigen ins Ehrenamt einzusteigen, egal in welchem Alter und aus welchem Gewerk. Im Ehrenamt kannst du was beitragen. Wir können auch für unsere Werte einstehen, für das, was wir möchten und brauchen.“

Zum Jahreswechsel möchte sie im Salon noch kürzertreten, um mehr Zeit in ihre neue Führungsrolle zu investieren. Trotzdem versuche sie, ihre Kunden weiterhin zu bedienen, nach Absprache. Denn das ist es, was sie weiterhin gerne tut. Den Kunden zuhören, den Menschen im Spiegel wirklich sehen und ihn mit einer neuen Frisur glücklich aus dem Salon gehen lassen.

Werdegang

Ihre Friseurausbildung hat Marilena Mangili 1985 bei Haarmoden Franco & Chris in Singen begonnen. Danach arbeitete sie drei Jahre bei Aptar in Radolfzell in der Qualitätssicherung. Doch es zog sie zurück ins Friseurhandwerk, wo sie ab 1992 als Angestellte arbeitete. Die Meisterschule schloss sie 1997 ab. Seit 1996 hat Mangili ihren eigenen Friseursalon in Böhringen mit einer zusätzlichen Vollzeitkraft und einer Teilzeitstelle. Sie ist Mitglied in der Friseur- und Kosmetikinnung Westlicher Bodensee und dort nach der Wiederwahl im Juli 2024 seit 2021 Obermeisterin. Außerdem war sie bis 2024 stellvertretende Kreishandwerksmeisterin.

Quelle: Handwerkskammer Konstanz, Anja d'Oleire-Oltmanns

Kreishandwerksmeisterin Marilena Mangili in ihrem Friseursalon in Böhringen. | Foto: HWK KN
Marilena Mangili wurde am 18. Juli zu ersten Kreishandwerksmeisterin im Kammerbezirk gewählt. Sie war bereits stellevertetende Kreishandwerksmeisterin in der Nachfolge von Helmut Lempp aus Stockach gewesen. | Foto: HWK KN
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Presseinfo aus Singen

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