Rat spricht sich gegen Neubau in den »Lippwiesen« aus
»Lidl« darf sich nicht vergrößern
Radolfzell (gü). Diese Nachricht werden die Vertreter von »Lidl«, die der jüngsten Sitzung des Gemeinderates beiwohnten, nicht gerne vernommen haben: Das Gremium sprach sich gegen den Neubau des Fachmarktzentrums in den »Lippwiesen« am Ortsausgang Richtung Böhringen aus. Wie Baudirektor Thomas Nöken dem Gremium mitteilte, habe der Discounter einen entsprechenden Antrag gestellt, seinen dort bestehenden Markt im Zuge eines Neubaus von derzeit 900 auf 1.425 Quadratmeter anwachsen lassen - was einer Steigerung um 56 Prozent der Verkaufsfläche entspreche. »Bei »Takko«, »Deichmann« und »Fristo« wäre es zu keinen erheblichen Vergrößerungen gekommen«, erklärte Nöken. »Lidl« strebte in einem ersten Versuch gar die Erweiterung auf statte 1.900 Quadratmeter an - was für Nöken allerdings nicht vertretbar gewesen wäre: »Das ist im Hinblick auf andere Handelsstandorte der Stadt zu dominant«∑, sagt er. Überhaupt, von zentraler Bedeutung sei, ob durch die Planung im Bereich »Lippwiesen« der Ausbau der Nahversorungsstandorte im Stadtgebiet Radolfzell gefährdet sei.
Genau an dieser Stelle drückte allerdings der Schuh: Gleich mehrere Ratsmitglieder sehen in der Erweiterung von »Lidl« ernsthafte Gefahren für die Einzelhändler in der Innenstadt zukommen, auch angesichts des geplanten Einzelhandelschwerpunktes am »Kapuzinerweg«. So betonte Helmut Villinger von der CDU, dass die Nahversorgung im Bereich der »Lippwiesen« durch das jetzige Angebot gegeben sei. »Eine Vergrößerung ist nicht erforderlich. Dieses Vorhaben wird den Interessen der Innenstadt zuwiderlaufen«, sagte er. Unterstützung erhielt der von Norbert Lumbe, Fraktionssprecher der SPD: »Die Gefahr besteht, dass wir hier etwas in der Peripherie schaffen, obwohl wir mit dem »Kapuzinerweg« gerade dabei sind, ein Projekt zu realisieren, das das Zentrum entwickeln soll.«
Christof Stadler von der CDU und Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der FGL, forderten gar ein Gesamtkonzept für die »Lippwiesen«. Dies sollte auch die Bereiche von »Pick & Pack« und »Toom« umfassen. »Das ganze Areal ist ein Sanierungsgebiet«, erklärte Stadler. Der CDU-Politiker könne sich dort einen Wohnungsbau vorstellen. Gänzlicher anderer Meinung war Susann Göhler-Krekosch von der SPD: »Wir können gerade berufstätigen Eltern und junge Familien nicht zumuten, zum Einkaufen jedes Mal in die Innenstadt zu fahren. Deshalb muss es eine dezentrale Versorgung geben.«
Oberbürgermeister Martin Staab erklärte im Anschluss an die Abstimmung, bei der sich die große Mehrheit des Rates gegen den Neubau aussprach, das weitere Vorgehen: Man werde nun eine Gesamtentwicklung des Areals forcieren und im Anschluss daran noch einmal mit »Lidl« über eine abgespeckte Erweiterung in Verhandlung treten.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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