Gelungene Premiere für neuen Männerfrühschoppen-Moderator
Keine Tomaten für Bromma
Radolfzell. Einen amüsanten Start in die fünfte Jahreszeit präsentierte die Narrizella Ratoldi in der Sporthalle der Teggingerschule. Beim diesjährigen Dreikönigs-Männerfrühschoppen gab Benni Bromma seinen Einstand als Moderator. Gleich zu Beginn übergab er seinem Vorgänger, Narrizella-Ehrenpräsident Lothar Rapp, der dieses Jahr erstmals im Publikum Platz genommen hatte, eine Box mit Tomaten, damit dieser etwas zum Werfen hat, falls er mit der Leistung seines Nachfolgers nicht zufrieden ist. Die Tomaten, so viel sei an dieser Stelle schon verraten, brauchte Rapp allerdings den ganzen Vormittag nicht anzutasten. Souverän, mit Witz und Charme führte Bromma durch das Programm und sorgte natürlich auch dafür, dass der straffe Zeitplan eingehalten wurde. Schließlich standen wieder ganze sechs Büttenreden auf dem Programm.
Bevor das närrische Programm startete, versäumte es Zunftpräsident Martin Schäuble jedoch nicht, seine Freude darüber auszudrücken, dass die Narrizella-Männer schon zum zweiten Mal ihren Fastnachts-Auftakt in der Turnhalle der Teggingerschule feiern können. Einem Ort, der für die Radolfzeller Fasnet eine ganz besondere Bedeutung hat, schließlich ist die Schule die Produktionsstätte für die Radolfzeller Klepperle. Für den Hausherrn, Schulleiter Norbert Schaible, der sich für die Hilzinger Bürgermeisterwahl im Februar hat aufstellen lassen hatte Schäuble noch einen guten Vorschlag parat: Er könne sich ja heute noch ein paar Tipps von OB Staab geben lassen. Ob diese allerdings etwas taugen, dafür wollte der Zunftpräsi keine Garantie übernehmen.
Den Auftakt in der Bütt machte Malte Semrau, der in einem augenzwinkernden Rückblick auf den Zunfthaussommer einer Verschwörungstheorie rund um den Satz »Danke Lobo!« und Benni Brommas Gitarre auf den Grund ging. Auf ihn folgte Christoph Zeiser, der im vergangenen Jahr seine Premiere in der Bütt gegeben hatte. Er nutzte die Bütt um auch einige ernste Töne zum Thema Ehrenamt und Vereinsleben loszuwerden, bevor er im zweiten Teil seiner Büttenrede die Geschichte von den »zehn Zeller Narrenräten«, basierend auf den »Zehn kleinen Jägermeistern« der Toten Hosen erzählte. Den Abschluss des ersten Teils des Männerfrühschoppens bildete ein nicht unbekannter Gast aus Honstetten. Wolfgang Braun brachte seine Begeisterung für die Tageszeitung zum Ausdruck, die sich für vielseitige Zwecke verwenden lässt, nicht etwa nur auf dem stillen Örtchen, so seine Ausführungen.
So angeheitert konnte es in die zweite Hälfte des Frühschoppens gehen, die bei den Herren im Publikum wahre Begeisterungsströme auslöste. Da gab es zum Beispiel die klassische Narrenschelte alter Schule, gekonnt vorgetragen von Egon Kenke, der indes nicht mehr lachen kann, wenn er sich die kommunalpolitischen Verhältnisse in Radolfzell betrachtet. »Die Transparenz, die vor der Wahl von OB Staab versprochen, ist danach schnell eingebrochen«, reimte er. Egal ob fehlendes Geld für Tagesmütter, der Kommunale Ordnungsdienst, der wieder in der Schublade verschwunden ist, die berüchtigte Sanierung der Konstanzer Straße oder das »Überstunden-Sammlungs-Hobby« von Baudezernatsleiter Thomas Nöken, Kenke nahm sie alle auf die Schippe.
Den zweiten Ausflug ins Bodensee »Hinterland« gab es mit Wolfgang Reuther in der Bütt. Der Stockacher Gerichtsnarr brachte die Stimmung im Saal gekonnt zum Kochen. Zunächst erklärte er als Antwort auf eine Frotzelei in der Anmoderation durch Benni Bromma, dass Stockach bald einen verdienten Platz unter den Städten am See haben könnte: »Wenn die Pole weiter so schmelzen, dann heißt es bald Stockach am Bodensee und Radolfzell im Bodensee«, scherzte er und beleuchtete in seinem Vortrag das manchmal komplizierte und vielschichtige Verhältnis zwischen Mensch und Nutztier in der heutigen Zeit. »Die Tierhaltung nicht artgerecht, sei außerdem fürs Klima schlecht«, erklärte er. Doch auch das andere Extrem ist seiner Meinung nach nicht besser, denn »man sieht dem Menschen wahrlich an, ist er gesund oder vegan«. Unterstützt durch Werner Gaiser am Akkordeon gab er dann als Sahnehäubchen noch die Geschichte eines Thurgauer Bauernbuben zum Besten, der eine allzu innige Beziehung zu seinem Nutzvieh unterhielt. Natürlich basierend auf einer wahren Begebenheit, wie Reuther betonte.
Josch Frengele in grüner Polizeiuniform machte als »Sicherheitsbeauftragter für Radolfzeller Frühschoppen« den Abschluss und erklärte die Stadt kurzerhand zur »Adidas-Stadt«, weil sie nur noch drei Streifen habe. Deshalb machte er sich auch in den Reihen der Narrizella erfolgreich auf die Suche nach potenziellen Rekruten für den Polizeidienst, und wurde unter anderem bei Zunftpräsident Schäuble fündig, der zumindest als »Martins-Horn« anfangen könnte. Das Schlusswort gebührte dann noch dem Altmeister Lothar Rapp, der Benni Bromma attestierte: »Mein Nachfolger hat das super gemacht. Die nächsten 30 Jahre sind gesichert!«
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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