Bodensee-Stiftung fordert Bekenntnis von Radolfzell / OB Staab lehnt Massentierhaltung ab/ Auch CDU schwenkt um
Keine Fischzucht in Aquakulturen
Radolfzell. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Martin Staab fordert die Bodensee-Stiftung ein klares Bekenntnis zur klassischen Fischerei am ganzen Bodensee. Anlässlich des Radolfzeller Umwelttages am morgigen Samstag, 20. Mai, soll von Radolfzell ein klares kommunales Signal für einen sauberen See und gegen Aquakultur am Bodensee ausgehen. Die internationale Umweltstiftung sieht in der Käfigfischerei einen klaren Verstoß gegen das Bodensee-Leitbild. »Wir lassen uns das größte Trinkwasserreservoir Deutschlands nicht von zehn Fischern und zwei ökologischen Geisterfahrern in der Stuttgarter Ministerialbürokratie kaputt machen«, zeigt Jörg Dürr-Pucher, Präsident der Bodensee-Stiftung Kampfbereitschaft. »Wir fordern Radolfzell auf, dem guten Vorbild von Sipplingen zu folgen und sich den Forderungen des breiten Bündnisses von Umwelt- und Fischereiverbänden gegen Aquakultur anzuschließen.«
Aquakultur wäre aus Sicht der Umweltverbände ein Dammbruch, der die Nutzung des Bodensees deutlich über den Schutz stellt. Käfigfischerei sei Massentierhaltung in einem Naturparadies, das durch dichte Besiedlung, Tourismus und intensive Landnutzung ohnehin stark belastet ist. »Die Bodensee-Stiftung will keine kleinteilige Diskussion darüber führen, ob es auch eine ökologisch verträglichere Variante der Aquakultur geben könnte«, so Dürr-Pucher, »wir lehnen diese völlig unnötigen Eingriffe in das empfindliche Ökosystem See grundsätzlich ab. Fischzucht darf es nur in künstlichen Becken oder Teichen geben.«
Radolfzell Oberbürgermeister Martin Staab reagierte auf die Forderung der Bodensee-Stiftung. Mit Blick auf die Folgen für das sensible Ökosystem Bodensee lehne auch er die Massentierhaltung in Form von Felchen-Aquakulturen ab, wie Staab in einer Presseerklärung verlauten ließ.
»Der direkte Zugang zum intakten Bodensee ist nicht nur eine wesentliche Grundlage für den Tourismus, sondern auch eine wichtige Lebensgrundlage für die Menschen und Tiere, die in der Stadt leben. Auch wenn der natürliche Bestand der Bodenseefelchen zurückgeht, sieht das Stadtoberhaupt die Auswirkungen der Aquakulturen als deutlich gravierender an. Nichts desto trotz müssen alle Beteiligten zusammen Lösungen finden, um die Existenz der Fischer zu sichern«, betont Staab. Und es könne auch keinesfalls sein, dass Bürger und Besucher unserer Stadt und der Region »Bodenseefelchen« aus Finnland oder Kanada aufgetischt bekommen.
Die die Reihen der Kritiker reihten sich am Freitag auch die CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung (Konstanz) und Lothar Riebsamen ein. Sie meinten, dass man nicht Fracking verhindere, um nun Belastungen durch Aquakulturen für Felchenzucht im Überlinger See zuzulassen. Die regen an, ab man Felchen nicht genauso in Teichen züchten könne wie Saibling oder Forelle.
Eine Genossenschaft mit dem Ziel einer Aquakultur zur Felchenzucht wurde bereits im letzten Herbst in Kressbronn von fünf Berufsfischern gegründet. Sie ähnelt den Genossenschaften der Gemüsebauern auf der Reichenau. Diese Genossenschaft beabsichtigt die Einrichtung von Aquakulturen im Bereich des Überlinger See. Geplant sei ein Ertrag von 500 bis 600 Tonnen jährlich. CDU-Landwirtschaftminister Peter Hauk hatte sich hinter diese Pläne gestellt. Von Politikern anderer Parteien gibt es keine Positionen zu diesem Thema.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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