ISR fordert Neuanfang bei Seezugang-Diskussion
Keine finanziellen Abenteuer

ISR Seezugang | Foto: Siegfried Lehmann erneuerte seine Kritik an der Stadtverwaltung bei der Bürgerinfo der ISR.swb-Bild: gü
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Radolfzell. Die »Initiative Seeanbindung Radolfzell«, kurz ISR, macht vor der anstehenden Gemeinderatssitzung am 8. Mai, in der über das weitere Vorgehen in Sachen attraktiverer Seezugang entschieden werden soll, mobil gegen die von der Stadtverwaltung zur Abstimmung gestellten Varianten. Egal ob Vorzugsvariante, modifizierte Vorzugsvariante, 6,50 Meter Variante oder die Brückenlösung durch den »Seekenoten« - sie alle sind aus Sicht der ISR-Vertreter zu teuer und städtebautechnisch nicht ausgegoren genug. Vielmehr fordert die Initiative keine finanziellen Abenteuer und einen echten Neustart in puncto Seezugang.
Um ihre Forderungen zu untermauern, hatte sich die ISR mit FGL-Fraktionssoprecher Siegfried Lehmann Unterstützung ins Boot geholt. Lehmann hatte bereits im Gemeinderat betont, dass die derzeit geschätzten Kosten der Verwaltung bei Weitem nicht ausreichen werden. Die aktuell diskutierten Kosten, die sich zwischen 20 und 24,9 Millionen Euro bewegen, werden seiner Einschätzung nach nicht ausreichen. Vielmehr geht er Ausgaben aus, die sich zwischen 32 und 37 Millionen Euro bewegen werden.
Als Gründe nannte er unter anderem einen mit 15 Prozent zu geringen Risikozuschlag. Zudem, so betonte Lehmann, decke die von der Verwaltung eingerechneten jährlichen Preissteigerungen von zwei Prozent »nicht einmal die Inflationsrate«. Ein von ihm befragter Fachmann habe selbst die in der lehmannschen Rechnung kalkulierten 3,5 Prozent als niedrig bezeichnet.
»Augen zu und durch kann bei diesem wichtigen Projekt nicht der richtige Weg sein«, betonte Lehmann. Er forderte vielmehr, dass die Bahn bis 2022 die Barrierefreiheit herstelle und der Rat sich dann für das weitere Vorgehen entscheiden solle. »Die Anbindung an den See muss einen städtetechnischen Mehrwert bringen, aber ohne finanziellen Höchstrisiko«, forderte Lehmann weiter. Als Negativbeispiel brachte er »Stuttgart21« ins Spiel, das auch erst nach dem ersten Spatenstich explodiert sei.
Eine deutliche Botschaft hatte Lehmann indes an Oberbürgermeister Martin Staab parat. Lehmann warf dem Rathauschef vor, viel zu lange darüber geschwiegen zu haben, dass es Seitens der Deutschen Bahn keine Zusage über eine finanzielle Beteiligung gegeben habe. »Dass dem Gemeinderat diese Nachricht vorenthalten wurde, ist ungeheuerlich«, sagte Lehmann. Eine entsprechende Aussage der Bahn präsentierte der FGL-Stadtrat in zwei an OB Staab adressierte Schreiben, die auch Lehmann vorliegen.
Eine mögliche Alternative gab es für die rund 40 interessierten Bürger der ISR-Veranstaltung auch: Lehmann favorisiere eine barrierefreie Brücke im Osten. Seiner Einschätzung nach müsste dort mit Kosten von rund 14,5 Millionen Euro gerechnet werden. Sie biete zudem eine gute Anbindung an den Busbahnhof und die Bahnsteige könnten mit der Ost-Brücke und den Anbindungen der Bahn von zwei Seiten aus erreicht werden.
Aus dem Plenum darauf angesprochen, was er vom 8. Mai erwarte, erwiderte Lehmann, dass Radolfzells größter Vorteil wäre, dass noch kein Spatenstich getan ist. Vor der Ausschreibung beziehungsweise vor der Präsentation der Ausschreibungsergebnisse habe der Rat noch zwei Möglichkeiten die Notbremse zu ziehen. »Das Ergebnis vom 8. Mai wird nicht das letzte sein«, ist sich Lehmann sicher. Matthias Güntert
redaktion@wochenblatt.net

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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