Landesjugendkantorei konzertierte in Radolfzell
Jung, klar, gut
Radolfzell. »Einfach großartig«, so äußerte sich begeistert ein Besucher des Konzerts der Landesjugendkantorei, das am Sonntag in der Christuskirche in Radolfzell zu hören war. 35 junge Menschen zwischen 15 und 22 Jahren lieferten ein Programm in einer Qualität ab, die angesichts ihres zarten Alters erstaunt und beeindruckt.
John Rutters »Blow the trumpet« machte den Auftakt und kam für den Zuhörer gleich einer Art musikalischen Bekenntnisses gleich: stimmgewaltig, sauber, homogen. Und eine große Lust am Singen, die deutlich zu spüren war.
Die leitenden Kantoren – Anne Langenbach (Weinheim) und Achim Plagge (Eberbach) – hatten zudem ein nichtalltägliches Programm an geistlicher und weltlicher Musik ausgewählt, darunter Werke von lettischen, estnischen und schwedischen Komponisten, Chorsätze aus der Renaissance und von Heinrich Schütz, Gospels sowie auch ein Popsong von Rihanna. Bis zu acht Stimmen umfassten die Chorsätze. Die jüngste Komposition – beeindruckend in Vielfalt und Temperament – stammte von dem Studenten der Musikhochschule Trossingen Leon Tscholl, der diese eigens für die Landesjugendkantorei komponiert hatte. Humorig und gekonnt präsentierten die Sängerinnen die selbstkreiierte Choreographie zu einem estnischen Volkslied, das nur vom Mädchenchor gesungen wurde, die Antwort der Jungs war eine funkige Song-Show nach einem Lied von Michael Jackson.
Das musikalische Niveau dieser jungen Amateursänger, darunter auch einige aus der Bodenseeregion, erstaunt und beglückt: ein homogener Chorklang mit sauberer Intonation. Die kristallklaren Mädchenstimmen wurden auch in schwindelnden Höhen, die sie spielend erreichten, nicht scharf, in Modulation und Dynamik folgten alle den Dirigenten aufmerksam und sensibel. Das Ergebnis ist ein volles Klangvolumen mit starker Ausdruckskraft. Und da heißt es bei vielen Jugendlichen: Singen ist uncool! Uncool? Bei der Landesjugendkantorei eher obercool.
Die Landesjugendkantorei der evangelischen Landeskirche in Baden wurde 2015 ins Leben gerufen. Jugendliche aus ganz Baden treffen sich nach einem Auswahlverfahren dreimal jährlich mal im Süden, mal im Norden, mal in der Mitte zu intensiven Probephasen, bei denen sie bis zu acht Stunden täglich proben. »Wir waren dieses Mal in der Jugendherberge in Rottweil«, erzählt eine junge Sängerin. «Es war toll, auch anstrengend, hat aber irre viel Spaß gemacht!« Stimmbildner Dieter Schweigel ist immer mit dabei und schult die jungen Stimmen. Offensichtlich mit der Erfolg, denn die Technik der Sängerinnen und Sänger ist erstaunlich, und ihr Klang zeichnet sich durch große Natürlichkeit, Durchsichtigkeit und Brillanz aus.
Der Applaus der rund 100 Zuhörer zeugte davon, dass der Funke der Begeisterung von den Jugendlichen auf das Auditorium übergesprungen war. Nach der Zugabe folgte noch eine fröhliche Verabschiedungsrunde, bevor sich die Sänger auf den Heimweg machten – in alle Regionen Badens und in den Alltag. Bis zur nächsten Probephase im Januar 2018.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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