Handlungsprogramm in Radolfzell beschlossen
Jetzt gehts um die Flughöhe der künftigen Wohnbaupolitik

Einer der vielen "Wunschzettel# aus dem ersten Dialogforum Wohnen im März letzten Jahres, dem weitere Workshops mit den BewohnerInnen der Stadt folgten. | Foto: of/ Archiv
  • Einer der vielen "Wunschzettel# aus dem ersten Dialogforum Wohnen im März letzten Jahres, dem weitere Workshops mit den BewohnerInnen der Stadt folgten.
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Radolfzell. Radolfzell ist eine der Städte, in denen es besonders schwer ist an Wohnraum zu kommen, vor allem bezahlbaren. Das steht schon länger auf der Agenda der Politik, doch nun sollen hier mit einem "Handlungsprogramm Wohnen" auch in die weitere Zukunft Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Der Gemeinderat beschloss das Programm in seiner Sitzung vor den Pfingstferien. Als einen Baustein des Programms wurde zudem ein Zweckentfremdungsverbot von Wohnraum auf den Weg gebracht, wenngleich die Wirkung dieser Regelung von einigen Seiten aus dem Gremium angezweifelt wird.

Neues Handlungsprogramm Wohnen in ersten Ideen formuliert

Der Beschluss, der in drei Abstimmungen für das Programm gefasst wurde, war von langer Hand vorbereitet. Denn im letzten Jahr fanden bereits mehrere "Dialogforen Wohnen" im Milchwerk und im neuen Bauamt der Stadt am Marktplatz statt, um auch die BürgerInnen mit einzubeziehen und ihren Bedarf wie deren Ideen zu kennen.
In der Sitzung selbst erläuterten die Dezernentin für nachhaltige Stadtentwicklung, Angelique Augenstein, Ulf Millauer als Leiter der Stadtplanung, mit Philipp König und Tobias Meigel vom Unternehmen Reschl Stadtentwicklung das auch mit den Eingaben auf den Dialogforen gemeinsam entwickelte Handlungsprogramm Wohnen vor, dessen Bestandteil dann auch eine städtische Wohnbaugesellschaft sein könne, über die im Anschluss an diese Sitzung noch ausführlich nichtöffentlich verhandelt wurde. Hierzu begann auch schon ein Austausch mit dem Regierungspräsidium, wie OB Simon Gröger schon zu einem früheren Termin informiert hatte.

Stadt im Spannungfeld von Wachstum und Ökologie entwickeln

Die aus den ganzen Informationen zusammengestellte Broschüre für die politischen Gremien ist rund 200 Seiten stark ausgefallen und untersucht auch das Potenzial der Stadt, wo Wohnraum entwickelt werden kann, was zum Teil auch die Statteile betrifft. Und ums Wohnen geht es da natürlich nicht alleine, sondern auch ums in der Stadt leben, also die Infratstruktur vom Kindergarten über Schulen, von der Nahversorgung bis zur Verkehrsanbindung bis zu Seniorengerechten Wohnformen. Die Aussage der Fachleute von Reschl Stadtentwicklung, die auch schon die Workshops im Vorfeld leiteten, ist klar: Radolfzell muss hier gestalten und stärker in die Zukunft denken, als dem Mangel hinterherzulaufen. Dabei müsse Radolfzell mit seinem Angebot - natürlich auch mit bezahlbarem Wohnraum - den Ansprüchen der jüngeren Generation genauso Rechnung tragen wie einer älter werdenden Gesellschaft. "Wer Kinder kriegt, zieht lieber weg" ist eine Erkenntnis aus den statischen Untersuchungen für das Programm.

Viel schon in den Schubladen

Wie schon mehrfach angekündigt, ist das Ende der Einfamilienhaussiedlung in der Stadt absehbar. Denn auch die Naturbewahrung spielt in dem Programm eine gewichtige Rolle. Um ein moderates Wachstum der Stadt entwickelt zu können, sei eine kontinuierliche bauliche Entwicklung im einem "Zielkorridor" von etwa 150 Wohnungen im Jahr nötig - 30 Prozent davon als sozial geförderter Wohnungsbau - machten die Experten auf der Verwaltungsbank in ihrem Vortrag deutlich. Alleine 50 neue Wohnungen im Jahr seien dabei dem Demografischen Wandel geschuldet.
Das Rad muss mit dem Handlungsprogramm längst auch nicht neu erfunden werden, machten die Stadtentwickler deutlich. Denn viele Pläne schlummerten hier in der Stadt in Schubladen, jetzt gelte es diese mit neuem Leben zu erfüllen, also auch nochmals auf den aktuellen Bedarf zu überprüfen. Denn eigentlich steht im Handlungsprogramm auch gar nicht so viel Neues drin, war eine Erkenntnis der Gemeinderäte. 
Der Stadtverwaltung war es wichtig, dass diese Entscheidung noch durch den "alten" Gemeinderat gefällt wurde, der das Entstehen des Programms bis in die Dialogforen hinein begleitet hatte. Die Umsetzungsstrategie des Programms wird dann Sache des neu gewählten Gemeinderats ab kommenden Herbst bereits.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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