Viele kreative Ideen für eine Pandemiegerechte Fastnacht in den Höri-Gemeinden
Höri-Fastnacht strahlt bis Flensburg aus

Höriumzug | Foto: Der Höriumzug gehört jedes Jahr zu den Highlights der Fastnacht auf der Halbinsel. Dieses Jahr kann er leider nicht stattfinden. Dafür haben die Narren viele andere kreative Ideen. swb-Bild: Archiv
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Höri. Auch auf der Höri wird die Fastnacht in diesem Jahr kleiner und ruhiger ausfallen als sonst. Um nicht ganz auf Narretei verzichten zu müssen, sind die Höri-Zünfte kreativ geworden. Der Jubiläumskalender der Wangener Mondfänger hat dabei sogar seinen Weg weit über die Höri-Grenzen hinaus geschafft.

In der letzten Ausgabe des Wochenblatts standen die Planungen der Radolfzeller Narren für die Fastnacht in Zeiten von Corona im Fokus. Doch auch die Höri wird über die tollen Tage wieder zum Narrennest, denn viele Zünfte sind in den letzten Wochen und Monaten kreativ geworden und haben sich Gedanken darüber gemacht, wie sie die Fastnacht in ihren Gemeinden sicher und pandemiegerecht gestalten können, ohne ganz auf die närrische Zeit verzichten zu müssen. Trotz allem bleibt noch viel Unsicherheit darüber, was bis zum Schmutzige Dunschdig, der dieses Jahr auf den 11. Februar fällt, erlaubt sein wird und was nicht. Dabei ist die Enttäuschung darüber, dass die Fastnacht nicht in ihrem gewohnten Rahmen stattfinden kann, zwar bei allen Narren groß, aber wie die Umfrage unter den Höri-Zünften ergab, sind alle davon überzeugt, dass es das Beste ist, auf Nummer sicher zu gehen und dass das alte närrische Motto »Allen zur Freud, niemand zu Leid« sehr großgeschrieben wird.

Ein Wald voller Narrenbäumle

Für die Heufresser aus Horn war in diesen Zeiten schnell klar, dass Christbäume eigentlich zu schade sind, um sie nur in der Weihnachtszeit zu verwenden. Deshalb riefen sie dazu auf, diese im neuen Jahr zu Narrenbäumen umzufunktionieren. Dazu produzierten sie sogar Erklärvideos unter dem Titel »Hau to make a narrebom«, die sie auf ihrer Internetseite veröffentlichten. Parallel hierzu wurde von der Heufresserzunft ein »Narrebom-Starter-Kit« zusammengestellt, das alles beinhaltet, was man so zum Schmücken des Narreboms benötigt. Jeder, der mitmachen möchte, kann bis zum »Schmutzige Dunschtig« ein Bild per E-Mail mit seinem hauseigenen Narrebom an die Heufresserzunft senden, um am großen Online-Narrebom-Loben teilzunehmen. Natürlich gibt es auch was zu gewinnen. Schnell verbreitete sich die Idee und andere Zünfte zogen nach. Beispielsweise die Wangener Mondfänger. »Die Aktion Weihnachtsbaum wird zum Narrenbaum ist auch bei uns am Laufen. Das Mondfänger-Deko-Starter-Kit für zehn Euro, in dem zunfttypisches Deko-Material enthalten ist, entstand aus einem Gag heraus«, berich-tet  Mondfänger-Präsident Patrick Willig. Ein Mondfängermitglied das in Horn wohnt, wollte seinen Narrenbaum nicht mit Horner Heufresser-Dekomaterial schmücken, sondern mit Mondfänger-Deko, und hat deshalb bei Patrick Willig angefragt, ob die Zunft das auch anbietet. »Mit einem klaren ›JA‹ musste ich dann in unserem Narrenstüble Dekomaterial zusammenstellen«, so Willig.

Keine Dorffastnachten im gewohnten Stil

»So wie die Corona-Situation momentan scheint, wird in Moos die Fasnacht wohl komplett ausfallen. Ursprünglich war angedacht, dass man eventuell am Schmutzige Dunschtig im kleinen Rahmen und nur
mit aktiven Mitgliedern eine Dorffasnet im Freien plant. Dies hätte ohne Werbung und tagsüber stattfinden sollen. Sollte es die Politik bis dahin zulassen, was ich nicht glaube, könnte man das auch noch ganz kurzfristig organisieren«, erklärt Sandra Hugenschmidt, die Präsidentin der Narrenzunft Mooser Rettich gegenüber dem Wochenblatt. Auch bei den Bützigräblern in Iznang wird es »vermutlich keine Dorffasnacht geben. Die Zeichen hierzu stehen im Moment zu schlecht. Innerhalb der Vorstandschaft wurde besprochen, dass, sofern etwas stattfinden kann, alles ganz kurzfristig und klein erfolgen wird. In vorderster Front steht jetzt erst mal die Gesundheit aller«, so Inge Vogler, 1. Vorsitzende der »Üzner« Narren. Die Bankholzer Narren sind dazu aufgerufen, eigenverantwortlich Dorffasnet zu machen, »aber immer unter der Maßgabe der AHA-Regeln und was durch dann aktuelle Corona-Verordnungen möglich ist. Wie genau die Dorffasnet aussehen wird, können wir derzeit noch nicht beurteilen, planen aber weiterhin dahingehend, das Mögliche auch umzusetzen«, erklärt Martin Heller, der Chef der Bankholzer Joppen. »Wenn wir schon nicht wie gewohnt gemeinsam Fasnet machen können, sollte jeder am Schmutzige trotzdem ein Häs anhaben, auch bei der Arbeit. Die Bilder hiervon stellen wir dann auf unsere Home-page und auf unsere Facebookseite. Durch diese Medien ist eine Vernetzung digital trotzdem möglich«, so Heller. Auch ein närrisches Wecken kann er sich vorstellen, im Zweifel mit »Narrenmarsch aus der Konserve«.

Ganz untätig bleiben wollen auch die Heufresser am Schmutzige Dunschdig nicht. Sie wollen an diesem Tag die eingesandten Bilder vom Narrebom-Wettbewerb online loben und den Gewinner/die Gewinnerin verkünden. »Parallel hierzu planen wir ein Narrenessen ›To-go‹, das bis Donnerstagabend bestellt werden kann und dann am Samstag an die Haustüre geliefert wird«, erklärt Zunftschreiberin Alexandra Bürgel. Auf dem närrischen Speiseplan stehen Kutteln und Hähnchen jeweils mit frischem Bauernbrot. »Anstelle unseres Narrenspiegels planen wir ein ›Best of Heufresser-Narrenspiegel‹ online. Auch das Fasnet-Verbrennen wird virtuell stattfinden, mit viel Geheul im Hintergrund natürlich.«

Keine Freunde von digitalen Veranstaltungen sind hingegen die Piraten vom Untersee. »Wir sind der Ansicht, dass die Fastnacht vom persönlichen Kontakt, dem gemeinsamen Feiern lebt. Das kann ein Onlineauftritt, egal ob über die Social Media oder übers Internet, nicht leisten. Das geht nur, wenn man sich Auge zu Auge trifft«, erklärt Präsident Frank »Fuzzy« Graf. Deshalb steht für ihn fest: »Stand heute ist nur sehr bedingt bis nichts möglich«. Jedoch, auch die Piraten nehmen an der Narrenbom-Aktion teil und wollen, wenn es die Pandemie-Situation zulässt, sogar den großen Narrenbaum stellen.

Die Holzbirregüggel aus Schienen werden einen Aufruf an die Bevölkerung starten, damit möglichst viele ihre Häuser u. Vorgärten närrisch schmücken, »damit man wenigstens sieht es ist Fasnacht. Dann wollen wir eventuell an die Mitglieder und Ehrenmitglieder ein Fasnachtspaket „To-Go“ verteilen damit sie sich zuhause mit der Familie ein paar närrische Stunden zu machen können«, berichtet Zunftpräsident Martin Moser. Um das Brauchtum weiterhin der jungen Generation nahebringen zu können, sollen kleine Video-Clips produziert werden, die Online und über Social Media-Kanäle sowie über Schulen und Kindergärten verbreitet werden können, so Moser.

Fastnachtsfenster zeigen Zunftgeschichte

Besonders bitter sind die Beschränkungen für die Wangener Mondfänger, könnten sie doch in diesem Jahr eigentlich das 60-jährige Jubiläum ihrer Zunft feiern. Doch davon lassen sich die Narren nicht unterkriegen. Im Gegenteil: Sie haben kreative Möglichkeiten entwickelt, wie das Jubiläum trotzdem begangen werden kann. »Wir werden im Dorf gemeinsamen mit der Dorfbevölkerung zehn bis 15 Häuserfenster dekorieren. In den ersten drei bis fünf Fenstern wird von der Geschichte erzählt: Wie kamen die Wangemer zu ihrem Zunftnamen ‹Mondfänger vom Untersee‹?. In den darauf folgenden Fenstern wird die Entstehung der Mondfängerzunft bis heute abgebildet. Es wird dann dort auch jede einzelne Gruppenfigur/Maske zu sehen sein. Somit kann man dies im Dorf während der Fasnachtszeit bei einem Spaziergang anschauen«, erklärt Patrick Willig. Ein voller Erfolg war zudem schon der Verkauf der Jubiläums-Familienkalender. »Die Dorfbevölkerung hatte großes Interesse und wir durften auch einige Päckchen versenden, unter anderem in die Schweiz und sogar bis Flensburg«, freut sich der Zunftpräsident.

Was von nahezu allen Verantwortlichen zu hören war ist, dass die Narren in diesem Jahr besonders flexibel sein müssen und gegebenenfalls noch spontane Aktionen starten wollen, soweit dies möglich ist. »Es wird spontane Aktionen geben, die dann von ein oder maximal zwei Personen durchgeführt werden. Was genau ist noch nicht sicher und soll ja dann auch überraschend geschehen«, sagt etwa Markus Maier, Vorstand des Narrenvereins Büllebläri Weiler. »Finanziell ist der Ausfall der Fasnacht bei uns nicht so tragisch, da wir an den Veranstaltungen während der eigentlichen Fasnachtstage meist nur kostendeckend arbeiten. Schlimmer sind die Ausfälle von Veranstaltungen während des Jahres oder des Bunten Abends«, erklärt Maier. Die meisten Verantwortlichen bestätigen diese Aussage. Frank Graf verweist allerdings darauf, dass auch Narrenvereine gewisse Fixkosten haben, die zu einer gewissen finanziellen Belastung führen. »Wir haben Fixkosten und keine Einnahmen. Es geht sicherlich mal ein Jahr. Aber über mehrere Jahre geht es eben nicht. Beiträge, Versicherungen, Steuer und Mitgliedskosten in der Vereinigung laufen weiter, ungeachtet der Einnahmen der Vereine«, so Graf.

Trauer und Verständnis

Trotz allem Verständnis für die Maßnahmen ist die Trauer darüber, dass viele geliebte närrischen Traditionen und Veranstaltungen dieses Jahr nicht gelebt werden können, groß.
»Wenn ich ehrlich bin, könnte ich heulen. Und nicht nur ich, sondern auch unsere Mitglieder. Fasnacht ist ein Hobby, eine Leidenschaft. Das ist schon nicht schön im Moment. Allerdings muss man sehen, dass unsere Sorgen, die Sorgen der Narrenzünfte generell, trotzdem im Verhältnis untergeordnet sind.
Die Geschäftstreibenden und alle, die eventuell vor den Trümmern ihrer geschäftlichen Existenz stehen, trifft es ungleich härter. Und in Anbetracht dessen, denke ich, muss auch eine Narrenzunft so etwas mal aushalten können. So gerne wir Fasnacht machen. Es gibt Wichtigeres als die Narretei«, betont der Chef der Piraten vom Untersee.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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