Neue Begegnungsstätte für die Helferkreise und Flüchtlinge
»Haus der Vielfalt« integriert Helferkreise

Rund 150 Besucher besuchten den Tag der offenen Türe in der Flüchtlingsunterkunft  | Foto: Rund 150 Besucher besuchten den Tag der offenen Türe in der Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Dekorsy-Areal. swb-Bild: eck
  • Rund 150 Besucher besuchten den Tag der offenen Türe in der Flüchtlingsunterkunft
  • Foto: Rund 150 Besucher besuchten den Tag der offenen Türe in der Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Dekorsy-Areal. swb-Bild: eck
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Radolfzell (eck). Der Tag-der-offenen-Tür ist lebendig, bunt, quirlig. Rund 150 Besucher, meist Mitglieder der Helferkreise und Flüchtlinge verschiedener Nationen sind gekommen. Stehen eng gedrängt in Gruppen zusammen, plaudern und probieren vom üppigen kalten Büfett. Auch einige interessierte Bürger seien gekommen, so Susanne Schaffart, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Radolfzell. Für Manche eine erste Begegnung mit Flüchtlingen.
Das »Haus der Vielfalt« ist nicht nur eine multikulturelle Begegnungsstätte. Die Helferkreise in Radolfzell sehen darin eine Notwendigkeit, um ihre Flüchtlingsarbeit koordinierter und effizienter durchzuführen. Seit Oktober 2016 besteht die Einrichtung, die von den einzelnen Organisationen vielfältig genutzt wird.
Es ist Beratungsstelle für Flüchtlinge, Deutsch-Schule, Cafe, Seminar- und Schulungsraum, Konferenzraum und mehr. Und im Schuppen nebenan ist die neue Fahrrad-Werkstatt untergebracht. Hierher kommen Asylbewerber mit ihren Fahrrädern, um diese reparieren zu lassen oder selbst Hand anzulegen. Hier gibt es auch gebrauchte Fahrräder für wenig Geld. »Zehn bis dreißig Euro, je nach Zustand«, sagt Reiner Kühl, Vorstandsmitglied beim Freundeskreis Asyl e.V.
Angemietet wurden die Räumlichkeiten von der Stadt Radolfzell. Diese kommt für die Kaltmiete auf. Die Miet-Nebenkosten müssten die Helferkreise bestreiten, erklärt Susanne Schaffart. »Bei der Messmer-Stiftung haben die Helferkreise dafür eine Förderung beantragt«. Die Einrichtung, sowie die PC‘s seien meist Sachspenden aus der Bevölkerung.
In der Vergangenheit haben die einzelnen Helferkreise weitestgehend isoliert voneinander in den verschiedenen Flüchtlingsunterkünften gearbeitet. Es sei zu Abstimmungsproblemen gekommen; sie hätten aneinander vorbei gearbeitet, so Reiner Kühl, Freundeskreis Asyl. Das gemeinsame »Haus der Vielfalt« sei ein großer Zugewinn.
Der Deutsch-Sprachunterricht in der »kleinen Schule« kann nun zentral erfolgen. Asylbewerber werden in verschiedenen Klassen auf vier Sprachniveaus unterrichtet. Nach einem Einstufungstest belegen sie den Alpha-Kurs, den Vorkurs oder die beiden Fortgeschrittenenstufen. Den offiziellen Integrations- und Sprachkurs dürfen nur anerkannte Asylbewerber besuchen. Bis dahin sind keine offiziellen Stellen zuständig. Es sei doch eine größere Anzahl Analphabeten darunter, abhängig vom Herkunftsland, erzählt Elisabeth Burkart, 1. Vorsitzende des Freundeskreis Asyl. Den Unterricht erteilen meist pensionierte Lehrer, ehrenamtlich. Ein Großteil des Lehrmaterials habe bisher das Landratsamt finanziert.
Aktuell sind rund 300 Flüchtlinge in Radolfzell untergebracht. Rund 65 im umgebauten Dekorsy-Areal, ca. 170 in der Kasernenstraße und rund 70 in den Anschlussunterkünften. Kinan Ali kommt aus Syrien und sucht jetzt eine Anschlussunterkunft. Mittlerweile ist er anerkannter Asylbewerber und will seine Familie nachkommen lassen. Seine Frau und drei Kinder. Vor ca. fünfzehn Monaten kam der 31-jährige über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute. 700 Dollar habe ihn die Bootsfahrt, mit noch zwanzig anderen Flüchtlingen, von der Türkei nach Griechenland gekostet. Weitere 400 Euro zahlte er für die Fahrt über den Balkan. Bulgaren hätten ihn und weitere zehn Personen befördert. Sein Wunsch: er möchte eine Lehre als KFZ-Mechaniker machen. Ob er eine Wohnung findet bis seine Familie, voraussichtlich im Februar 2017, ankommt, ist fraglich. Wohnraum sei ein Problem, meint auch Susanne Schaffart. »Die Stadt prüft, ob Teile des nicht genutzten Dekorsy-Areals in Wohnungen umgebaut werden, als Anschlussunterkünfte«, erklärt Bürgermeisterin Monika Laule. Für die Anschlussunterkünfte ist die Kommune zuständig.

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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