Gedenkfeiern zu einem Jahr Corona-Lockdown um den 21. und 22. März
»Geteiltes Leid ist halbes Leid«

Lichtfenster | Foto: Lichtfenster

Radolfzell/ Stockach. Die Pandemie stellte die Trauer- und Sterbebegleitung vor große Herausforderungen. Am um den 22. März soll es deshalb allgemeine öffentliche Trauerfeiern geben für alle, die während der Pandemie einen geliebten Menschen verloren haben.

In ganz vielen Lebensbereichen hat die Corona-Pandemie im Laufe des vergangenen Jahres für erschwerte Bedingungen gesorgt. Manches musste beispielsweise auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Allerdings gibt es auch Dinge, die sich nicht verschieben lassen, und darunter mussten viele Menschen in den vergangenen Monaten leiden, wissen die Mitglieder des Hospizvereins Radolfzell. Sie begleiten Menschen, die sich auf den Tod vorbereiten, beziehungsweise deren Angehörige, und spenden Trost und Hilfe. Doch in Corona-Zeiten war auch ihr Dienst nur eingeschränkt möglich.

»Besonders am Anfang waren wir stark eingebremst und konnten die Menschen nicht mehr so begleiten, wie wir gerne wollten. Das war sehr schwer für uns«, erzählt Helene Haas, die Vorsitzende des Hospizvereins, im Gespräch mit dem Wochenblatt. Gerade in Pflegeheimen gab es oft sehr strenge Vorschriften, wer wann und wie lange das Heim überhaupt betreten durfte.

Während sich gerade im Arbeitsleben gezeigt hat, dass Videokonferenzen und sonstige digitale Lösungen mitunter gute Alternativen zu Präsenzterminen und persönlichen Treffen sein können, fallen diese Optionen bei einer Sterbebegleitung völlig durch. Denn hier ist es gerade der persönliche Kontakt, auf den es ankommt. Ganz davon abgesehen, dass eine digitale Lösung für viele Menschen, die vom Hospizverein betreut werden überhaupt nicht praktikabel ist. »Viele Menschen sehen und hören in hohem Alter schlecht. Da ist der persönliche Kontakt einfach durch nichts zu ersetzen«, berichtet Trauerbegleiterin Sylvia Fiedler.

Eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten

Doch nicht nur für den Menschen, der allein sterben muss, ist die Situation belastend, auch für die Angehörigen, die aufgrund von Kontaktbeschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen nicht zu ihren Lieben durften, kann diese Erfahrung der Ohnmacht eine große Last oder gar mit Schuldgefühlen verbunden sein. Somit scheint es wenig überraschend, dass gerade die Nachfrage nach Trauerbegleitung stark angestiegen ist. »Im Lockdown kommt natürlich dazu, dass man mit seiner Trauer allein zuhause sitzt. Man kann ja nicht mal eben mit der Freundin einen Kaffee trinken gehen«, sagt Annemarie Welte, die zweite Vorsitzende des Hospizvereins, im Gespräch mit dem Wochenblatt. Dazu kommt, dass der Verein früher auch immer den Austausch in Kleingruppen angeboten hat, für alle Trauernden, die das wollten. »Der Austausch in der Gruppe kann für Trauernde sehr wichtig sein«, erklärt Welte. Doch hier machen sich natürlich auch die Einschränkungen des Lockdowns bemerkbar. Selbst Familien durften nicht in größerem Rahmen zusammenkommen um gemeinsam zu Trauern und auch für die Trauerfeier selbst galten große Einschränkungen.

Insgesamt sind die Mitglieder des Hospizvereins jedoch froh darüber, dass es inzwischen deutlich mehr Erkenntnisse über das Virus gibt und in der Trauer- und Sterbebegleitung deshalb auch wieder mehr möglich ist als zu Beginn der Pandemie. Zudem hätten die Pflegeheime und Krankenhäuser großartige Arbeit während der Pandemie geleistet und das Personal habe sich den Hausbewohnern oft sehr intensiv gewidmet, um fehlende Kontakte nach außen zu ersetzen, betont Haas. Trotzdem befürchtet Sylvia Fiedler, dass in Sachen Trauerbegleitung noch eine Welle anrollen wird.

Für ganz wichtig halten die drei Frauen deshalb Tage wie Sonntag, den 21. März. An diesem soll ganz besonders an die Opfer der Pandemie gedacht werden. Hierzu gibt es unterschiedlichste Aktionen. Der Hospizverein Radolfzell wird an diesem Tag von 15 bis 15.30 Uhr eine Trauerveranstaltung im Stockacher Stadtgarten ausrichten. Von 17 bis 17.30 Uhr wird es eine Trauerfeier auf dem Radolfzeller Marktplatz geben.
Für beide Veranstaltungen gelten Abstandsgebote und Maskenpflicht. »Bei der Trauerverarbeitung spielen Rituale eine große Rolle. Diese sind in Corona-Zeiten zu einem großen Teil weggefallen. Darum möchten wir mit diesen Veranstaltungen den Betroffenen die Möglichkeit geben dies nachzuholen«, erklärt Helene Haas. »Es ist wichtig, dass die Menschen sehen, dass sie nicht allein in ihrer Trauer sind«, ergänzt Sylvia Fiedler.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen, die es in der Region rund um den 21. und 22. März gibt, gibt es unter https://www.trauerverbindetuns.info/

Bis zum Wochenende werden dort immer mehr Angebote zusammen finden.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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