Constanze Werdermann ist die neue Behindertenbeauftragte von Radolfzell

»Für diese Menschen möchte ich mich einsetzen«

Radolfzell. Fast ein Jahr lang war die Stadt Radolfzell ohne offiziellen Behindertenbeauftragten, nachdem Johannes Rosenberg zum 1. Januar seinen Rücktritt erklärt hatte. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin gestaltete sich als äußerst schwierig, da sich trotz mehrfacher Ausschreibung keine Bewerber meldeten. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass sich niemand mehr auf diesem Posten engagieren will«, gesteht Bürgermeisterin Monika Laule. Nun können Verwaltung und Behindertenrat allerdings aufatmen, denn in seiner jüngsten Sitzung konnte der Gemeinderat Constanze Werdermann zur neuen Behindertenbeauftragten bestellen. Dass die 39-jährige eine gute Kandidatin für eine solche Aufgabe ist, hat sie schon mehrfach unter Beweis gestellt, so engagierte sie sich bereits im Gesamtelternbeirat der Radolfzeller KiTas, ist Gründungsmitglied des Fördervereins der Teggingerschule und im Vorstand des Montessori-Vereins.

Werdermann hat eine siebenjährige Tochter mit 100-Grad Schwerbehinderung. Weiß also aus nächster Nähe, was es bedeutet mit einer Behinderung zu leben. »Auch ich selbst bin mobilitätseingeschränkt, denn wo meine Tochter nicht hin gehen kann, da kann ich auch nicht hin«, erklärte Werdermann im Rahmen eines Pressegesprächs in der vergangenen Woche. Rund 3.200 Menschen mit über 50-Grad Behinderung leben in Radolfzell. Das sind immerhin zehn Prozent der Zeller Bevölkerung. »Für diese Menschen möchte ich mich einsetzen«, so Werdermann. Ihr Credo ist dabei, was den Menschen mit Behinderung hilft, kommt auch allen anderen zugute. Das beginne schon bei der Beseitigung von holpriger Straßenpflasterung und der größeren Beschriftung von Busfahrplänen.

Auch die Bäder sind ihr ein großes Anliegen. »Es gibt zwar in Radolfzell ein Versehrtenbad, aber ich möchte eigentlich gerne mit meinen Kindern dort baden können, wo auch ihre Freunde baden«, erklärt Werdermann und betont zudem, dass sie sich wünscht, dass nicht nur bei öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen für Barrierefreiheit gesorgt wird, sondern auch bei Geschäften. »Auch heute noch muss man oft nach Hilfe betteln um irgendwo hin oder hinein kommen zu können und das halte ich für einen Ehrverlust«, betonte die neue Behindertenbeauftragte.

Zusammen mit Bürgermeisterin Laule freut sich Günter Wenger, der Leiter des Sachgebietes Integration und Soziales, dass mit Constanze Werdermann eine kompetente neue Behindertenbeauftragte gefunden werden konnte. »Wenn man selbst nicht betroffen ist, dann fällt einem oft gar nicht auf, wo etwas im Argen liegt«, erklärt er. Darum sei es wichtig, dass Werdermann in ihrer neuen Position die Interessen und Anliegen der Menschen mit Behinderung gegenüber dem Gemeinderat vertritt und auch kontrolliert ob die angestoßenen Maßnahmen gut umgesetzt werden.

Zur Person

Constanze Werdermann ist in Stuttgart geboren und lebt seit zehn Jahren in Radolfzell. Sie hat Management und Marketing studiert und ist Gründerin eines Bewertungsportals für Pflegebedarf. Zudem schreibt sie eine Kolumne für Momo, ein Magazin über Kinder und betroffene Eltern mit Handicap.

- Dominique Hahn