Über 1.000 Teilnehmer bei Naturschutztagen
Fakten, Visionen und Hoffnung in Krisenzeiten

Das Foyer des Milchwerk Radolfzell war Marktplatz für Informationen während der vier Naturschutztage.
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Radolfzell. Nach vier intensiven Tagen sind die Naturschutztage am Bodensee am Sonntag zu Ende gegangen. Mehr als 1.000 Umwelt- und Naturschutzaktive folgten der Einladung der beiden Natur- und Umweltschutzverbände NABU und BUND nach Radolfzell. Sie erwartete ein vielfältiges und spannendes Programm zu Natur- und Artenschutz, zukunftsfähiger Landwirtschaft sowie mehr als 40 Fachvorträge, Workshops, Exkursionen und Diskussionsrunden. Über allem stand die Frage, wie auf die bedrohlichen Krisen unserer Zeit reagiert werden kann.

Für die Landesvorsitzenden von NABU und BUND, Johannes Enssle und Sylvia Pilarsky-Grosch, ist die viertägige Traditionstagung stets ein Mutmacher für den aktiven Start ins Naturschutzjahr: „Die Naturschutztage bieten für alle Naturschutzinteressierten neue Fakten, Visionen und Impulse in herausfordernden Zeiten. Wir wollen ehrenamtlich Aktiven Strategien aufzeigen, um angesichts von Klimakrise, Artenkrise und Kriegen in unserer Welt den Mut zu behalten. Obwohl Vieles im Argen liegt, gibt es auch Erfolgsgeschichten, die zeigen, dass wir gemeinsam viel erreicht haben, etwa bei der Rettung des Wanderfalken durch das DDT-Verbot oder die Gründung des Nationalparks im Schwarzwald“, so die beiden Vorsitzenden.

Europawahl ist Schicksalswahl auch fürs Land

Das Naturschutzjahr hält 2024 viel bereit. Die Europawahl am 9. Juni könnte zum Scheidepunkt werden: „Bislang war die EU-Politik ein Garant für Verbesserungen im Natur- und Umweltschutz. Doch es treten Parteien an, mit denen die Aufweichung von FFH- und Vogelschutzrichtlinie droht. Das hätte dramatische Folgen, auch für Baden-Württemberg. Geschätzt haben 80 Prozent unserer Umweltvorgaben ihren Ursprung in Verträgen und Gesetzen der EU. Wir Bürgerinnen und Bürger sind gefordert, am 9. Juni dem Natur- und Klimaschutz unsere Stimme zu geben“, betont Johannes Enssle.

Verbände lehnen Gentechnik-Aufweichung ab

Die Wahlentscheidung im Sinne der Natur ist umso wichtiger angesichts aufkeimender Bestrebungen, grundlegende Regelungen aufzuweichen. So lehnen BUND und NABU etwa die aktuellen Vorschläge der EU zur Deregulierung der Gentechnik ab: „Es widerspricht den Regeln der Vernunft, hier das Vorsorgeprinzip abschaffen zu wollen. Damit würden der Bioanbau in der EU und die Wahlmöglichkeit von Verbraucherinnen und Verbrauchern faktisch abgeschafft“, stellt Sylvia Pilarsky-Grosch fest.

Koalitionsvertrag im Land einlösen

In Baden-Württemberg hat die Landesregierung unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann zwar viel für den Umwelt- und Naturschutz auf den Weg gebracht. „Jetzt gilt es aber, bei der Umsetzung guter Ideen nicht nachzulassen. Auch wenn die Krise der Natur durch viele andere Themen überlagert wird, duldet sie keinen Aufschub“, wie Enssle und Pilarsky-Grosch betonen. „Der Lückenschluss im Nationalpark, die Verbesserung der Naturschutzgebiete, der Biotopverbund, das Biosphärengebiet im Allgäu und wirksame Maßnahmen zur Reduktion des Flächenverbrauchs etwa sind gesetzt. Auch die CDU muss hier über ihren Schatten springen und ihre Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag einlösen“, so die Landesvorsitzenden.

Keine kurzfristigen Kürzungen auf Bundesebene

Aber auch auf Bundesebene müssen Versprechen eingehalten werden: „Die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt sind fatal und nicht hinnehmbar. Sie gefährden die Generationengerechtigkeit und unser aller Zukunft. Wir brauchen wirkungsvolle Investitionen in den Schutz der Meere und anderer Ökosysteme, um die Klimakrise abzufedern, statt kurzfristige Kürzungen zu Lasten der Natur", betonen Enssle und Pilasky-Grosch.

Netto-Null zum Flächenverbrauch auf Zielgerade

Der erfolgreiche Abschluss der Initiative „Ländle leben lassen“, der am Samstag vor dem Veranstaltungsort Milchwerk mit einer Fotoaktion gefeiert wurde, zeigt für NABU und BUND, dass gemeinsam viel erreicht werden kann. „Wir sind viele tausend Aktive, jede und jeder Einzelne ist wichtig. Euer Engagement wirkt. Wir hoffen, dass die Übergabe der Unterschriften aus dem Volksantrag im Februar der Landespolitik den nötigen Schwung verleiht, um beim Flächenverbrauch die Netto-Null bis 2035 zu erreichen“, erklärten die beiden Landesvorsitzenden zum Abschluss.

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Presseinfo aus Singen

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