Ver.di konzentriert Warnstreik in Radolfzell
Fachkräftemangel durch weiter schlechte Arbeitsbedingungen
Radolfzell. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft die Beschäftigte der Sozial- und Erziehungsdienste im Landkreis Konstanz zu weiteren Streiks auf. In Singen treffen sich die Streikenden um 9 Uhr zur Busabfahrt am Hallenbad, in Konstanz ebenfalls um 9 Uhr am Benediktinerplatz sowie in Radolfzell ab 9:30 Uhr am Milchwerk. Von dort ist ein Demonstrationszug mit zahlreichen Streikenden in die Innenstadt zu einer Kundgebung am Seetorplatz geplant. Als Streikrednerin wird Hanna Binder, stellvertretende ver.di- Landesleiterin, in Baden- Württemberg erwartet, teilte die Gewerkschaft mit.
Mit dem Warnstreik, die auch den Betrieb der Kindertagesstätten im Landkreis mit lokalen Unterschieden beeinträchtigen, soll der Druck auf die kommunalen Arbeitgeber vor der dritten Verhandlungsrunde erhöht werden. Hintergrund sind die Tarifverhandlungen für die rund 330.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst, die am 22. März ergebnislos vertagt wurden. In den vergangenen Wochen hatte es bereits zahlreiche regionale Streiks gegeben, unter anderem in Singen und auch schon einmal in Radolfzell.
„Die Enttäuschung über die Haltung der Arbeitgeberseite, die ein konkretes Angebot bisher verweigert haben, ist massiv. In Fragen der Entlastung und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie für die Aufwertung der Berufe sind in der letzten Verhandlungsrunde nicht einmal Ansätze für Kompromisslinien gefunden worden“, kritisiert die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. Daher habe ver.di jetzt zu bundesweiten Streiks aufgerufen.
Nach Berechnungen des Deutschen Jugendinstitutes fehlen bis zum Jahr 2025 allein in den Kitas 300.000 Fachkräfte, in der Sozialarbeit und in der Behindertenhilfe sei die Situation nicht besser, betont Behle. „Wir brauchen eine deutliche Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes, um die personellen Verhältnisse in Kitas und in den sozialen Einrichtungen jetzt endlich zu verbessern. Der Fachkräftemangel war schon in den vergangenen Jahren massiv, durch die Corona-Krise hat er sich noch weiter zugespitzt, weil viele Beschäftigte die Soziale Arbeit verlassen und sich andere Arbeit suchen. Der Arbeitsdruck wird in den sozialen Berufen immer stärker.“
ver.di fordert laut seiner Mitteilung in den Tarifverhandlungen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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