Der Spitalfonds stellt einen Förderantrag für die Erstellung eines Konzepts zur Einrichtung eines Geburtshauses in Radolfzell
Erster Schritt zu einem Geburtshaus
Radolfzell. Noch immer sitzt der Schmerz in Radolfzell tief über den Verlust der Geburtenstation im Krankenhaus. Seit rund dreieinhalb Jahren können in Radolfzell damit nämlich, abgesehen von Hausgeburten, keine Kinder mehr zur Welt kommen. Wenn es nach dem Willen von Stadt und Gemeinderat geht, dann soll sich das in absehbarer Zeit ändern. Deshalb beschloss das Gremium in der vergangenen Woche, über den Spitalfonds einen Antrag auf Fördergeld zu stellen, mit dem ein Konzept für eine hebammengeleitete geburtshilfliche Einrichtung in der Stadt erarbeitet werden soll.
Konkret geht es dabei also um ein »Geburtshaus«. Damit soll ein wichtiger Mangel beseitigt werden, denn »schwangere Frauen im Landkreis Konstanz haben keine freie Wahl ihres Geburtsortes mehr«, wie es eigentlich gesetzlich vorgeschrieben ist. Damit »liegen erhebliche Versorgungsengpässe vor«, heißt es in der Sitzungsvorlage, über die der Gemeinderat beraten hat.
Bei dem »Förderfolgeaufruf des Landes«, an dem sich die Stadt Radolfzell nun beteiligen möchte, geht es konkret um die »Erprobung von lokalen Gesundheitszentren mit Fokus auf geburtshilflicher Versorgung«.
»Bei dem Förderantrag geht es zunächst darum, ein Konzept für eine solche Einrichtung zu erarbeiten«, erklärt Bürgermeisterin Monika Laule im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Dazu gehört natürlich auch ein Finanzkonzept. Denn die Einrichtung müsste sich am Ende tragen, ohne dass ständig in größerem Rahmen Finanzmittel zugeschossen werden müssen, erläutert Laule. Hierbei zeigt sie sich allerdings insofern zuversichtlich, als dass es außerhalb des Landkreises Konstanz durchaus Geburtshäuser gibt, die sich selbst tragen können. Voraussichtlich entscheidet sich noch im November, ob der Förderantrag aus Radolfzell von der Landesregierung bewilligt wird oder nicht.
Entscheidung fällt im November
Kommt aus Stuttgart ein positiver Bescheid, dann kann die Erarbeitung des Konzepts beginnen. Als Projektmanagerinnen konnten die Hebammen Mela Pinter und Oktavia Kamra gewonnen werden. Bis März 2022 ist dann für alle Beteiligten Zeit, ein entsprechendes Konzept auszuarbeiten.
Dafür stünden bei einem positiven Förderbescheid durch die Landesregierung laut Bürgermeisterin Monika Laule rund 260.000 Euro zur Verfügung, wovon der Spitalfonds 67.200 Euro aus der eigenen Tasche bezahlen muss. Zusätzlich genehmigte der Stiftungsrat noch weitere finanzielle Leistungen in Höhe von maximal 40.000 Euro, die für nicht förderfähige Maßnahmen verwendet werden können, soweit sie zur Erreichung des Förderziels notwendig sind. »Nicht nur für Radolfzell, sondern für den ganzen Landkreis wäre eine solche Einrichtung sehr gut, denn dann bestünde auch endlich wieder die freie Wahl des Geburtsortes«, betont Laule im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.
Lokales Gesundheitszentrum kommt
Wesentlich weiter fortgeschritten sind die Vorbereitungen für ein lokales Gesundheitszentrum zur geburtshilflichen Versorgung. Dabei geht es um alles was Vor- und Nachsorge rund um die Geburt angeht. Auch darum, Hebammen und Gebärende zueinander zu bringen. Denn oft ist es schwierig, überhaupt eine Hebamme zu finden, die noch Betreuungskapazität frei hat. Diese Situation soll sich zumindest schon mal durch das lokale Gesundheitszentrum verbessern. Angekündigt wurde diese Einrichtung bereits kurz vor Weihnachten 2019. »Wir konnten dafür inzwischen Räume anmieten und haben eine Eröffnung für November ins Auge gefasst«, verrät Monika Laule gegenüber dem WOCHENBLATT. Das wäre dann zumindest schon einmal der erste Schritt hin zu einem möglichen zukünftigen Geburtshaus in Radolfzell.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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