Viele Interessierte bei Info zu Wärmeplanung
Erster großer Nahwärmering geht schon bald an Realisierung

In einem Podiumsgespräch beantworteten die Referenten der Bürgerinformation zur Radolfzeller Wärmeplanung viele konkrete Fragen aus dem Publikum. Im Bild (von Links) Angelique Augenstein vom Dezernat für nachhaltige Stadtentwicklung, Nils Hägele vom Unternehmen "energielenker projects", das die Projektierung mit ausgearbeitet hat, Gerd Burkert von der Landkreis-Energieagentur, Lars Kießling, Technischer Leiter,  und Tobias Hagenmeyer, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell. | Foto: Fiedler
  • In einem Podiumsgespräch beantworteten die Referenten der Bürgerinformation zur Radolfzeller Wärmeplanung viele konkrete Fragen aus dem Publikum. Im Bild (von Links) Angelique Augenstein vom Dezernat für nachhaltige Stadtentwicklung, Nils Hägele vom Unternehmen "energielenker projects", das die Projektierung mit ausgearbeitet hat, Gerd Burkert von der Landkreis-Energieagentur, Lars Kießling, Technischer Leiter, und Tobias Hagenmeyer, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell.
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Radolfzell. "Wir sind hier in Radolfzell in Sachen kommunaler Wärmeplanung wohl schon am weitesten in der Region", konnte die Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung, Angelique Augenstein, zufrieden bei einer Informationsveranstaltung für die BürgerInnen am Mittwochabend im Radolfzeller Milchwerk feststellen, nicht nur, weil man mit den Energiedörfern Möggingen und Liggeringen schon seit Jahren auf konkrete Erfahrungen setzen kann.

Die Stadtwerke Radolfzell stellten nun kürzlich im Rahmen der Vorträge unter anderem ihr Projekt "Seewärmering" vor, das von der Kläranlage Radolfzell als Energiequelle sowie dann - was noch untersucht werden muss - aus der Wärme des Seewassers gespeist eine Zone mit dem Milchwerk, dem Seemaxx, den innerstädtischen Fabriken von Allweiler und Hügli und noch ein größeres Quartier an der Konstanzer Straße versorgen könnte, wenn dort die Nachfrage gegeben wäre.

Vorstellbar wäre, mit der "Seewärme" einen eine Ringleitung zu ziehen, über die dann lokale Nahwärmezentralen ihre Energie beziehen können, die mittels großer Wärmepumpen dann für die Nahwärmenetze aufbereitet werden könnten, was erst noch Zukunftsmusik ist, aber als Ziel verfolgt werden soll, da dies einen sehr gewichtigen Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt Radolfzell wäre. Die Seewärme ist natürlich längst nicht die einzige Variante, denn auch Photovoltaik oder Solarthermie wie Biomasse bis zu Hackschnitzeln wolle man in die Konzepte einbeziehen, wenn das Erfolg verspreche.

Umsetzung ab 2027 möglich

Wie der Leiter der Stadtwerke Radolfzell, Tobias Hagenmeyer sagte, wolle man die Erhebung und Planung vorantreiben und könne ab 2027 mit dem ersten Netz in die Umsetzung gehen. Insgesamt haben die Planer aus dem Dezernat die Stadt in 39 Cluster aufgeteilt, die mit lokalen Nahwärmenetzen versorgt werden können. 12 Gebiete sollen aufgrund der Struktur der Quartiere vorrangig behandelt werden, fünf Gebiete wurden nun in einer ersten Runde genau unter die Lupe genommen, um zu untersuchen, wie sich hier eine zentrale Nahwärmeversorgung fürs Quartier umsetzen lassen könnte. Top-Favorit dieser Erhebung wäre das Gebiet westlich der Konstanzer Straße, zumal bei den Planungen am Gleisdreieck für eine künftige Bebauung auch das Thema Nahwärme auf der Agenda steht.

Klar sei, so Lars Kießling, technischer Leiter Stadtwerke Radolfzell, dass eine Umsetzung dann auch von der Resonanz der Anlieger abhängt. Die Erstellung der Nahwärmenetze stelle eine gewaltige Investition dar, also müsse man eine bestimmte Anschlussdichte erreichen, um diese dann durch "Wärmegebühren" wieder refinanzieren zu können. Deshalb stehen über dem auch in den Plänen favorisierten Gebiet der Radolfzeller Altstadt noch einige Fragezeichen, was eine tatsächliche Umsetzung beträfe. Der Aufwand dort nochmals höher durch die Gestaltung, es gelte dann auch wirtschaftliche Auswirkungen in die Planung einzubeziehen, wenn die Altstadt für längere Zeit dann Baustelle werde zu Verlegung der Leitungen.
Bei neueren Baugebieten, wie etwa in Böhringen am "Hübschacker" sei eine Nahwärmenutzung wesentlich direkter umzusetzen. Dort war das bereits Thema für die Architekten beim Wettbewerb gewesen, die Stadt Radolfzell will dort den Anschluss ans Nahwärmenetz zur Bedingung machen.

Viele Fragen zum Zeitplan

Auch wenn zur Informationsveranstaltung weit weniger BürgerInnen als erwartet kamen, waren die erschienenen Wohnungs- und Hausbesitzer sehr interessiert am Thema, was sich auch an den Fragen bemerkbar machte. So meldeten sich Hausbesitzer, deren Heizungen schon über 25 oder 30 Jahre alt sind, und die nun natürlich wissen wollten, wann sie mit einem Anschluss rechnen könnten. Gerade weil Ersatzbeschaffungen im Raum stehen und damit die Entscheidung, welche Art der Wärmequelle es sein sollte. Wann man davor selbst investieren müsste, wäre ein Anschluss für eine ganze Weile nicht mehr interessant. Da mussten die Fachleute aber erst mal mit den Schultern zucken, denn nun geht es erst mal um ein Gebiet und die Machbarkeitsstudie dazu. Der städtische Bereich ist auch Neuland für die Beteiligten, denn in den Energiedörfern Möggingen und Liggeringen habe man eine ganz andere Resonanz gehabt.
Die Nachfrage eines Besuchers, wie die Planer kleine Nahmwärmenetze in Nachbarschaftsprojekten sehen, wurde von Gerd Burkert von der Energieagentur als gut bewertet, vor allem für Gebiete, die aufgrund ihrer Strukturen eher hinten auf der Liste stehen, könnte das insgesamt eine Lösung sein.
Die Stadt Radolfzell hat für das Projekt Nahwärme eine Informationsplattform auf ihrer Homepage zum jeweils aktuellen Stand aufgebaut.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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