Ganz Radolfzell feiert seine Hausherren ein Wochenende lang
Erhabene und fulminante Momente
Radolfzell (gü). Als ein erhabenes Gefühl bezeichnete Peter Kessler, Bürgermeister von Moos, den Moment, als die Pilger von der Höri während der Mooser Wasserprozession in den Radolfzeller Hafen einfuhren. Eine Aussage, die die zahlreichen Zuschauer, die die buntgeschmückten Boote in Empfang genommen haben, wohl teilten. Auch in diesem Jahr stellte die alljährliche Wallfahrt einen der Höhepunkte beim Hausherrenfest dar. Noch heute komme der Pilgerfahrt eine große Bedeutung zu, wie Oberbürgermeister Martin Staab erklärte: »Die Mooser Wasserprozession ist gelebte Tradition. Sie verbindet Moos und Radolfzell eng miteinander.« Sein Pendant, der Mooser Bürgermeister Kessler ergänzte: »Ich freue mich jedes Jahr, wenn wir unser Gelübde erfüllen können.«
Hinter Radolfzell liegt ein Hausherrenwochenende voller Innehalten, Tradition und weltlichen Highlights. Die höchsten Feiertage der Stadt zu Ehren der drei Hausherren Theopont, Sensius und Zeno erwiesen sich als das Ausnahme-Ereignis für die Bürger. Bereits im Vorfeld erkläre Stadtpfarrer Michael Hauser das Hausherrenfest zum wichtigsten Fest in Radolfzell: »Es ist auch mehr als fromme Tradition, weil es ohne Sentimentalität von Alt und Jung gefeiert wird und weil für die große Mehrheit der Besucher das kirchliche und weltliche Feiern zusammen gehören.«
Den Worten des Geistlichen ließen die Radolfzeller Taten folgen: Bereits am Freitag wartete die Feuerwehr dabei mit einem Novum auf. Zum ersten Mal nach rund 25 Jahren zeigten bei der traditionellen Schauübung auch wieder Kinder unter zehn Jahren ihre Leistungsbereitschaft. Feuerwehrkommandant Helmut Richter hob dabei den Wunsch in Bälde eine Kinderfeuerwehr ins Leben zu rufen hervor. Zudem, so er, werden im kommenden Jahr, nach einjähriger Abstinenz wieder das DLRG, das Rote Kreuz und das THW an der Schauübung teilnehmen.
Der Hausherren-Sonntag zeigte die tiefe Verwurzelung der religiösen Tradition in der Bevölkerung. Beim feierlichen Hausherrenamt im Münster hielt Dekan a.D. Geistlicher Rat Berthold Enz aus Wiesloch die Predigt. Dabei rief er den Gläubigen mit Anspielung auf die schrecklichen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit zu: »Der Glaube an Gott gibt noch heute Sinn und Orientierung.« Auch die drei Hausherren hätten ihren Glauben in Zeiten von Gewalt und Verfolgung gelebt. Und auch heute noch, dürfen sich Menschen an Gott halten. Danach zog die Prozession mit den Reliquien bei sonnigem Wetter durch die Altstadt bis zum Marktplatz. Dort stellte Stadtpfarrer Michael Hauser die zahlreich erschiene Bevölkerung unter den Segen der Hausherren Theopont, Senesius und Zeno.
Ein weiteres Novum erwartete die Besucher beim Galakonzert des JBO: Das Konzert lockte auch in diesem Jahr mehrere Hundert Zuhörer auf den Marktplatz und bescherte ihnen einen wundervollen Abend. Dazu trug auch der Schulchor der Ba Yin Schule aus Peking sowie das Klarinettenorchester der Provinz Guangzhou bei, die mit zauberhaften Klängen aus Fernost verzauberten. OB Staab erklärte dabei, dass Musik eine Weltsprache sei und Kulturen und Nationen verbinde. Zudem verriet der Radolfzeller Rathauschef, dass das JBO im nächsten Jahr als Gegeneinladung nach China reisen wird und dies »den Hausherren sicherlich gefallen hätte«.
Mehr Bilder vom diesjährigen Hausherrenfest gibt es unter bilder.wochenblatt.net sowie in der aktuellen Printausgabe des Radolfzeller WOCHENBLATTES auf der Seite 3.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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